Wie Kollagen bei Meniskusverletzungen helfen kann

Wie Kollagen bei Meniskusverletzungen helfen kann
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Meniskopathien zählen zu den häufigsten Verletzungen im Kniegelenk und treten sowohl bei Freizeitsportlern als auch bei Leistungssportlern auf. Als halbmondförmige Strukturen aus Faserknorpel dienen die Menisken nicht nur der Stoßdämpfung und Stabilisierung des Gelenks, sondern verteilen auch den Druck gleichmäßig auf die Gelenkflächen. Schäden am Meniskus können zu Schmerzen, Funktionseinschränkungen und langfristig auch zu degenerativen Veränderungen im Knie führen. Eine aktuelle randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Studie befasste sich mit der Frage, inwieweit Kollagen-Peptide in Kombination mit einem moderaten Trainingsprogramm die strukturelle Integrität des Gelenkknorpels verbessern und Beschwerden im muskuloskelettalen Bereich lindern können (1).

Kollagen ist das am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Körper und spielt eine essenzielle Rolle in Bindegewebe, Knochen, Knorpel und Sehnen. Der Meniskus besteht zu 72 Prozent aus Wasser; der Rest sind extrazelluläre Matrix und Zellen. Die organische Substanz setzt sich hauptsächlich aus Kollagen (75 Prozent), Glykosaminoglykanen (17 Prozent), DNA (2 Prozent), Adhäsionsglykoproteinen (< 1 Prozent) und Elastin (< 1 Prozent) zusammen. Neben Kollagen Typ I, dem Hauptbestandteil des Meniskus, spielen Kollagenfasern vom Typ II eine wichtige Rolle für die Stabilität des Kniegelenks, da sie den auftretenden Belastungen standhalten können.

32 Personen wurden in die Studie eingeschlossen. 17 nahmen acht Wochen lang täglich ein als Nahrungsergänzungsmittel erhältliches Kollagenpräparat (siehe Tabelle 1), 15 ein Placebopräparat, das aus  Maltodextrin besteht. Die Teilnehmer wurden angehalten, ihr bestehendes Reha-Programm weiterzuführen.

Die Auswertung zeigte, dass die Probanden, die acht Wochen lang das Kollagensupplement erhielten, von einer signifikanten Schmerzreduktion und einer Verbesserung der Lebensqualität und des allgemeinen Wohlbefindens profitierten. Außerdem war die exzessive und irrationale Angst vor schmerzhaften Bewegungen (Kinesiophobie) in der Interventionsgruppe geringer. In der Placebogruppe zeigten sich in keinem Parameter signifikante Änderungen.

 

Inhaltsstoffe des Testpräparates
Tägliche Dosis pro Einnahme
Kollagen-Peptide (Typ I, III)
2000 mg
Glucosaminsulfat
1500 mg
Chondroitinsulfat
750 mg
Methylsulfonylmethan
500 mg
Hyaluronsäure
100 mg
Boswellienharz
50 mg
Hydrolysiertes Kollagen Typ II
40 mg
Vitamin C
100 mg

Tabelle 1: Inhaltsstoffe des Nahrungsergänzungsmittels, das die Interventionsgruppe eingenommen hat (1).

Nach dem derzeit etablierten dreistufigen Staging-System werden dabei die meisten Meniskusläsionen der Grade 1 und 2 konservativ versorgt, während bei Grad-3-Verletzungen häufiger arthroskopische Eingriffe oder eine Exzision empfohlen werden (2). Bei asymptomatischen Meniskusläsionen sollten nichtoperative Maßnahmen immer Vorrang vor einer chirurgischen Maßnahme haben. Wenn konservative Ansätze wie nichtoperative Rehabilitation, nichtsteroidale Antirheumatika und intraartikuläre Injektionen nicht mehr ausreichen, um die Beschwerden bei Meniskusverletzungen zu lindern, kommen operative Verfahren zum Einsatz. Die (partielle oder vollständige) Meniskektomie, bei der das geschädigte Gewebe entfernt wird, zählt zu den Standardverfahren bei Meniskusrissen. Allerdings ist bekannt, dass durch die erhöhte Knorpelkontaktbelastung das Risiko für degenerative Veränderungen und Arthrose im Kniegelenk ansteigen kann. Daher wird stetig versucht, alternative oder komplementäre Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Studien deuten darauf hin, dass Kräftigungsübungen bei degenerativen horizontalen Meniskusrissen ähnliche Effekte auf Schmerzreduktion, Funktionsverbesserung und Patientenzufriedenheit haben können wie arthroskopische Eingriffe (1). Nun zeigt sich, dass Kollagensupplementierung eine sinnvolle Option in der konservativen Behandlung von Meniskopathien darstellen kann, insbesondere als Ergänzung zu einem gezielten Trainings- und Rehabilitationskonzept. Die Studienergebnisse legen nahe, dass Kollagenpeptide entzündungshemmend wirken und den Knorpelstoffwechsel günstig beeinflussen können, was den Heilungsverlauf fördert (1). Eine Kollagengabe allein kann jedoch keinen strukturell schwerwiegenden Meniskusschaden reparieren.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse weist die Studie Limitationen auf. Da wäre zunächst die kleine Stichprobe. Zudem fehlte eine Differenzierung der Meniskusverletzungen. Weitere Untersuchungen können helfen, die Effekte einer Kollagensupplementierung bei der Behandlung von Meniskusverletzungen besser zu beurteilen.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. (1) Genç AS, Yılmaz AK, Anıl B, Korkmaz Salkılıç E, Akdemir E et al. The effect of supplementation with type I and type III collagen peptide and type II hydrolyzed collagen on pain, quality of life and physical function in patients with meniscopathy: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. BMC Musculoskelet Disord. 2025; 26: 17. doi:10.1186/s12891-024-08244-w (2) Wells ME, Scanaliato JP, Dunn JC, Garcia EJ. Meniscal Injuries: Mechanism and Classification. Sports Med Arthrosc Rev. 2021; 29: 154-157. doi:10.1097/JSA.0000000000000311