Neuer Behandlungsalgorithmus für Femoroacetabuläres Impingement

Neuer Behandlungsalgorithmus für Femoroacetabuläres Impingement
© Denis / Adobe Stock

Ein femoroacetabuläres Impingement (FAI) der Hüfte ist ein Engesyndrom, bei dem knöcherne Veränderungen im Hüftgelenk zu schmerzhaften mechanischen Konflikten führen. Besonders problematisch ist das hohe Risiko für die Entstehung einer Coxarthrose, denn die Kollision zwischen dem Übergang von Hüftkopf und Schenkelhals (CAM-Typ) oder einer fehlerhaften Überdachung durch die Hüftpfanne (PINCER-Typ) schädigt auf Dauer Knorpel und Labrum. Häufig liegen kombinierte Veränderungen vor, die sowohl mechanische als auch degenerative Prozesse verstärken. Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen FAI-Typen ist entscheidend für die Wahl der therapeutischen Strategie. Ein neu erschienener Behandlungsalgorithmus der Deutschen Hüftgesellschaft und des Referats Hüfte des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) befasst sich mit der Frage, ob die Erkrankung im Individualfall konservativ oder per Gelenkersatz behandelt werden sollte. Der Behandlungspfad thematisiert u. a. die Frage nach differenzialdiagnostischen Fragestellungen und gibt konkrete Handlungsempfehlungen (1).

Femoroacetabuläres Impingement und Differenzialdiagnosen

Die Diagnostik eines FAI beginnt mit einer detaillierten Anamnese, in der zunächst zwischen akuten und chronischen Schmerzen unterschieden werden sollte. Chronische Beschwerden etwa sind plausibel für ein Femoroacetabuläres Impingement, müssen jedoch differenzialdiagnostisch von anderen Ursachen abgegrenzt werden, z. B.

– Schmerzen in der ventralen Leiste, besonders bei Belastung oder Niesen à Leistenhernie?

– Ausstrahlung über das Knie in Wade und Unterschenkel à lumbale oder Iliosakralgelenk-Problematiken?

Ein akuter Schmerzbeginn mit Einklemmungssymptomen ist zumeist eine Folge traumatischer Verletzungen, deren Lokation man mittels spezieller klinischer Tests auf die Spur kommt:

– positiver FADDIR-Test (Flexion, Adduktion, Innenrotation) à Labrumläsion?

– positiver Apley-Test à Läsion des Ligamentum capitis femoris (LCF)?

Klinische Untersuchungen sollten daher alle potenziell relevanten Regionen abdecken. Radiologische Bildgebung – einschließlich Sonografie, Röntgen (BÜ: liegend/stehend, Hüfte axial, ggf. Faux-Profil), MRT/ggf. CT (ggf. zusätzlich Arthro-/Traktionsarthro-MRT) und evtl. Symphysographie – ist unerlässlich, um knöcherne/knorpelige Anomalien zu identifizieren. Subtile Abweichungen, etwa Hüftkopfdezentrierungen oder subspinale Impingements (SSI), werden durch ein spezielles Rö-Faux-Profil sichtbar, ultraschall- oder röntgenologisch kontrollierte Infiltrationen mit Lokalanästhetika geben Hinweise auf die genaue Schmerzlokalisation. Bleiben alle diese Tests negativ, muss auch an Differenzialdiagnosen wie muskulär bedingte oder gynäkologische, urologische sowie gastroenterologische Pathologien gedacht werden.

Verschiedene Therapieoptionen

Wurde ein femoroacetabuläres Impingement sicher diagnostiziert, kann die Therapie konservativ oder operativ erfolgen. Eine sofortige Operation ist nur bei akuten schmerzhaften Einklemmungssymptomen indiziert. Konservative Maßnahmen sollten insbesondere bei Patienten ohne signifikante Arthrose grundsätzlich in Betracht gezogen werden. Hier kommen u. a. Physiotherapie, Injektionstherapien (Hyaluronsäure, PRP/ACP, Kortikosteroide), psychotherapeutische Unterstützung und ggf. alternative Therapien wie TCM oder Ernährungsberatung in Frage. Bleiben diese Versuche ohne Erfolg oder ist die Arthrose bereits fortgeschritten (Tönnis-Grad >II), sind operative Optionen angezeigt. Liegt ein CAM-FAI vor, sollte dieses in jedem Fall als Präarthrose abgesehen und je nach Arthrosegrad und Alter des Patienten entsprechend behandelt werden.

Die chirurgischen Interventionen bei FAI variieren je nach Befund und umfassen offene oder arthroskopische Verfahren zur Korrektur von Labrum- und Knorpelverletzungen sowie osteotomische Eingriffe zur Behebung von Fehlstellungen, etwa bei Dysplasien oder Schenkelhalsfehlrotationen. Bei sehr fortgeschrittener Arthrose kann ein Gelenkersatz notwendig werden.

Fazit: Das FAI stellt für Sportmediziner und Orthopäden eine komplexe Herausforderung dar, die eine gründliche Diagnostik sowie ein hochindividuelles therapeutisches Vorgehen erfordert. Für bestmögliche Outcomes ist es entscheidend, auch Begleiterkrankungen zu berücksichtigen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit anzustreben. Die Prognose hängt stark vom Schweregrad der Arthrose und dem Patientenalter ab. Jüngere Patienten mit frühem FAI profitieren im Allgemeinen eher von gelenkerhaltenden Verfahren. Bei älteren Patienten oder weit fortgeschrittener Arthrose ist die Erfolgsaussicht der gelenkerhaltenden Chirurgie beschränkt und Gelenkersatz kann die bessere Option sein.

■ Kura L

Quellen:

  1. Behandlungsalgorithmus Femoroacetabuläres Impingement (FAI). Konservativ vs. Gelenkerhalt vs. Gelenkersatz. Beilage der Zeitschrift Orthopädie und Unfallchirurgie 2024; 14 (5). [aufgerufen am: 17.1.2025]