Herzecho: Sinnvolle Ergänzung beim Screening von Sportlern

Herzecho: Sinnvolle Ergänzung beim Screening von Sportlern
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Das kardiologische Screening von Sportlern umfasst, den aktuellen Leitlinien entsprechend, eine persönliche und Familienanamnese, eine körperliche Untersuchung und ein Ruhe-EKG. Weitere Untersuchungen, wie ein Herzecho, werden nur durchgeführt, wenn die vorangegangenen Untersuchungen Auffälligkeiten ergeben haben. Warum und in welchen Fällen eine zusätzliche Bildgebung mittels Echokardiografie im Screening von Sportlern sinnvoll sein kann, haben Dr. David Niederseer und Kollegen zusammengetragen (2). Im Vergleich zu Nicht-Sportlern haben Athleten ein um fast 7-fach höheres Risiko für einen Plötzlichen Herztod. Solche Fälle sind immer tragisch, insbesondere aber dann, wenn durch Screening 90 Prozent der ursächlichen Pathologien hätten diagnostiziert werden können.

Screening übersieht strukturelle Pathologien des Herzens

Die Ziele einer sportkardiologischen Screening-Untersuchung bestehen einerseits darin, Pathologien zu entdecken, die mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod assoziiert sind. Daneben dient es dazu, Erkrankungen, die durch intensiven Sport verstärkt werden könnten (z. B. Aortendilatation, Aortendissektion, katecholaminerge ventrikuläre Tachykardie) von kardialen und strukturellen Veränderungen abzugrenzen, die sportbedingt aber nicht pathologisch sind. Dazu zählen Sportherz-Anpassungen.

Mit dem derzeitigen Screening-Vorgehen können beispielsweise Ionenkanalerkrankungen oder hypertrophe Kardiomyopathien erkannt werden. Doch in 9,5 bis 16,3 Prozent der Fälle eines plötzlichen Herztods werden keine elektrischen, sondern strukturelle Anomalien gefunden. Besonders bei Sportlern jünger als 35 Jahre liegt die Ursache für einen plötzlichen Herztod häufig in Erkrankungen, die nicht durch das herkömmliche Screening entdeckt werden, z. B. Koronararterienanomalien, dilatative Kardiomyopathie, Aortenruptur, Aortenstenose, Mitralklappenprolaps. Bei Sportlern über 35 Jahren kann die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod, die koronare Herzerkrankung, ebenfalls nicht durch das bestehende Screening-Vorgehen entdeckt werden.

Herzecho sollte zweimal im Sportlerleben erfolgen

Die Autoren schlagen eine Integrierung der Methode zu zwei Zeitpunkten im Sportlerleben vor.

Unter 12 Jahre

■ Individualisiertes Vorgehen, Screening bei intensivem Training bereits in diesem Alter

12 bis 18 Jahre

■ Screening bestehend aus persönlicher und Familienanamnese, körperlicher Untersuchung und Ruhe-EKG alle 1-2 Jahre

■ Einmaliges Herzecho zur Erkennung angeborener koronarer Erkrankungen, Herzklappenveränderungen oder Aortendilatation

18 bis 35 Jahre

■ Screening bestehend aus persönlicher und Familienanamnese, körperlicher Untersuchung und Ruhe-EKG alle 1-2 Jahre

■ Einmaliges Herzecho zur Erkennung angeborener koronarer Erkrankungen, Herzklappenveränderungen oder Aortendilatation, sofern es nicht zwischen 12-18 Jahren durchgeführt wurde

Über 35 Jahre

■ Screening bestehend aus persönlicher und Familienanamnese, körperlicher Untersuchung und Ruhe-EKG alle 1-2 Jahre

■ Einmaliges Herzecho zur Erkennung von kardiovaskulären Veränderungen, die auf Herzerkrankungen hinweisen

■ Individualisiertes Vorgehen, ggf. mit CT-Koronar-Angiografie zur Erkennung einer Koronaren Herzkrankheit

Die Autoren diskutieren auch die Kostenseite ihres Vorschlags. Die Echokardiografie ist ein allgemein verfügbares, kosteneffektives und non-invasives bildgebendes Verfahren. Über ein Sportlerleben wären standardmäßig nur zwei Herz-Echo-Untersuchungen notwendig.

Eine aktuelle Befragung von 603 medizinischen Fachkräften aus 97 Ländern ergab, dass zwei Drittel (65 Prozent) die Echokardiografie bereits immer oder oft als Teil der sportmedizinischen Untersuchung einsetzen (1). Das von Niederseer et al. vorgeschlagene Vorgehen stellt einen Mittelwert dar, um einerseits pathologische Veränderungen des Herzens zu erkennen und fatale Ereignisse wie den plötzlichen Herztod zu verhindern, und andererseits die Kosten niedrig zu halten.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. D'Ascenzi F, Anselmi F, Mondillo S, Finocchiaro G, Caselli S, Garza MS, Schmied C, Adami PE, Galderisi M, Adler Y, Pantazis A, Niebauer J, Heidbuchel H, Papadakis M, Dendale P. The use of cardiac imaging in the evaluation of athletes in the clinical practice: A survey by the Sports Cardiology and Exercise Section of the European Association of Preventive Cardiology and University of Siena, in collaboration with the European Association of Cardiovascular Imaging, the European Heart Rhythm Association and the ESC Working Group on Myocardial and Pericardial Diseases. Eur J Prev Cardiol. 2021; 28: 1071-1077. doi:10.1177/2047487320932018.

  2. Niederseer D, Rossi VA, Kissel C, Scherr, J, Caselli S, Tanner FC, Bohm P, Schmied C. Role of echocardiography in schreening and evaluation of athletes. Heart. 2021; 107: 270-276. doi:10.1136/heartjnl-2020-317996