KHK-Diagnose: EKG oder Herz-CT?

KHK-Diagnose: EKG oder Herz-CT?
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Bei Personen, die unter Symptomen einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) leiden, ist das Belastungs-EKG in der Diagnostik noch verbreitet. Diese Methode ist jedoch seit einigen Jahren umstritten. Auch die aktuelle Leitlinie (2) empfiehlt ein Belastungs-EKG nur bedingt und unter bestimmten Voraussetzungen (Vortestwahrscheinlichkeit 15-30 Prozent). Eine bessere Diagnosemethode scheint das Herz-CT zu sein. Wissenschaftler der Northwest Clinics in den Niederlanden verglichen nun bei 551 Frauen mit Brustschmerzen die Ergebnisse beider Diagnoseverfahren (1).

Das Belastungs-EKG ergab bei 59 Prozent, dass sie nicht an KHK erkrankt waren. Bei drei Prozent der Frauen wurde die Erkrankung auf diese Weise diagnostiziert. Bei den übrigen 39 Prozent boten die Ergebnisse keine Grundlage für eine Entscheidung, d. h. weder Bestätigung noch Ausschluss. Bei der Herz-CT-Untersuchung konnte bei etwa der Hälfte der Frauen (49 Prozent) eine KHK festgestellt werden. 57 Prozent der Frauen, die laut Belastungs-EKG nicht unter der Herzkrankheit litten, waren dennoch davon betroffen. Im Gegensatz dazu konnte mithilfe des bildgebenden Verfahrens bei 64 Prozent der Frauen, bei denen mithilfe des Belastung-EKGs eine KHK diagnostiziert wurde, keine Anzeichen dieser Erkrankung festgestellt werden. Von den Frauen, die laut Herz-CT an der KHK erkrankt waren, wiesen 21 Prozent Verengungen von mindestens 50 Prozent auf. Auch in dieser Gruppe wurden 46 Prozent vom Belastungs-EKG nicht als krank eingestuft, bei den meisten war das Ergebnis uneindeutig.

Zu bedenken ist aber aus Sicht der DZSM-Schriftleitung, dass die Sensitivitäten der Methoden nicht vergleichbar sind. Ein Belastungs-EKG kann eine Stenose erst ab etwa 70 Prozent detektieren, also erst, wenn sie hämodynamisch wirksam wird. Umgekehrt hat eine 50-Prozent-Stenose wie in der CT-Untersuchung keine hämodynamische Relevanz und bedingt daher auch keine Intervention der Stenose. Prognostisch kann man aber dann aus dem Vorhandensein einer KHK präventive Maßnahmen und Therapien einleiten. Die Details des empfohlenen diagnostischen Vorgehens finden sich in der aktuellen Nationalen Versorgungs-Leitlinie (2).

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Knol RJJ, Kan H, Wondergem M, Cornel JH, Umans VAWM, van der Ploeg T, van der Zant FM. Exercise Electrocardiogram Neither Predicts Nor Excludes Coronary Artery Disease in Women with Low to Intermediate Risk. J Womens Health (Larchmt). 2018. doi:10.1089/jwh.2017.6433

  2. Nationale Versorgungs-Leitlinie (NVL) Chronische KHK, 4. Auflage. 2016. https://www.leitlinien.de/nvl/khk