Körperliche Aktivität in der Behandlung der Schizophrenie: ein aktuelles Review und Empfehlungen
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Einleitung
Die Schizophrenie stellt eine schwerwiegende psychiatrische Erkrankung dar und ist durch Positivsymptome (wie beispielsweise akustische oder optische Halluzinationen, Wahngedanken) und Negativsymptome (wie beispielsweise reduziertem Affekt, reduziertem Antrieb) und häufig kognitive Einschränkungen charakterisiert. Zur Behandlung der Positivsymptome sind Antipsychotika etabliert, die bei Negativsymptomen und kognitiven Einschränkungen häufig nur eingeschränkt wirksam sind. Daher wird weiter nach möglichen wirksamen therapeutischen Ergänzungen gesucht, wobei ein Fokus auf Sporttherapien gelegt wurde. In diesem narrativen Review sollen Untersuchungen zum Ausmaß von sportlicher Bewegung in Patienten mit Schizophrenie sowie neurobiologischen Effekte in dieser Kohorte, die Effekte von Sport auf Symptome der Ekrankung sowie die Möglichkeiten der Prävention durch Sport.
Ergebnisse
Patienten mit einer Schizophrenie üben in der Regel deutlich weniger sportliche Aktivität aus, was zusammen mit häufig notwendiger Medikation zu weiteren Komplikationen wie einem metabolischen Syndrom sowie erhöhter Sterblichkeit führen kann. Die neurobiologischen Effekte von Sport auf das zentrale Nervensystem von gesunden Probanden (wie verbesserte synaptische Plastizität, Veränderungen in Neurotrophinen und Gefäßen, metabolische Parameter) sind nur zum Teil bei Patienten mit Schizophrenie untersucht.
Sportliche Aktivität konnte in bisherigen Studien sowohl Symptomschwere als auch Lebensqualität von Patienten mit einer Schizophrenie verbessern. Hierbei lag der Schwerpunkt auf Studien mit aerobem Training, aber auch andere Sportarten wie Krafttraining oder Yoga konnten Verbesserungen bewirken. Es gibt erste Hinweise, dass sportliche Aktivität auch in der Prävention von psychotischen Erkrankungen unterstützen kann.
Diskussion
Trotz dieser Erkenntnisse sind die bisherigen Empfehlungen zur Ausübung von sportlicher Aktivität in den nationalen Leitlininen sehr vage gehalten und geben in der Regel keine konkreten Zahlen. So finden sich in den deutschsprachigen Leitlinine, aber auch internationalen Leitlinien häufig nur generelle Aussagen, dass sportliche Aktivität empfohlen werden soll ohne auf die Sportart oder Intensität und Häufigkeit einzugehen. Dies ist auch in der bisherigen Literatur begründet, in der diese Variablen ebenfalls sehr heterogen vertreten sind und damit die Ableitung konkreter Empfehlungen erschwert wird.
Ausblick
Es wurden positive Effekte von sportlicher Aktivität auf sowohl körperliche Parameter, als auch psychische Beschwerden und hierbei auch auf Symptome einer Schizophrenie gezeigt. Die bisherigen offiziellen Empfehlungen für diese Patientengruppe sind jedoch sehr vage und benennen keine konkreten Zahlen oder Sportarten. Sie sollten daher vor dem Hintergund, dass bei diesen Patienten weitere komplizierende Faktoren (wie sedierende Medikation, fehlender Support) hinzukommen, konkretisiert und niederschwellig in der Umsetzung unterstützt werden.
■ Roeh A, Hasan A