Burnout und Gesundheitsprobleme bei jungen Elitesportlern

Burnout und Gesundheitsprobleme bei jungen Elitesportlern
© David Lahoud - peopleimages.com / Adobe Stock

Etwa 40 Prozent aller jugendlichen Spitzenathleten leiden unter Gesundheitsproblemen und bis zu neun Prozent an Sportler-Burnout. Eine norwegische Studie hat nun zum ersten Mal untersucht, ob es zwischen diesen beiden Phönomenen einen Zusammenhang gibt (1). Dafür wurden an drei unterschiedlichen norwegischen Sportgymnasien, die angehende Spitzenathleten ausbilden, 210 Jugendliche akquiriert. Die teils prospektive, teils retrospektive Studie erhob im Zeitraum von 2014 bis 2017 Daten aus 124 Wochen.

Insgesamt waren 32 unterschiedliche Sportarten vertreten, die den drei Kategorien Mannschafts-, Ausdauer- und technische Sportart zugeordnet wurden. Von den 210 Teilnehmern waren 50 Prozent Mannschaftssportler, 27 Prozent Ausdauer- und 22 Prozent technische Sportler. 65 Prozent übten Sommersportarten aus, die übrigen 35 Prozent Wintersport. Der Männeranteil betrug 64 Prozent.

Definitionen: Gesundheitsprobleme und Burnout

Gesundheitsprobleme und Burnout sind als Begriffe schwer fassbar, da Gesundheit, Krankheit und Erschöpfung fließende, individuelle Zustände sind. Daher wurden folgende Definitionen zu Hilfe gezogen: Gesundheitsprobleme sind demzufolge zunächst als physische Verletzung oder Krankheit beschrieben. Verletzungen wurden weiterhin in akute, einem Ereignis zuordenbare Vorfälle und in keine solch einem Ereignis zuordenbare Überlastungsschäden unterteilt. Krankheit definierte ein „Gesundheitsproblem nicht-traumatischer Natur, das andere Organsysteme betrifft (…) sowie systemische Erkrankungen und Infektionen, die den Bewegungsapparat betreffen“. Das Sportler-Burnout wurde als Syndrom körperlicher und emotionaler Erschöpfung benannt, das mit Leistungsschwäche, Kummer und der Abwertung des Sports einhergeht.

Datenerhebung und Schwerpunkte

Der prospektive Studienteil fand ab August 2014 statt. Nach Erhebung der grundlegenden körperlichen und sportspezifischen Daten gaben die Jugendlichen 26 Wochen lang einmal wöchentlich ihre Gesundheitsprobleme über eine App an. 2015 wurden die jungen Athleten ergänzend dazu von physisch anwesenden Ärzten interviewt. Während einer zweijährigen Pause führten die Schüler lediglich Leistungstagebuch, das auch als Gedächtnisstütze im prospektiven Teil diente.

Kurz vor Beenden der Abschlussklasse wurde 2017 ein zweiter Fragbogen ausgeteilt und weitere Interviews fanden statt. Dieser zweite, webbasierte Fragebogen enthielt den Athleten-Burnout-Fragebogen (ABQ), dessen Auswertung die Hauptergebnisse der Studie bildeten. Der ABQ fragt die Burnout-Symptome für die Parameter „psychophysiologische Erschöpfung“, „vermindertes Leistungsempfinden“ und „Abwertung des Sports“ dezidiert auf einer Skala von 1 bis 5, von „fast nie“ bis „fast immer“, ab.

Ein weiterer Bestandteil des zweiten Fragebogens war eine auf das athletische Umfeld angepasste Erhebung zur psychologischen Grundbedürfnisunterstützung (QBPNS). Darin werden Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit als drei menschliche Grundbedürfnisse benannt, deren Erfüllung die Eigenmotivation und das individuelle Wohlbefinden positiv beeinflusst. Die jugendlichen Sportler sollten angeben, wie sie ihren eigenen Einfluss auf den Trainingsablauf einschätzten und wie die Unterstützung der o. g. Bedürfnisse durch den Trainer und die Eltern. Dabei wurden organisatorische Situationen wie Trainingspläne, Verpflegung und Transport abgefragt, aber auch Stress und Wohlbefinden, das soziale Eingebundensein in Schule und Team, die Zufriedenheit mit schulischen Leistungen und ob es während ihrer Schullaufbahn einschneidende Ereignisse wie Krankheit, Tod, Scheidung, Unfälle im nahen Umfeld gegeben hatte.

Gesundheitsprobleme beeinflussen Sportler-Burnout

Die Auswertung der Daten zeigt unabhängig von der Art der gesundheitlichen Einschränkung einen deutlichen Zusammenhang zwischen größerer Belastung durch Gesundheitsprobleme und Burnout. Der ABQ-Score lag im Durchschnitt bei 2,3; bei 12 Prozent der Athleten sogar bei über 3,0. Unterschiede zwischen den Sportkategorien gab es keine. Besonders hoch bewertet wurde das Gefühl für Autonomie im Trainingsablauf, gefolgt von die oben genannten Grundbedürfnisse unterstützenden Trainern und Eltern.

Als besonders schwächend, und daher ausschlaggebend mit einem höheren ABQ-Wert verbunden, wurde das Fernbleiben von zuhause im ersten Schuljahr von den Mannschaftssportlern und im zweiten Jahr von den Technik- Athleten empfunden. Der Einfluss gesundheitlicher Probleme auf athletische Burnouts bei Jugendlichen ist zwar bestätigt, die Frage nach den kausalen Mechanismen bleibt aber weiterhin offen.

Die Erkenntnis, dass eine höhere Einschränkung durch Gesundheitsprobleme bei Jugendlichen zum athletischen Burnout führen kann, ist ein valides Warnsignal und Wegweiser für präventive Maßnahmen. Häufen sich Gesundheitsprobleme, können z. B. spezielle Aufwärmprogramme und eine verstärkte Infektionskontrolle die Negativspirale aufhalten.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Moseid NFH, Lemyre N, Roberts GC, et al. Associations between health problems and athlete burnout: a cohortstudy in 210 adolescent elite athletes. BMJ OpenSport & Exercise Medicine2023; 9: e001514. doi:10.1136/bmjsem-2022-001514