Mehr Bewegung, besserer Schlaf, weniger Schmerz?

Mehr Bewegung, besserer Schlaf, weniger Schmerz?
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Wer schlecht oder nicht ausreichend schläft, kann nur selten seine volle Leistung erbringen und ist anfälliger für Infekte sowie andere Erkrankungen. Bewegung beeinflusst insgesamt die Gesundheit positiv. Neuere Erkenntnisse deuten außerdem darauf hin, dass eine schlechte Schlafqualität den Übergang von akuten zu chronischen Schmerzen begünstigt (1). Australische und US-amerikanische Wissenschaftler wollten nun all diese Aspekte zusammenführen. Deshalb haben sie untersucht, ob ungestörter Nachtschlaf vor der Chronifizierung von Schmerzen schützen kann und ob gezielte Bewegungsprogramme hierbei hilfreich sind (2).

Die Forscher setzten im Labor 29 erwachsene Ratten 15 Minuten täglich an 5 Tagen der Woche einer intensiven Hebelzug-Aufgabe aus, um Symptome akut schmerzhafter Überlastung in den Unterarm-Neuromuskuloskelettgeweben zu induzieren. Danach wurden die Tiere über einen Zeitraum von vier Wochen in drei Gruppen randomisiert: Eine Gruppe durfte normal schlafen, erhielt jedoch Zugang zu einem Laufrad für aerobes Training, eine Gruppe störte man regelmäßig beim Schlafen ohne Trainingsmöglichkeit und eine Gruppe trainierte trotz Schlafdeprivation.

Der Effekt der einzelnen Interventionen wurde vor, während und nach der Verletzung durch die Messung von schmerzbezogenem Verhalten (mechanische Empfindlichkeit der Vorderpfoten, reflexive Griffstärke) sowie durch die Analyse systemischer Biomarker bewertet, darunter der Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), Estradiol, Corticosteron und Leukozyten. BDNF ist dafür bekannt, zentrale Sensibilisierungsprozesse zu initiieren und aufrechtzuerhalten. Estradiol hat eine analgetische Wirkung und wird mit dem Schmerzniveau in Verbindung gebracht: Nimmt es ab, verstärken sich Schmerzen. Corticosteron reagiert auf akute Stressoren wie z. B. Schlafentzug und kann auf diesem Weg Schmerzempfindungen und Entzündungsprozesse beeinflussen. Von Leukozyten wiederum weiß man, dass sie nicht nur eine Rolle bei der Reparatur von Gewebeschäden, sondern auch bei der Schmerzentwicklung und -chronifizierung spielen, indem sie bestimmte immunologische sowie inflammatorische Prozesse mitregulieren. Im Umkehrschluss kann man aus diesen im Blutbild ersichtlichen Werten das Ausmaß von Schmerzen ableiten.

Tatsächlich zeigten sich bei unausgeschlafenen und nicht trainierenden Ratten Mechanismen, die Schmerzen verstärken und das Risiko einer Chronifizierung erhöhen. Tiere, die jederzeit freiwillig das Laufrad benutzen konnten, hatten unter dem fremdinduzierten Schlafmangel signifikant weniger zu leiden. Aus den Ergebnissen dieser Tierstudie leiten die Autoren klare Hinweise darauf ab, dass schlechter Schlaf chronische Schmerzen begünstigt, aerobes Training diese Effekte jedoch abpuffern kann. Ob dies vollständig auf schmerzgeplagte Menschen übertragbar ist und sie davor schützen kann, dass akute Verletzungsschmerzen chronifizieren, ist in weiteren Studien zu erforschen.

Kura L

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Quellen:

  1. Farrell SF, Kho PF, Lundberg M, Campos AI, Rentería ME, de Zoete RMJ, Sterling M, Ngo TT, Cuéllar-Partida G. A Shared Genetic Signature for Common Chronic Pain Conditions and its Impact on Biopsychosocial Traits. J Pain. 2023; 24: 369-386. doi:10.1016/j.jpain.2022.10.005

  2. Klyne DM, Hilliard BA, Harris MY, Amin M, Hall M, Besomi M, Mustafa S, Farrell SF, Rawashdeh O, Han FY, Hodges PW, Frara N, Barbe MF. Poor sleep versus exercise: A duel to decide whether pain resolves or persists after injury. Brain Behav Immun Health. 2023; 35: 100714. doi:10.1016/j.bbih.2023.100714