Gravierende Verletzungen der ischiokruralen Muskulatur von Wettkampfklettersportlern
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Fallbericht) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Fallbericht
Verletzungen der ischiokruralen Muskulatur sind in der Sporttraumatologie wohl bekannte Entitäten. Entsprechend des Verletzungsmechanismus unterscheidet man zwischen einem „running“ bzw. einem „stretch“ Typ. Im Sportklettern wird nicht selten die Technik des heel hookings angewendet. Dabei dient die Ferse als zusätzlicher Lastarm. Dies erlaubt die Entlastung einer Hand um so einen weit entfernten Griff zu erreichen. Beim heel hooking deutlich über Hüfthöhe kommt es zu einer isometrischen Muskelspannung bei ausgeprägter Beugung von Hüfte und Knie.
Retrospektiv wurden die klinischen und die MR-tomographischen Daten von 2 Wettkampfklettersportlerinnen mit akuten Rupturen der proximalen, ischiokruralen Muskulatur analysiert. In beiden Fällen führte die Verletzung nach monatelanger Rehabilitation zum vorzeitigen Ende der Leistungssportkarriere.
Fazit
Fakt 1
Der beobachtete Traumamechanismus entspricht einer Variante des „strech“ Typs einer Verletzung der ischiokruralen Muskulatur und wurde in dieser Form bisher nicht diskutiert. Die resultierenden Kräfte beim heel hooking über Hüfthöhe erscheinen prädisponierend zu sein.
Fakt 2
Eine frühzeitige, MR-tomographische Abklärung ist essentiell für die klinischen Entscheidungsprozesse. Insbesondere Fett-unterdrückte MR-Sequenzen demonstrieren das gesamte Ausmaß einer Verletzung. Ist nur eine von 3 Sehnen betroffen, spricht dies für ein konservatives Vorgehen. Eine Sehnenretraktion von mehr als 2 cm bzw. die Beteiligung aller 3 Sehnen gilt als Indikation für eine operative Refixation. Unabhängig von der gewählten Therapieoption können chronische Folgebeschwerden wie Schwäche, Sitzprobleme und Nervenschmerzen auch negative Auswirkungen auf das Alltagsleben der Sportler haben.
Fakt 3
Aufgrund der möglichen, ernsten Konsequenzen sollte der beschriebene Verletzungsmechanismus Trainern und Routenbauern bekannt sein.
■ Vantorre A, Schellhammer F