11 Empfehlungen gegen Bewegungsschmerzen

11 Empfehlungen gegen Bewegungsschmerzen
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Muskuloskelettale Schmerzen können körperlich extrem einschränken, mindern die Lebensqualität und betreffen leider extrem viele Menschen. Derzeit bestehen Diagnose und Behandlung von Bewegungsschmerzen vor allem in einem Zuviel an routinemäßiger Bildgebung, Opioidverordnungen und operativen Interventionen. Zu kurz kommen hingegen frühzeitige, hochwertige Physiotherapie und konsequente Bewegungsschulung. Um diesem Manko entgegenzutreten, sind australische Mediziner und Physiotherapeuten nun gemeinsam tief in die aktuellen – in diesem Fall englischsprachigen – Leitlinien rund um die Behandlung muskuloskelettaler Schmerzen eingetaucht. Drei Viertel der insgesamt 44 schieden wegen Qualitätsmängeln aus; am Ende standen elf CPG (Clinical Practical Guidelines) zur Verfügung.

Die Empfehlungen gegen Bewegungsschmerzen im Überblick

Vier der via AGREE-II (Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation) als qualitativ hochwertig identifizierten Leitlinien beschäftigten sich mit lumbalem Rückenschmerz, vier mit (auch arthrosebedingten) Schmerzen von Hüfte und Knie, zwei mit Nacken- und eine mit Schulterschmerz. Das Ergebnis der Auswertung ist ein Katalog von elf Do/Don’t-Empfehlungen, welche über die in der Studie berücksichtigten Bereiche hinweg konsistent waren:

1. Patientenzentrierte Behandlung: Ausgerichtet an der individuellen Situation des Patienten, mit effektiver Kommunikation und gemeinsam getroffenen Entscheidungen.

2. Systematisches Screening mit Fokus auf „red flags“: Begutachtung der Patienten hinsichtlich schwerer, auch auf den ersten Blick nicht auffälliger Pathologien (z.B. Frakturen, Infektionen, neurologische Defizite).

3. Assessment psychosozialer Einflussfaktoren (z.B. depressive Symptome, Ängste, hohe Erwartungshaltung).

4. Verzicht auf bildgebende Verfahren, außer a) es besteht der begründete Verdacht auf eine ernste Erkrankung, b) konservative Verfahren haben zu keiner Verbesserung oder gar einer Verschlechterung geführt oder c) zu erwarten ist, dass Bildgebung die Behandlung grundlegend voranbringen kann.

5. Körperliche und neurologische Untersuchung, um das Schmerzgeschehen optimal zu klassifizieren (z.B. zwischen Sehnen- und Gelenkschmerz).

6. Evaluation des Heilungsverlaufs (z.B. mittels validierter Fragebögen), um Schmerzintensität, Lebensqualität und Entwicklung der Funktionalität zu verfolgen.

7. Patientenschulung, um sie für ihre Handlungsoptionen zu sensibilisieren und zum eigenständigen Management ihrer Erkrankung zu motivieren.

8. Starke Motivation zu passender körperlicher Aktivität bzw. Sport, um das Schmerzgeschehen günstig zu beeinflussen und die Mobilität zu erhalten bzw. zu erhöhen.

9. Einsatz von Manualtherapie nicht als alleinige Behandlung, sondern höchstens als Ergänzung zur übrigen multimodalen Therapie.

10. Verzicht auf operative Verfahren, wo immer möglich (bei Abwesenheit von „red flags“).

11. Konzentration auf frühestmögliche Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, um die Selbstwirksamkeit der Schmerzpatienten zu erhöhen. Inaktivität ist Gift!

■ Lilian Kura

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Quellen:

  1. Lin I, Wiles L, Waller R, Goucke R, Nagree Y, Gibberd M, Straker L, Maher CG, O’Sullivan PPB. What does best practice care for musculoskeletal pain look like? Eleven consistent recommendations from high-quality clinical practice guidelines: systematic review. Br J Sports Med 2020; 54: 79-86. doi:10.1136/bjsports-2018-099878