Einfluss von Trainingsintensität und -volumen auf koronare Atherosklerose

Einfluss von Trainingsintensität und -volumen auf koronare Atherosklerose
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Bewegungstraining ist längst ein integraler Eckpfeiler in der Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Trotzdem fanden sich in mehreren Studien Hinweise darauf, dass Herzen nicht uneingeschränkt von einer langen Sportkarriere profitieren: Teilweise zeigten sich in den Koronararterien langjähriger Athleten umfangreiche atherosklerotische Plaques. Der Ursache für diesen paradox erscheinenden Fakt ging ein niederländisches Forscherteam in einem Follow-up zur crosssektionalen MARC-(Measuring Athlete’s Risk of Cardiovascular Events)-1-Studie nach. Gegenstand der Untersuchung war die longitudinale Beziehung zwischen Trainingsvolumen und -intensität und der Progression koronarer Atherosklerose bei männlichen Amateursportlern mittleren Alters (1).

Die MARC-2-Studie inkludierte 289 der ursprünglich 318 asymptomatischen, damals ≥45 Jahre alten MARC-1-Teilnehmer, die man zwischen 2012 und 2014 auf subklinische Anzeichen von Atherosklerose untersucht hatte. In den 6,3 ± 0,5 Jahren zwischen dieser Primärerhebung und der erneuten Vorstellung hatten die Männer in ihren jeweiligen Sportarten weiterhin trainiert. Für die Messung der Trainingsintensität wurde das metabolische Äquivalent (MET) der jeweils ausgeübten Sportart zugrunde gelegt. Durchschnittlich 41 MET-Stunden/Woche absolvierten die Teilnehmer, und zwar 44 Prozent davon in hoher und 34 Prozent in sehr hoher Intensität (der Anteil leicht trainierender Probanden war zu vernachlässigen).

Trainingsintensität entscheidet über Atherosklerose-Risiko

Bei der Primärerhebung hatten 151 Teilnehmer verkalkte Koronararterien (CAC) mit einem medianen CAC-Score von 1 [0 bis 32] aufgewiesen; bei MARC-2 waren es bereits 71 Prozent mit einem Score von 31 [0 bis 132]. Die Prävalenz koronarer atherosklerotischer Plaques – der größere Teil vom kalzifizierten Phänotyp – stieg von 64 auf 83 Prozent.

Ein Zusammenhang dieser Risikofaktoren konnte nur bezüglich der Trainingsintensität, nicht jedoch in Hinblick auf das Trainingsvolumen hergestellt werden: Während intensives Training die Progression von CAC und Plaques zwar nicht völlig aufhalten, über die Zeit gesehen jedoch immerhin bremsen konnte, nahm beides bei hochintensivem Training sogar zu. Ein Grund dafür könnte der anstrengungsinduzierte Anstieg von Katecholaminen sein. Sie beschleunigen nicht nur die Herzfrequenz und erhöhen damit die mechanische Belastung der Koronararterien, sondern erzeugen auch proinflammatorische Veränderungen in den Monozyten.

Den Effekt hochintensiver Belastung auf CAC und die Plaque-Morphologie haben einige Studien auch für Statine gefunden; diese fördern zwar kalkhaltige Plaques, verringern aber gleichzeitig das Atheromvolumen und senken damit das kardiovaskuläre Risiko.

Die besten unter den bösen Plaques

Keinesfalls sollen die vorliegenden Ergebnisse den Gesundheitsnutzen von lebenslangem Sport in Frage stellen. Denn erstens überwiegen die kardiovaskulären Vorteile regelmäßiger Bewegung ihre Risiken bei Weitem, was sich in einer erwiesenermaßen niedrigeren Gesamtmortalität aktiver Menschen niederschlägt. Und zweitens können kalzifizierte Plaques atherosklerotische Läsionen sogar stabilisieren. Weitere Longitudinalstudien sollten die einzelnen Einflussfaktoren getrennt voneinander betrachten, um noch exaktere Empfehlungen aussprechen zu können.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Aengevaeren VL, Mosterd A, Bakker EA, Braber TL, Nathoe HM, Sharma S, Thompson PD, Velthuis BK, Eijsvogels TMH. Exercise Volume Versus Intensity and the Progression of Coronary Atherosclerosis in Middle-Aged and Older Athletes: Findings From the MARC-2 Study. Circulation. 2023. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.122.061173. Epub ahead of print.