Jugendliche Sportkletterer: signifikantes Arthroserisiko und erhöhte Verletzungsgefahr

Jugendliche Sportkletterer: signifikantes Arthroserisiko und erhöhte Verletzungsgefahr
© Syda Productions / Adobe Stock

Sportklettern liegt im Trend: Seit Neuestem ist es olympische Disziplin und auch das Einstiegsalter sinkt immer weiter. Man muss früh anfangen, wenn man später nicht nur ganz oben ankommen, sondern auch an der Weltspitze dabei sein will! Doch welche gesundheitlichen Risiken beinhaltet diese Trendsportart? Während die Datenlage für erwachsene (Profi-)Kletterer recht gut ist, gibt es zu den medizinischen Risiken bei ambitionierten Jung-Kletterern kaum Untersuchungen. Deshalb haben Orthopäden und Sportmediziner der Universität Bamberg nun ein besonderes Augenmerk auf die Verletzungshäufigkeiten jugendlicher Sportkletterer gelegt (1).

Finger und Schultern am häufigsten betroffen

Ein Team um Prof. D. Volker Schöffl legte dabei den Fokus auf jugendliche Kletterer im Alter von bis zu 18 Jahren. Das Verletzungsrisiko wurde pro 1000 Kletterstunden evaluiert, die Verletzungsschwere mittels UIAA Score beziffert. Das Ergebnis: Bezogen auf die Gesamtverletzungsrate von nur 0,02 pro 1000 Stunden Sportausübung, ereigneten sich bei Kindern und Jugendlichen immerhin 6 von 22 der behandlungsbedürftigen Vorfälle – das sind 27 Prozent. Wenig überraschend machten Fingerverletzungen mit 21 Prozent den Löwenanteil aus, gefolgt von Schulterverletzungen mit 15 Prozent sowie Verletzungen von Knie- und Sprunggelenk mit jeweils 9 Prozent. Mit über 69 Prozent am häufigsten waren die meisten Traumata überlastungsbedingt (z. B. Tenosynovitis der Finger); insgesamt nehmen Verletzungen der Epiphysen deutlich zu.

Risiko Früharthrosen

Ebenfalls aus Prof. Schöffls Riege stammt eine kleinere Kohortenanalyse zur Untersuchung radiologischer Anpassungserscheinungen bei jungen Sportkletterern (2). Hier ging es um die Trainingsintensität und ihre Auswirkung auf die noch im Wachstum befindlichen Gelenke. 18 reine Freizeitkletterer und 19 Mitglieder der Deutschen Jugendkletter-Nationalmannschaft wurden dazu über einen Zeitraum von 11,3 Jahren klinisch und radiologisch beobachtet. Am Ende des Evaluationszeitraums zeigten 5 der Profikletterer (= 33 Prozent) Bewegungseinschränkungen der Finger, während dies nur bei einem der Freizeitkletterer der Fall war. Volle 80 Prozent der Profis vs. 46 Prozent der Freizeitkletterer waren auch radiologisch auffällig; in absteigender Häufung traten Kortikalishypertrophien, subchondrale Sklerosierungen sowie Verbreiterungen der Gelenkbasis am PIP- und/oder DIP-Gelenk auf. Frühzeichen einer Osteoarthrose zeigten 4 Leistungs- und 2 Freizeitkletterer. Als signifikante Risikofaktoren identifizierten die Studienautoren einen frühen Trainingseintritt, ein vergleichsweise höheres Körpergewicht, hohe Kletterniveaus und vor allem sogenannte „Campusboardtrainings“, welche speziell die Fingerkraft fördern sollen.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Schöffl V, Lutter C, Simon M, Jones G, Schöffl I. Unfälle und Verletzungen im Klettersport bei Kindern und Jugendlichen. Sports Orthopaedics and Traumatology. 2019 (6); 55(2), 184. doi:10.1016/j.orthtr.2019.04.006

  2. Schöffl V, Hoffmann P, Imhoff A, Küpper T, Hochholzer T, Hinterwimmer S, Lutter C. Radiologische Anpassungserscheinungen von jugendlichen Freizeit- versus Leistungskletteren – Eine prospektive 11-Jahres-Analyse der Deutschen Jugendnationalmannschaft und einer Gruppe Freizeitkletterer. Sports Orthopaedics and Traumatology. 2019 (6); 55(2), 185-1864. doi:10.1016/j.orthtr.2019.04.008