Wirksamkeit und Sicherheit der Ganzkörper-Elektromyostimulation auf muskuloskeletale Größen bei Menschen in mittlerem bis hohem Lebensalter

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Wirksamkeit und Sicherheit der Ganzkörper-Elektromyostimulation auf muskuloskeletale Größen bei Menschen in mittlerem bis hohem Lebensalter
© Dasha Petrenko / Adobe Stock

Einleitung

Ganzkörper-Elektromyostimulation ist eine Trainingstechnologie die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Besonders wenig sportaffine Personen oder Menschen mit funktionellen Limitationen des Bewegungsapparates können von der zeiteffektiven, gelenkschonenden und konsistent supervidierten WB-EMS Anwendung profitieren. Das gilt besonders für Menschen mit Erkrankungen des Bewegungsapparates, die aufgrund von Bewegungseinschränkungen oder einer Kinesiophobie kaum Optionen haben, kraftorientierter Bewegungsprotokolle auszuüben. Für die in Forschung und kommerzieller Nutzung derzeit nahezu ausschließlich applizierte kraftorientierte WB-EMS Methodenvariante liegen naturgemäß eine vergleichsweise hohe Anzahl von Studien mit primären oder sekundären Studienendpunkten vor, die in engem Zusammenhang mit muskuloskeletalen Erkrankung oder Beschwerden des Bewegungsapparates stehen. Die vorliegende Übersichtsarbeit hat sich das Ziel gesetzt, Untersuchungen, die mittels WB-EMS Einfluss auf die oben beschriebenen Endpunkte nehmen möchten zu identifizieren, zu kategorisieren und Ihre Effekte zusammen zu fassen.

Material und Methoden

Zusammenfassend wurden fünf elektronische Datenbanken (Medline [PubMed], The Cochrane Central Register of Controlled Trials [CENTRAL], Cumulative Index to Nursing & Allied Health [CINAHL via Ebsco Host], SPORTDiscus (via Ebsco Host), Physiotherapy Evidence Database [PEDro]) und zwei Studienregister (Clinical trial.gov, International Clinical Trials Registry Platform [ICTRP] der WHO), bis 6. März 2023 ohne sprachliche Einschränkungen durchsucht. Um weitere Studienberichte zu identifizieren, wurde Google Scholar durchsucht. Lediglich longitudinale klinische Studien und Interventionsstudien mit und ohne Kontrollgruppe, die einen Gutachterprozess durchliefen, wurden berücksichtigt. Der Fokus der Suche lag auf nicht-athletischen Kollektiven in mittlerem bis hohem Lebensalter, bei denen der Einfluss von WB-EMS auf Erkrankungen und Beschwerden des Bewegungsapparates untersucht wurden.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 19 Forschungsprojekte mit 22 Artikeln identifiziert, die Kniearthrose (OA) (n=1), unspezifische chronische Rückenschmerzen (NCLBP, n=4), Sarkopenie (n=4), Osteopenie (n=5) und Biomarker, die in Zusammenhang mit einer Rhabdomyolyse stehen (n=8), als primäre oder sekundäre Endpunkte adressierten. Für NCLBP und Sarkopenie konnte eine hohe Evidenz für signifikant positive Effekte nachgewiesen werden. Die methodische hochwertige Untersuchung zur Knie-OA zeigte ebenfalls signifikant positive Effekte auf primäre Studienendpunkte von OA-Größen. Im Gegenzug konnte aufgrund methodischer Schwächen nur eine (von fünf) Studien mit einem hohem Evidenzgrad belegt werden, die lediglich nicht bzw. grenzwertig nicht signifikante Effekte auf die Knochendichte relevanter Regionen zeigte. Biomarker wie Kreatinkinase als Surrogate einer Rhabdomyolyse zeigten nur in zwei Studien eine leichte Erhöhung der Ruhekonzentration. Hingegen berichtet eine Studie von einem Fall einer leichten Rhabdomyolyse (ca. 10fache Erhöhung der Ruhekonzentration) nach WB-EMS allerdings ohne jede klinische Manifestation. Keine der Studien berichtete über Verletzungen, unerwünschte Nebenwirkungen oder Beschwerden von klinischer Relevanz.

Diskussion

Die vorliegende Untersuchung bestätigt weitestgehend die Einschätzung, dass WB-EMS eine sichere und in vielen Fällen hocheffektive Trainingstechnologie zur Verbesserung von Beschwerden des Bewegungsapparates oder muskuloskeletalen Erkrankungen darstellt. Alle Untersuchungen führten eine überdauernd, eng supervidierte WB-EMS Intervention durch, ein Aspekt den wir für wesentlich für eine sichere und effektive WB-EMS Anwendung ansehen.

■ Le YH, Kohl M, von Stengel S, Uder M, Kemmler W

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