Reha-Erfahrungen junger Leistungssportler
Verletzungen und entsprechende Rehabilitation gehören bekanntlich auch im Nachwuchsleistungssport zum Alltag. Trotzdem fehlt meist die – nicht nur medizinische – Sicht der Betroffenen auf ihre Situation. Eine schwedische Interviewstudie zeigt nun, wie junge Athleten ihre Reha-Erfahrungen schildern (1). In Fokusgruppen an drei Sportgymnasien berichteten 26 männliche und weibliche Athleten (Alter: 15 bis 19 Jahre) aus 11 sportlichen Disziplinen von ihrem jüngsten Verletzungsereignis. Eine induktive Inhaltsanalyse verdichtete die Aussagen zu vier Kernthemen.
So steigerte ein rascher, strukturiert angeleiteter Reha-Start die Motivation und das Vertrauen in den Heilungsverlauf signifikant. Als größtes Hindernis erwiesen sich hingegen Kommunikationslücken: Weil feste Schnittstellen fehlten, fungierten die Jugendlichen oft als Sprachrohr zwischen Physio-, Arzt- und Trainerteam und erhielten teils widersprüchliche Informationen. Emotional belasteten Angst vor erneutem Ausfall, Frustration über Leistungseinbußen und soziale Isolation wegen Nichtteilnahme am Training den Prozess zusätzlich. Zudem fehlten an den Schulen feste medizinische Ansprechpartner, was Diagnostik und Therapiekoordination spürbar verzögerte.
Die Daten verdeutlichen, dass evidenzbasierte Übungen allein nicht reichen. Entscheidend ist ein abgestimmtes interdisziplinäres Netzwerk mit klaren Rollen, regelmäßigen Feedbackrunden und früh integrierter sportpsychologischer Unterstützung. Objektive Belastungstests sollten um subjektive Marker wie etwa das Vertrauen in das verletzte Segment ergänzt werden, um Fortschritte umfassend abzubilden. Sportmediziner und Therapeuten profitieren von einem so genannten Casemanager-Prinzip, das Athlet, Eltern, Trainer und Behandler auf einer gemeinsamen Kommunikationsplattform zusammenführt. Derartige Strukturen verkürzen laut den Studienautoren die Reha-Dauer, verbessern die Adhärenz und senken das Wiederverletzungsrisiko. Schulen und Verbände sind hier gefordert, passende Ressourcen für koordinierte Versorgungswege bereitzustellen.
Fazit: Die Reha-Erfahrungen junger Leistungssportler verdeutlichen die Notwendigkeit einer zügig einsetzenden, kompetent und transparent kommunizierten Rehabilitation, in der körperliche und emotionale Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt werden. Werden diese Ansprüche erfüllt, lassen sich Rückkehrzeiten optimieren und Drop-outs aus dem Leistungssport verhindern.
■ Kura L
Quellen:
Ekenros L, Fridén C, von Rosen P. Experiences of rehabilitation in young elite athletes: an interview study. BMJ Open Sport Exerc Med. 2023; 9: e001716. doi:10.1136/bmjsem-2023-001716