Muskelabbau beim Abnehmen mit GLP-1-Rezeptoragonisten vorbeugen

Muskelabbau beim Abnehmen mit GLP-1-Rezeptoragonisten vorbeugen
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Injizierbare Wirkstoffe wie Semaglutid und andere GLP-1-Rezeptoragonisten haben Hochkonjunktur. Trotz der nicht von der Hand zu weisenden positiven Auswirkungen für stark übergewichtige und adipöse Personen kann es durch die Abnehmspritzen auch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, etwa einem durch den rapiden Gewichtsverlust induzierten Muskelabbau. Eine aktuelle internationale Studie analysiert die dazu führenden Vorgänge, vergleicht altersbedingte mit pharmakologisch induzierter Sarkopenie und macht Vorschläge, wie Abnehmwillige diesem ungesunden Vorgang entgegenwirken können (1).

Unter der sog. fettfreien Masse (FFM) versteht man die Gesamtheit von Muskeln, Knochen, Organen und Wasser im Körper. Es ist bekannt, dass die FFM ursächlich an Funktionen wie z. B. Immunantwort und Glukoseregulation mitbeteiligt ist. Darüber hinaus ist sie ein kritischer Faktor für erfolgreiche und nachhaltige Gewichtsabnahme, da sie u. a. einen höheren Grundumsatz hat als Fettgewebe. So werden selbst in Ruhe mehr Kalorien verbraucht, was die Gewichtsabnahme sowie das Halten des erreichten neuen Gewichts langfristig fördert. Mehr FFM ermöglicht zudem, wenn dazu viel Muskelmasse gehört, intensivere Bewegungspensen, die wiederum mehr Kalorien verbrennen – und dadurch weitere FFM erzeugen. Sinkt gemeinsam mit dem unerwünschten Körperfett auch die FFM, kommt es zum gefürchteten Jojo-Effekt oder der Gewichtsverlust stagniert.

„Normaler“ altersbedingter Muskelverlust bewegt sich im Normalfall um die 0,8 Prozentpunkte pro Jahr. Nimmt eine Person extrem schnell ab, etwa mithilfe von GLP-1-Rezeptoragonisten, kann dieser Wert jedoch weit mehr betragen. In der vorliegenden Studie betrug die FFM-Einbuße über einen Verlauf von 36 bis 72 Wochen zwischen 25 und 39 Prozent des Gesamtgewichtsverlustes. Nichtpharmakologische Maßnahmen mit alleiniger Kalorienrestriktion verringerten den FFM-Anteil lediglich um 10 bis maximal 30 Prozent. Dies sei, so die Autoren, neben veränderten Stoffwechselprozessen durch den Wirkstoff selbst hauptsächlich auf die insgesamt größere Magnitude des Gewichtsverlusts (bei der Muskelmasse zwangsläufig einen ebenfalls größeren Anteil ausmacht) zurückzuführen. Im Alter, das sowieso schon mit natürlichen sarkopenischen Prozessen einhergeht, ist dieser Effekt nochmals ausgeprägter und unbedingt engmaschig zu überwachen. Gleiches gilt für manche vorliegenden Komorbiditäten.

Um die in jeder Hinsicht förderliche fettfreie Masse bestmöglich zu erhalten bzw. im Idealfall sogar zu vermehren, plädieren die Studienautoren dafür, vor allem schnelle Abnehmprozesse wie solche unter GLP-1-Rezeptoragonisten im Rahmen eines multimodalen Ansatzes mit viel sportlicher Aktivität und einer proteinreichen Ernährungsweise gezielt zu begleiten.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Prado CM, Phillips SM, Gonzalez MC, Heymsfield SB. Muscle matters: the effects of medically induced weight loss on skeletal muscle. Lancet Diabetes Endocrinol. 2024; 12: 785-787. doi:10.1016/S2213-8587(24)00272-9