Herzinsuffizienz: Training verbessert Leistungsfähigkeit und Lebensqualität

Herzinsuffizienz: Training verbessert Leistungsfähigkeit und Lebensqualität
© Alexander Raths / Adobe Stock

Viele Patienten mit Herzinsuffizienz schrecken vor sportlicher Aktivität zurück. Das Risiko für kardiale Notfälle scheint zu hoch. Besonders unfitte Patienten könnten bei zu intensivem und/oder nicht überwachtem Training gefährdet sein. Herzinsuffizient-Patienten wurde daher in der Vergangenheit von sportlichem Training abgeraten, obwohl es extra für Herzpatienten seit 1965 Herzsportgruppen gibt, die immer von einem Arzt mit Notfallausrüstung begleitet werden. Eine Pilotstudie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) zeigt nun, dass ein ärztlich überwachtes körperliches Training für Patienten mit Herzinsuffizienz machbar und sicher ist, die Lebensqualität und den Schweregrad der Erkrankung verbessert (1).

Wöchentliches Training über ein Jahr

Zwölf Studienteilnehmer, darunter drei Frauen, mit eingeschränkter Pumpleistung des Herzens (Einschlusskriterien: Ejektionsfraktion ≤45 Prozent, NYHA Klasse II/III) trainierten über ein Jahr wöchentlich für jeweils 60 Minuten unter ärztlicher Aufsicht und entsprechend der Anleitung speziell ausgebildeter Übungsleiter. Zu Beginn, nach vier, acht und zwölf Monaten wurde jeweils ein Herz-Lungen-Belastungstest, ein Herzultraschall und ein 6-Minuten-Gehtest durchgeführt, sowie ein Fragebogen zur Lebensqualität ausgefüllt. Zusätzlich wurden vor jedem Training das Körpergewicht, der Blutdruck und vor und nach dem Training der Puls gemessen. Während des Trainings trugen die Studienteilnehmer einen Pulsmesser und Aktivitätstracker. Sie wurden angehalten, die Trainingsintensität an die individuell bestimmte Herzfrequenz und die empfundene Belastung anhand der Borg-Skala anzupassen (70 Prozent der VO2max ± 10 Schläge pro Minute).

Jede Trainingseinheit beinhaltete:

  • 5 Minuten Aufwärmen
  • 20 Minuten Krafttraining mit Theraband oder 0,5-1 kg Hanteln
  • 15 Minuten Ausdauertraining, je nach Belastbarkeit mit Walken, Sitzen-und-Gehen oder Hindernislauf
  • 10 Minuten Kraft, Balance und Koordination mit Bällen, Stäben und reifen
  • 10 Minuten Cool-down mit Atemübungen

Sport bei Herzinsuffizienz sicher und wirksam

Alle Studienteilnehmer konnten die Trainingseinheiten gut und ohne Herz-Kreislauf-Zwischenfälle absolvieren. Der primäre Endpunkt war definiert als die Veränderung der VO2max nach 12 Monaten. Sekundäre Endpunkte untersuchten die Sicherheit des Trainingsprogramms anhand der Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse, Veränderungen der Gehdistanz im 6-Minuten-Gehtest, der Lebensqualität sowie Verbesserungen der echokardiographischen und Labormarker für Herzinsuffizienz.

Während der Trainingseinheiten traten keine kardialen oder andere unerwünschte Ereignisse auf. Drei Patienten mussten wegen kardialer Ereignisse behandelt werden, die in keinem Zusammenhang mit dem Training standen. Dennoch beendeten alle die Studie. Die VO2max stieg nach vier und acht Monaten an, blieb aber nicht bei allen Teilnehmern nach zwölf Monaten konstant hoch. Der NT-proBNP-Wert als Biomarker für Herzinsuffizienz hatte sich zum Ende der Studiendauer halbiert, die Auswurffraktion hatte sich von durchschnittlich 36 auf 41 Prozent erhöht, die Werte für Gesamtcholesterin und LDL verringert. Die Lebensqualität, gemessen anhand des Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ), hatte sich nach zwölf Monaten verbessert. Beobachtet wurde auch eine Verringerung der physischen und sozialen Einschränkungen im Alltag.

Spezielle Sportgruppen für Herzinsuffizienz-Patienten denkbar

Die nicht-randomisierte Pilotstudie hatte zum Ziel, die Sicherheit, Wirksamkeit und Durchführbarkeit eines Trainings für Patienten mit Herzinsuffizienz zu eruieren. Die Daten zeigen, dass diese Patienten unter Anleitung und ärztlicher Aufsicht Sport treiben können. Dadurch verbessern sich sowohl klinische Parameter, als auch die Lebensqualität. Die Autoren folgern, dass allen Herzinsuffizienz-Patienten die Teilnahme an einem entsprechenden Sportprogramm angeboten werden soll. Eventuell ist es sinnvoll, spezielle Gruppen für diese Patienten zu etablieren. Derzeit gibt es in Deutschland rund 6 000 Herzsportgruppen, in denen 120 000 Herzkranke Rehasport betreiben.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Güder G, Wilkesmann J, Scholz N, Leppich R, Düking P, Sperlich B, Rost C, Frantz S, Morbach C, Sahiti F, Stefenelli U, Breunig M & Störk S. Establishing a cardiac training group for patients with heart failure: the “HIP-in-Würzburg” study. Clin Res Cardiol. 2021. doi:10.1007/s00392-021-01892-1