Revisionsrisiken bei ACL-Rekonstruktion
Rupturen des vorderen Kreuzbandes (ACL) gehören zu den häufigsten Sportverletzungen – und zu denen mit der längsten Rehabilitationszeit. Gleichzeitig besteht immer ein gewisses Revisionsrisiko, etwa durch Implantatversagen oder Wiederverletzung. Eine große norwegische Kohortenstudie verglich nun verschiedene Operationsmethoden hinsichtlich ihrer Outcomes und analysierte in diesem Zuge auch weitere Risikofaktoren bei ACL-Rekonstruktion (1). Für ihre retrospektive Studie zogen die Autoren die Daten von 30 035 primären ACL-Patienten aus dem norwegischen Kniebänderregister heran, von denen 1599 im Zeitraum von maximal 15 Jahren eine Revisions-OP benötigt hatten. In die Analyse flossen das Alter der Patienten zum Zeitpunkt der primären ACL-Rekonstruktion, das Geschlecht, der Grund für die Verletzung, die Operationsmethode samt intraoperativer Befunde und das Vorliegen einer eventuellen Wiederverletzung ein.
Auffallend war, dass sich die meisten Patienten bei sportlichen Aktivitäten wie Fußball oder Handball verletzt hatten. Nach der primären OP betrugen die kumulativen Revisionsraten wie folgt:
– nach 2 Jahren: 2,1 Prozent
– nach 5 Jahren: 4,5 Prozent
– nach 10 Jahren: 6,6 Prozent
– nach 15 Jahren: 7,1 Prozent
Ein markanter Faktor für das Revisionsrisiko war das Alter der Betroffenen zum Zeitpunkt der Erstoperation: Patienten ohne Revisionseingriff waren im Mittel 26,5 Jahre alt, solche mit einer späteren Revisionsoperation durchschnittlich 20,4 Jahre. Auffallend war auch, dass sowohl der Zeitpunkt der Primär-OP als auch der Zeitpunkt der Revision bei Frauen deutlich früher lag als bei Männern (Primär-OP: 23,8 vs. 28,2 Jahre; Revision: 22,5 vs. 22,2 Jahre). Rechnerisch war das Risiko für eine erneute Operation innerhalb von zwei Jahren nach Primärverletzung für unter 20-Jährige beider Geschlechter um das 4,5-Fache erhöht. Für Patienten zwischen 20 und 30 Jahren war es noch immer um den Faktor 2,1 höher gegenüber über 30-Jährigen.
Neben dem Alter spielte die gewählte Rekonstruktionstechnik eine entscheidende Rolle: Wurde das Kreuzband mittels Hamstring-Sehne rekonstruiert, war das Revisionsrisiko um das 2,3-Fache erhöht gegenüber der Patellarsehnen-Transplantation. Die Hauptursache für eine Revisionsoperation war jedoch mit 38,1 Prozent ein erneutes Trauma. Wer gleichzeitig mit der ACL-Ruptur eine Meniskusläsion erlitten hatte, musste sich mit einem um 30 Prozent erhöhten Risiko für Spätrevisionen abfinden.
Restriktionen der Studie bestanden in den teils nicht vollständig erfassten Daten zur verwendeten Operationstechnik und intraoperativen Angaben wie etwa der Positionierung des femoralen Bohrtunnels. Auch fehlten häufig patientenspezifische Angaben wie z. B. der BMI.
■ Kura L
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Quellen:
Vindfeld S, Persson A, Lindanger L, Fenstad AM, Visnes H, Inderhaug E. Revision Anterior Cruciate Ligament Reconstruction: Surgeon-Reported Causes of Failure From the Norwegian Knee Ligament Register. Am J Sports Med. 2025; 53: 801-808. doi:10.1177/03635465251316308