Prävalenz und Charakteristik muskuloskelettaler Beschwerden bei Golfern

Prävalenz und Charakteristik muskuloskelettaler Beschwerden bei Golfern
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Golf als Freizeitsport wird immer beliebter. Das hat viele gute Gründe: Es ist in beinahe jedem Alter möglich, man bewegt sich regelmäßig an der frischen Luft und das Verletzungsrisiko der Golfer ist sogar im Profibereich geringer als bei anderen Sportarten. Trotzdem gibt es eine ganze Reihe golfspezifischer Beschwerden, die durch angemessene Prävention vermeidbar wären. Diese jedoch wird vor allem von Hobby-Golfspielern oft vernachlässigt. Eine internationale Querschnittstudie hat die Prävalenz muskuloskelettaler Probleme bei erwachsenen Golfern verschiedener Spielniveaus untersucht (1).

Eine Kohorte von 1170 männlichen US-amerikanischen Golfspielern (Alter zwischen 22 und 84 Jahre; mittleres Handicap 9) machte per Fragebogen Angaben zu Beschwerden des Bewegungsapparats. 67,4 Prozent klassifizierten sich als Freizeitspieler, 19,2 Prozent als Sub-Elite mit Teilnahme an Turnieren auf regionaler bis staatlicher Ebene. Nur 1 Prozent fiel in die Kategorie „Pro“ oder trat bei internationalen Turnieren an, 12,4 Prozent hatten noch nie einen Wettkampf absolviert. Trainiert wurde unterschiedlich oft pro Woche, je nach Vorliebe mit Fokus auf Üben (Driving Range) oder Spielen (Platz).

Erfreulich viele der Golfer hatten körperlich keine (35,5 Prozent) oder nur leichte (42,2 Prozent) Einschränkungen. 21,1 Prozent der Befragten berichteten über muskuloskelettale Beschwerden (sehr stark: 0,9 Prozent, schwer: 2,8 Prozent, mittelschwer: 18,8 Prozent). Knapp die Hälfte der Probleme waren gravierend genug, um den Spieler länger als eine Woche am Training zu hindern, wobei nicht sicher abgegrenzt werden konnte, ob sie tatsächlich vom Golfen kamen oder ggf. in anderen Lebensbereichen erworben wurden. Mehr als ein Drittel war wegen Pathologien des Bewegungsapparats bereits operiert worden.

Schmerzen des unteren Rückens waren mit 37,3 Prozent am meisten prävalent – unabhängig von Alter, Handicap, Trainingsintensität und Wettkampfhäufigkeit. Weitere typische Beschwerden betrafen Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen sowie Arthrose (v. a. in Knie und Lendenwirbelsäule) – allesamt ähnlich wie in der breiteren Bevölkerung.

Nur 317 Golfer gaben an, regelmäßig Präventionsübungen zu betreiben. Die meisten waren älter, hatten ein niedrigeres Handicap und nahmen an Turnieren teil. Sie wärmten sich vor dem Spiel, dem Training oder allgemeinen Fitnesseinheiten eher auf und führten golfspezifische Übungen durch. Belohnt wurden sie durch ein um die Hälfte niedrigeres Risiko golfbedingter Beschwerden gegenüber den weniger präventionsorientierten Teilnehmern. Lediglich die Stärke der Beschwerden wurde in der Präventionsgruppe als höher angegeben, und zwar v. a. in den Körperbereichen unterer Rücken, rechte Schulter, rechter Ellenbogen und linkes Knie (die meisten Golfer sind Rechtshänder). Dies erklärt sich durch den Fakt, dass bei ca. 85 Prozent von ihnen eine frühere Verletzung vorlag, die noch in die Befragungszeit hineinwirkte.

Fazit: Weder die Prävalenz noch die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden sind unter Freizeitgolfern höher als in der Allgemeinbevölkerung. Tatsächlich bietet sich Golf oft sogar als therapeutische Maßnahme an oder kann trotz Schmerzen oder höherem Alter weiter betrieben werden. Angepasste Prävention kann den Gesundheitswert des Sports noch weiter steigern und ist in jedem Fall empfehlenswert.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Murray A, Junge A, Robinson PG, et al. Cross-sectional study of characteristics and prevalence of musculoskeletal complaints in 1170 male golfers. BMJ Open Sport & Exercise Medicine. 2023; 9: e001504. doi:10.1136/bmjsem-2022-001504