Sportliche Jugend, bessere Gefäßgesundheit im Alter
Wer in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter sportlich aktiv ist, zahlt damit eindeutig auf eine bessere Gefäßgesundheit im Alter ein – das ergab eine neue schwedische Studie. Das Team um Melony Fotuin-de Smidt wollte damit unklare Ergebnisse früherer Arbeiten klären. Dabei unterschieden sie zwischen den Faktoren Ausdauer und Kraft und zogen Langzeitergebnisse einer 40 Jahre zurückliegenden Gesundheitsprüfung an jungen schwedischen Männern heran (1).
Im Rahmen ihrer Wehrtauglichkeitsuntersuchung werden Männer in Schweden auch auf ihre kardiovasuläre Belastbarkeit getestet. Neben der isometrischen Muskelkraft steht dabei eine Messung der maximalen Ausdauer auf dem Programm. Für die Studie wurden die Gesundheitsdaten von 767 ca. 60-jährigen Männern ausgewertet, die zwischen 2013 und 2016 im Rahmen der Präventionsstudie VIPVIZA an einer Basisbewertung asymptomatischer atherosklerotischer Erkrankungen teilgenommen hatten und in den Jahren 1973 bis 1976 – damals ca. 18 Jahre alt – als wehrtauglich kategorisiert worden waren. Die kardiovaskuläre Untersuchung 40 Jahre später umfasste einen Check auf Karotisplaques sowie eine Messung der Dicke der Intima media (carotid intima-media thickness/cIMT) per hochauflösendem Ultraschall, begleitet von einem Glukose-Toleranztest. Daneben wurden die familiäre Vorgeschichte kardiovaskulärer Erkrankungen, der individuelle BMI, der Blutdruck, die durchschnittliche körperliche Aktivität, Angaben zu Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Bildungsgrad per Fragebogen erhoben.
Gefäßgesundheit: Ausdauer schlägt Muskelkraft
Bei 62 Prozent der 60-jährigen Probanden fanden die Forscher Karotisplaques; die durchschnittliche cIMT betrug 0,78 mm, was dem Zustand subklinischer Atherosklerose entspricht. Größere Ausdauer in der Jugend war dabei nach Bereinigung um familiäre CVD-Anamnese und Bildungsgrad mit einer um 17 Prozent niedrigeren Wahrscheinlichkeit für Plaques im späten Erwachsenenalter assoziiert. Eine zusätzliche Bereinigung um den Parameter Muskelkraft tat dieser Assoziation keinen Abbruch, während hohe Muskelkraft allein die Plaque-Wahrscheinlichkeit nicht verringerte. Die cIMT korrelierte unabhängig von der Muskelkraft signifikant mit guter Ausdauer. Es zeigte sich außerdem, dass dieser positive Effekt in keinem Alter durch isolierte weitere Risikofaktoren direkt moduliert wurde. Erst im späteren Erwachsenenalter zeigten sich indirekte ungünstige Auswirkungen von BMI, systolischem Blutdruck, LDL-Cholesterin, Triglyzeriden und Glukosetoleranz auf die Entwicklung karotischer Plaques.
Fazit: Männer, die im jungen Erwachsenenalter eine gute Ausdauerfitness aufwiesen, hatten im Alter signifikant elastischere und gesündere Gefäße, während hohe Muskelkraft keine Rolle zu spielen schien. Rechnerisch ergibt diese Konstellation ein um 19 Prozent geringeres Risiko für karotische Plaques. Darüber hinaus sollte man aber auch alle weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren über das gesamte Leben hinweg im Blick behalten, da sie ihre Schutz- oder Schadwirkung offenbar als Gesamtheit entfalten.
■ Kura L
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Quellen:
Fortuin-de Smidt M, Bergman F, Grönlund C, Hult A, Norberg M, Wennberg M, Wennberg P. Early adulthood exercise capacity, but not muscle strength, associates with subclinical atherosclerosis 40 years later in Swedish men. Eur J Prev Cardiol. 2023; 30: 407-415. doi:10.1093/eurjpc/zwad007