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Nonresponder, Low responder, Hardgainer: Was tun, wenn der Trainingseffekt ausbleibt?

Nonresponder, Low responder, Hardgainer: Was tun, wenn der Trainingseffekt ausbleibt?
© Nestor / Adobe Stock

Sportliche Aktivität erhöht die Lebensqualität und hilft Menschen dabei, bis ins hohe Alter fit und gesund zu bleiben. Doch etwa jeder Fünfte scheint von Training kaum oder zumindest deutlich weniger zu profitieren als andere (6). Diese Personen nennt man »Nonresponder«, »Low responder« oder »Hardgainer«. Ob es das Phänomen der Trainingsresistenz tatsächlich gibt oder ob eine ganz andere logische Erklärung dahintersteckt, wird seit Jahren diskutiert. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander.

Nonresponder: eine Begriffsdefinition

Als Nonresponder bezeichnet man Menschen, die auf eine Therapie nicht ansprechen oder – z. B. durch eine gesundheitssportliche Maßnahme – keinen messbaren, im ungünstigsten Fall sogar gegenteiligen Trainingseffekt erreichen. Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Sportwissenschaftlerin und Co-Leiterin der AG Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am NCT Heidelberg, erklärt, warum allein schon der Begriff mit Vorsicht zu gebrauchen ist: »Zunächst muss man ja definieren, welche von vielen infrage kommenden Messgrößen durch das Training verändert werden soll. In den meisten Studien geht es um die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max). Bei der genauen Definition von Nonresponse ist es aus meiner Sicht aber wichtig, die individuelle Tag-zu-Tag-Schwankung der Messgröße zu berücksichtigen: Nur eine Veränderung um mehr als diese Schwankung würde ich als echten Effekt bezeichnen. Dieses Kriterium setzen wir z. B. gerade in einer Ausdauerstudie in Saarbrücken ein, die ich zusammen mit Prof. Tim Meyer und anderen Kollegen initiiert habe.«

Dr. Cora Weigert, Professorin für Molekulare Diabetologie am Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie des Universitätsklinikums Tübingen, geht noch einen Schritt weiter: »Ich würde den Begriff Nonresponder am liebsten ganz vermeiden, weil er impliziert, dass er als allgemeingültige Eigenschaft nicht durch die Art des Trainings beeinflusst werden kann. Wir verwenden daher nur noch den Begriff ,Low responder‘ und definieren ihn detailliert: Welche Parameter werden bei welchem Training gemessen und welche Veränderungen sehen wir als relevant an? Noch besser wäre es, von einer individuellen Response zu sprechen. ,Hardgainer‘ trifft es eigentlich auch gut, wird aber  im wissenschaftlichen Kontext kaum verwendet.«

Erben verpflichtet

Mitte der 1990er-Jahre wurde mit der HERITAGE-Studie erstmals der Versuch unternommen, Nonresponse systematisch zu erforschen. Dabei stellte sich heraus, dass ein Nichtansprechen verschiedener Messwerte wie VO2max oder Glukosetoleranz auf Ausdauertraining in Familien statistisch gehäuft auftritt. Daraus sowie aus älteren Zwillingsstudien leitete das Autorenteam für trainierbare Fitness eine genetische Komponente von bis zu 50 Prozent ab. Dass manche Menschen qua genetischer Disposition zu Nicht-Adhärenz bei Sportprogrammen neigen könnten, hat eine US-amerikanische Forschergruppe herausgefunden (5). Seitdem betrachteten zahlreiche weitere Studien die Thematik aus unterschiedlichsten Blickwinkeln – und mit Ergebnissen, die ebenso gegensätzlich wie schwer vergleichbar sind (7, 8).

Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Sport­wissenschaftlerin und Co-Leiterin der AG Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Universitätsklinikum Heidelberg
Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Sport­wissenschaftlerin und Co-Leiterin der AG Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Universitätsklinikum Heidelberg © Rosenberger