Herzfrequenz: ein ungenügender Indikator im Intervalltraining?
Egal ob Sprinter oder Langstreckenläufer, Radsportler oder Schwimmer: Intervalltraining steht in vielen Sportarten auf dem Trainingsplan. Das Grundprinzip beruht auf alternierenden Belastungs- und Erholungsphasen, wobei die Pausen keine vollständige Regeneration des Körpers erlauben. Für maximalen Trainingserfolg ist der Grad der Erholung von entscheidender Bedeutung. Deshalb wurden verschiedene Ansätze etabliert, um die angemessene Dauer der Ruhephase festzulegen. Neben dem reinen Zeitverhältnis (z. B. drei Minuten Belastung – drei Minuten Erholung) und subjektiver Befragung der Athleten (RPE-Monitoring) gilt die Herzfrequenz als verlässliches Instrument. Dass diese (auch als Anteil der maximal erreichbaren Herzfrequenz) den Grad der Erholung jedoch nur eingeschränkt widerspiegelt, zeigt eine Untersuchung aus Italien (1).
In der Studie wurden Mittelstreckenläufer mit mindestens 14 Stunden Training pro Woche unter Laborbedingungen je zwei Intervalltrainings unterzogen. Zunächst wurde bei den Athleten ihre jeweilige anaerobe Schwelle bestimmt, danach absolvierten sie zwei Intervall-Trainingseinheiten mit je 20 Prozent unter und über ihrer Dauerleistungsgrenze. Dabei wurden kardiovaskuläre Parameter (Herzfrequenz, arterielle Sauerstoffsättigung), Lungenparameter (Atemvolumina) sowie metabolische Parameter (Sauerstoffschuld, Kohlenstoffdioxidüberschuss) dokumentiert. In der Analyse zeigte sich, dass die mittlere Herzfrequenz über die Intervalle zunimmt, was eine unvollständige Erholung suggeriert, während Lungen- und metabolische Parameter auf eine komplette Erholung hindeuten. Dass die Erholungszeit zunimmt, wenn sie nur an der Herzfrequenz festgemacht wird, ist ein bekanntes Problem und wird als »cardiac drift« bezeichnet. Nachdem die Ergebnisse der Studie auf eine vollständige metabolische Erholung bei weiterhin erhöhter Herzfrequenz hinweisen, empfehlen die Autoren, sich nicht ausschließlich auf die Messung der Herzfrequenz zur Festlegung der Trainingsintervalle zu stützen, um Untertraining zu vermeiden.
■ Hutterer C
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Quellen:
Tocco F, Sanna I, Mulliri G, Magnani S, Todde F, Mura R, Ghiani G, Concu A, Melis F, Crisafulli A. Heart Rate Unreliability during Interval Training Recovery in Middle Distance Runners. J Sports Sci Med. 2015; 14: 466-72. PMC4424478