Bakterien im Fettgewebe: Ein Baustein des metabolischen Syndroms

Bakterien im Fettgewebe: Ein Baustein des metabolischen Syndroms
© Juan Gärtner / AdobeStock

Unter dem metabolischen Syndrom wird je nach Definition die Kombination aus Fettleibigkeit und erhöhtem Blutdruck, Insulinresistenz (z. B. Diabetes Mellitus Typ 2) oder veränderten Blutfetten verstanden. Diese häufig gemeinsam auftretenden Symptome betreffen etwa jeden fünften Deutschen und bilden ein bedeutendes Risikocluster für Herz- und Gefäßerkrankungen.

Dass Veränderungen des Darm-Mikrobioms sich auf den Stoffwechsel auswirken, ist aus Studien bereits bekannt. So führen bestimmte Mikrobiom-Konstellationen eher zu Fettleibigkeit, Entzündung, Insulinresistenz oder Typ 2 Diabetes. Wie das Mikrobiom von adipösen Patienten mit den oftmals leicht erhöhten Entzündungswerten bei Fettleibigkeit zusammenhängen kann, haben nun Forscher an der Universität Leipzig untersucht (1). Für ihre Studie sammelten sie während laparoskopischer Operationen Proben aus dem Fettgewebe von 75 adipösen Patienten mit und ohne Typ 2 Diabetes und nahmen parallel Blut ab. Sowohl in den Geweben als auch den Blutproben wurde dann nach bakterieller DNA gesucht. In mittels Immunfluoreszenz gefärbten Schnitten konnten zusätzlich intakte Bakterien (v. a. Proteobakterien und Firmicuten) im Fettgewebe nachgewiesen werden.

Entzündungsparameter sowie Indikatoren für den Glukosestoffwechsel waren bei den Personen mit Diabetes signifikant höher. Die Menge der gefundenen Bakterien-DNA unterschied sich jedoch nicht zwischen Adipösen mit bzw. ohne Diabetes, war aber mit der Einwanderung von Makrophagen in das Fettgewebe sowie Entzündungs- und Stoffwechselparametern im Blut assoziiert. Um zu klären, ob die Entzündung im Fettgewebe die Einwanderung von Bakterien überhaupt erst ermöglicht und deren Präsenz damit sekundär wäre, wurden in vitro Adipozyten von gesunden, normalgewichtigen Testpersonen mit bakterieller DNA inkubiert. In der Folge exprimierten die Zellen inflammationsfördernde Proteine (TNF-α und Interleukin 6). Aus diesen Ergebnissen folgern die Forscher, dass die Bakterien maßgeblich zu der leichten, dauerhaften Entzündung im Fettgewebe adipöser Patienten beitragen. Dafür reiche, so die Forscher, die DNA einer Bakterienzelle pro 100 Adipozyten aus.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Massier L, Chakaroun R, Tabei S, Crane A, Didt KD, Fallmann J, von Bergen M, Haange SB, Heyne H, Stumvoll M, Gericke M, Dietrich A, Blüher M, Musat N, Kovacs P. Adipose tissue derived bacteria are associated with inflammation in obesity and type 2 diabetes. Gut. 2020; 0: 1-11. doi:10.1136/gutjnl-2019-320118