Hamstringverletzungen: Outcomes unterschiedlicher operativer Eingriffe

Hamstringverletzungen: Outcomes unterschiedlicher operativer Eingriffe
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Verletzungen und Rupturen der hinteren Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings) zählen in zahlreichen Sportarten zu den häufigen Muskelverletzungen. Typischerweise entsteht ein solches Trauma bei schnellen Bewegungen, bei denen die Muskulatur exzentrisch beansprucht wird, oder durch zu starkes Dehnen der Oberschenkelrückseite. Die Hauptursache für schwere Hamstringverletzungen mit dem Abriss von zwei oder drei Sehnen ist eine schnelle kraftvolle Hüftbeugung bei gestrecktem Knie. Die meisten leichteren Hamstringverletzungen werden mit guten Ergebnissen konservativ behandelt. Bei schweren Verletzungen hingegen, sowie bei Athleten wird häufig zur Operation geraten. Ein Konsens bezüglich der optimalen Behandlung für die jeweilige Diagnose fehlt allerdings bisher.

Ein aktueller systematischer Review hat daher die Ergebnisse endoskopischer versus offener Operation, operativer Behandlung chronischer versus akuter Verletzungen und von partiellen Verletzungen bzw. unvollständigen Hamstring-Rupturen versus kompletten Abrissen analysiert (1). 24 Studien mit insgesamt 1.602 Hamstringverletzungen wurden eingeschlossen. Von diesen waren 12,2 Prozent professionelle Athleten, 27,3 Prozent Wettkampfsportler und 49,6 Prozent Freizeitathleten.

Bei 96 Prozent der Patienten wurde eine offene Operation durchgeführt, nur bei vier Prozent eine Endoskopie. Über alle Gruppen betrachtet waren 89 Prozent zufrieden mit dem Outcome nach dem operativen Eingriff. 80 Prozent konnten anschließend ihren Sport auf demselben Niveau ausüben wie vor der Verletzung. Komplikationen wurden in 15,7 Prozent der Fälle beobachtet. Bei Betrachtung der Subgruppen zeigen sich bedeutsame Unterschiede.

Akute versus chronische Hamstringverletzungen

Als akut wurden Rupturen dann bezeichnet, wenn sie innerhalb von sechs Wochen nach der Verletzung operiert wurden. Im Schnitt wurden Patienten dieser Gruppe nach 2,8 Wochen operativ behandelt, während das in der chronischen Gruppe nach 46 Wochen der Fall war. 95 Prozent der im akuten Stadium behandelten Verletzten waren mit dem Outcome zufrieden und damit deutlich mehr als in der chronischen Gruppe (77 Prozent). Einen ähnlichen, allerdings nicht so gravierenden Unterschied gab es beim Return-to-Sport (92 versus 85 Prozent). In funktionalen Tests schnitten während der ersten sechs Wochen nach Verletzung behandelte Personen besser ab als solche, die erst später operiert wurden.

Partielle/unvollständige versus vollständige Sehnenabrisse

Als partiell oder unvollständig wurde ein Abriss von einer oder zwei Hamstringsehnen definiert, während die übrigen Muskel- und Bandstrukturen intakt waren. Waren alle drei Stränge betroffen, wurde die Verletzung als vollständige Ruptur klassifiziert. 87 Prozent der von partiellen und 92 Prozent der von vollständigen Rupturen betroffenen Patienten waren mit dem OP-Ergebnis zufrieden. 78 bzw. 81 Prozent der Patienten mit partiellen bzw. vollständigen Abrissen kehrten auf dasselbe Niveau in ihrem Sport zurück.

Das wichtigste Ergebnis der Datenauswertung ist, dass sowohl bei kompletten als auch bei partiellen Abrissen der Hamstringsehnen die Ergebnisse nach einer chirurgischen Behandlung innerhalb von sechs Wochen nach der Verletzung besser sind als bei einem späteren operativen Eingriff. Besonders professionelle Athleten und körperlich aktive Menschen profitieren von der OP, zumal der Return-to-Sport schneller erfolgen kann und der Rückkehr auf das Leistungsniveau vor der Verletzung häufiger gelingt.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Jokela A, Stenroos A, Kosola J, Valle X, Lempainen L. A systematic review of surgical intervention in the treatment of hamstring tendon ruptures: current evidence on the impact on patient outcomes. Ann Med. 2022; 54: 978-988. doi:10.1080/07853890.2022.2059560