Muskelrelexanzien gegen akute unspezifische Rückenschmerzen wenig wirksam

Muskelrelexanzien gegen akute unspezifische Rückenschmerzen wenig wirksam
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Unspezifische Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich (Low Back Pain, LBP) sind eine ebenso häufige wie undankbare Diagnose. Sie sind zu wenig abbildbar, als dass man mit gezielten physiotherapeutischen Griffen, Orthesen oder einer Operation etwas ausrichten könnte. Als typisches „Henne-oder-Ei-Problem“ gehen sie zudem fast immer mit Muskelverkrampfungen einher, von denen man nicht sicher sagen kann, ob sie eine Folge der Beschwerden sind – oder doch deren Auslöser. Vor diesem Hintergrund klingt es logisch, dass Muskelrelaxanzien weltweit an dritter Stelle der meistverschriebenen Medikamente stehen.

Ob diese Praxis tatsächlich gerechtfertigt ist, haben australische Wissenschaftler nun im Rahmen eines aktuellen Literatur-Reviews mit systematischer Metaanalyse untersucht. Das Studienteam nahm 31 thematisch passende randomisiert kontrollierte Studien unter die Lupe; insgesamt flossen die Daten von 6505 Patientinnen und Patienten in die Analyse ein. Das Hauptaugenmerk lag auf Spasmolytika vom Nichtbenzodiazepintyp; Antiepileptika, Benzodiazepine und weitere Muskelrelaxanzien wie Botulinumtoxin wurden untergeordnet ebenfalls betrachtet. Ausgewertet wurden Angaben zur Änderung von Schmerzintensität und physischen Einschränkungen, medikamenteninduzierte Nebenwirkungen und Adhärenz.

Nutzen nur knapp an der Signifikanzschwelle

Über alle Studien hinweg ergab sich für Spasmolytika vom Nichtbenzodiazepintyp mit 7,7 von 100 Punkten lediglich ein hauchfeiner Hinweis auf Wirksamkeit bezüglich Schmerzlinderung – und selbst das nur für akute Beschwerden, die kürzer als zwei Wochen andauern. Länger bestehende lumbale Kreuzschmerzen (3–13 Wochen) sowie körperliche Einschränkungen blieben von der Medikamentengabe weitgehend unbeeinflusst. Methodische Mängel wiesen die meisten der untersuchten Arbeiten auf, was in der Analyse zu einer Abwertung der einzelnen Evidenzgrade führte. So war etwa nicht in allen inkludierten Fällen ersichtlich, ob die Probanden neben Muskelrelaxanzien noch weitere Analgetika einnahmen.

Für sechs Gesundheitssysteme (z. B. USA) sind die berichteten Outcomes dennoch Grund genug, um Muskelrelaxanzien in ihre offiziellen Behandlungsrichtlinien für akute unspezifische Rückenschmerzen aufzunehmen. Fünf Länder (z. B. Deutschland und Belgien) halten Ärzte im Gegenteil zu zurückhaltender Verschreibung muskelentspannender Mittel an, und in vier Leitlinien (z B. UK) kommen sie gar nicht erst explizit vor.

Schmerzlinderung und Nebenwirkungen: ein empfindliches Gleichgewicht

Wenngleich manche Patientinnen und Patienten in der Anfangsphase unspezifischer Kreuzschmerzen von Spasmolytika profitieren könnten, bergen diese Medikamente doch ein erhebliches Nebenwirkungsrisiko, etwa von Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit. In Anbetracht des Nebenwirkungspotenzials sollte die Verordnung deshalb sehr gut abgewogen werden. Weitere placebokontrollierte Studien mit höheren Qualitätsstandards und großen Fallzahlen sind nötig, um die aktuell unbefriedigende Informationslage zu verbessern.

■ KuraL

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