Fallbericht: Akutes Koronarsyndrom durch Anabolika?

Fallbericht: Akutes Koronarsyndrom durch Anabolika?
© rico287 / Adobe Stock

Japanische Kardiologen beschrieben in einem jüngst erschienenen Case Report den Fall eines Bodybuilders, der sich mit Brustschmerzen in der Notaufnahme vorstellte. Diagnostiziert wurde ein eindeutiger ST-Hebungsinfarkt. Der distale Bereich der rechten Koronararterie zeigte sich in der Koronarangiografie komplett verschlossen. Ein implantierter Everolismus-freisetzender Stent stellte den Blutfluss wieder her. Ergänzend erhielt der Bodybuilder als Prophylaxe ASS 100 mg/Tag und Prasugrel 3,75 mg/Tag (zugelassene Dosis in Japan). Bereits wenige Tage nach der Entlassung stellte sich der Patient abermals mit Brustschmerzen in der Klinik vor. Erneut wurde eine ST-Streckenhebung festgestellt sowie ein vollständiger AV-Block. Eine zweite Koronarangiografie ergab eine Stentthrombose, obwohl keine Störungen der Gerinnungsfunktion festgestellt wurden. Beim Blick in die Patientenakte bemerkten die Mediziner jedoch, dass drei Monate zuvor erhöhte Leberwerte, eine Dyslipidämie und eine ausgeprägte linksventrikuläre Hypertrophie festgestellt worden war. Auf Nachfrage gab der Patient zu, seit drei Jahren in Zyklen Anabolika (Androgene und anabole Steroide) eingenommen zu haben.

Die Ärzte vermuten nun, dass die Anabolika-Einnahme das Auftreten des akuten Herzinfarkts und die Bildung einer subakuten Thrombose begünstigt hat. In der Tat konnten experimentelle Studien zeigen, dass anabole Steroide thrombogen wirken. Auch ist bekannt, dass Anabolikamissbrauch das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen erhöht (z. B. Dyslipidämie, Bluthochdruck, kardiale Hypertrophie). Die Autoren betonen, dass bei Athleten, die intensiv trainieren, koronare Herzerkrankungen die häufigste Ursache für sportassoziierten plötzlichen Herztod sind. Leistungssteigernde Substanzen wie Androgene und anabole Steroide könnten das Herzkreislaufrisiko erhöhen. Ärzte sollten daher nicht nur über das Risiko aufklären, sondern bei einem akuten Koronarsyndrom auch abklären, ob leistungssteigernde Substanzen eingenommen wurden.

■ Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Kazuma T, Yoshitaka I, Miki T, Hiromoto S, Masahiro S, Hiroyoshi M, Daisuke W, Makoto S, Tokutada S, Hiroshi S. Subacute Stent Thrombosis After Primary Percutaneous Coronary Intervention in a Middle-Aged Anabolic Steroid–Abusing Bodybuilder. J Am Coll Cardiol Case Rep. 2021; 3: 537-541. doi:10.1016/j.jaccas.2020.09.038