Fitness und Muskelkraft in der Jugend beeinflussen Atherosklerose im Alter

Fitness und Muskelkraft in der Jugend beeinflussen Atherosklerose im Alter
© Georgii / Adobe Stock

Noch immer sind Herz-Kreislauf-Krankheiten weltweit die häufigste Todesursache. Um die Gesundheit und Langlebigkeit von Herz und Arterien zu erhalten, sind kardiorespiratorische Fitness und Muskelkraft bekanntlich ein ausschlaggebender Faktor. Eine schwedische Kohortenstudie (2) hat nun erstmals untersucht, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen körperlicher Fitness und Muskelkraft in der Jugend und Atherosklerose im späten mittleren Alter.

Zwei große Datensammlungen wurden dazu übereinandergelegt: Zum einen die SCAPIS-1-Studie (Swedish Cardiopulmonary Bioimage Study) aus dem Jahr 2021, an der über 30 100 Männer und Frauen zwischen 50 und 64 Jahren teilnahmen (3).Zum anderen, das schwedische Wehrpflichtregister von 1972- 1987. Damals galt die Wehrpflicht in Schweden ausschließlich für Männer, weshalb nahezu alle männlichen Teilnehmer aus SCAPIS-1 im Wehrpflichtregister mit ihren damaligen medizinischen Werten erfasst waren. Als Ergebnis des Abgleichs wurden 8986 Männer mit einem Durchschnittsalter von 56,6 Jahren wurden als geeignet in die Studie einbezogen.

Im Rahmen der Musterung in den 70er- und 80er-Jahren ermittelten die Ärzte sowohl die Muskelkraft als Kniestreck-, Handgriff- und Ellenbogenbeugekraft als auch die kardiorespiratorische Fitness mittels Fahrrad-Ergometer. Zudem wurden Koronar- und Karotisstenosen sowie die Lokalisierung und Zusammensetzung von Plaques erfasst. Bei der SCAPIS-1-Studie untersuchten die Mediziner mittels Computertomografie-Koronarangiografie (CCTA) verkalkte und nicht verkalkte Plaques in den Koronararterien. Bei 52,6 Prozent der Teilnehmer wurde eine Koronarstenose nachgewiesen. Mit Ultraschall wurde zudem der Plaque-Befall der A. carotis communis, der A. bulbi und der A. carotis interna erfasst und in drei Gruppen eingeteilt: keine Plaque, einseitige Plaque(s) und beidseitige Plaques. Bei 58,8 Prozent fanden sich Karotisplaques.

Die Auswertung der Daten zeigte einen Trend zur inversen J-förmigen Assoziation zwischen jugendlichem Fitness- und Muskelzustand und späterer Atherosklerose. Je höher das Fitnesslevel und die Kniestreckkraft in der Jugend, desto weniger schwer waren die Koronarstenosen und desto weniger verkalkt waren entwickelte Plaques. Im Detail hatten Männer, die als Jugendliche durchschnittlich fit bis sehr fit waren, ein bis zu 18 Prozent geringeres Risiko für leichte und ein bis zu 22 Prozent geringeres Risiko für schwere Koronarstenosen. Werte unter 240 Watt bei der Ergometermessung (mitterer Wert: 259 Watt) waren mit häufigeren und ungünstigeren atherosklerotischen Ereignissen verbunden. Mit beidseitigen Karotisplaques standen weder das Fitness- noch das Kraftlevel in Verbindung.

Interessant ist, dass sehr hohe Fitnesswerte (um das 95. Perzentil) eventuell weniger gut schützen als eine mäßig hohe Fitness. Es gibt Hinweise, dass Ausdauersportler durch ein sehr hohes Trainingsvolumen ein höheres Risiko für koronare Atherosklerose haben (1). Ein angemessen hoher Fitness- und Muskelkraftlevel in der Jugend kann also dieser Studie zufolge lebensrettend- und -verlängernd sein.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Aengevaeren VL, Mosterd A, Sharma S, et al. Exercise and coronary Atherosclerosis: observations, explanations, relevance, and clinical management. Circulation 2020; 141:1338–50. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.119.044467

  2. Herraiz-Adillo Á, Ahlqvist VH, Higueras-Fresnillo S et al. Physical fitness in male adolescents and atherosclerosis in middle age: a population-based cohort study. BJSM 2024; 58: 411-420. doi:10.1136/bjsports-2023-107663

  3. Kermott CA, Schroeder DR, Kopecky SL, et al. Cardiorespiratory fitness and coronary artery calcification in a primary prevention population. Mayo Clinic Proceedings: Innovations, Quality & Outcomes 2019; 3:122–30. doi:10.1016/j.mayocpiqo.2019.04.004