Frühe Physiotherapie reduziert Opioidverbrauch

Frühe Physiotherapie reduziert Opioidverbrauch
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Starke Schmerzen des Bewegungssystems werden zumeist initial oder auch begleitend zu physiotherapeutischen Maßnahmen mit Opioiden behandelt. Oft erfolgt der Griff zu diesen vergleichsweise starken Medikamenten recht schnell. Diese Praxis der Überverschreibung hat in den USA mittlerweile so zugenommen, dass man zurecht von einer „Opioid-Krise“ spricht. Nun gilt es, Alternativen zu finden und das Bewusstsein sowohl von Ärzten als auch von Patientinnen und Patienten zum Thema Schmerzmanagement zu stärken. Eine US-amerikanische Querschnittstudie an knapp 89 000 bislang opioid-naiven Patientinnen und Patienten mit muskuloskelettalen Schmerzen hat deshalb untersucht, inwieweit frühzeitig einsetzende Physiotherapie den Opioidverbrauch verringern oder sogar ersetzen kann. (1)

Analysiert wurden die Daten von Personen, die innerhalb von 30 Tagen zweimal mit heftigen Schmerzen im Bereich Knie, Nacken, unterer Rücken und Schultern beim Arzt oder in einer Notaufnahme vorstellig geworden waren. Es handelte sich um nicht komorbide, bislang opioid-naive Privatversicherte (58 Prozent Männer, 42 Prozent Frauen, Durchschnittsalter 46 Jahre), die vom Arzt gegen ihre Beschwerden binnen 90 Tagen Opioide verschrieben bekommen hatten. 29 Prozent von ihnen hatten darüber hinaus spätestens 90 Tage nach Diagnosestellung Physiotherapie erhalten. Der Opioidgebrauch wurde ab dem 91. bis zum 365. Tag nach der initialen Diagnose verfolgt.

Frühes Training, weniger Schmerzmittelbedarf

Die Auswertung der vorhandenen Daten ergab ein klares Bild: Die Inzidenz länger dauernder Opioidnutzung ging bei allen inkludierten Schmerzsymptomatiken signifikant um rund 10 Prozent zurück, wenn eine Patientin oder ein Patient frühzeitige Physiotherapie (innerhalb von 30 Tagen nach Diagnosestellung) erhalten hatte. Nur Nackenschmerzen profitieren laut den vorliegenden Daten kaum – bei den anderen jedoch können sich die Werte sehen lassen: Der Opiodgebrauch war um 9,7 Prozent reduziert bei Schulterschmerzen, um 10,3 Prozent bei Knieschmerzen und immerhin noch um 5,1 Prozent bei lumbalen Rückenschmerzen.

In Anbetracht der nicht wegzudiskutierenden Risiken von Langzeit-Opioidgaben sind diese Ergebnisse durchaus relevant und sollten in der Verschreibungspraxis mit bedacht werden. Weitere Forschungen, auch hinsichtlich der markanten Unterschiede je nach Schmerzregion, sind anzustreben.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Sun E, Moshfegh J, Rishel CA et al.: Association of Early Physical Therapy With Long-term Opioid Use Among Opioid-Naive Patients With Musculoskeletal Pain. JAMA Netw Open. 2018 Dec 7; 1: e185909. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2018.5909