Evaluierung eines mobil abgeleiteten 22-Kanal-Ruhe-Vektor-EKGs in der sportmedizinischen Diagnostik und Betreuung

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Evaluierung eines mobil abgeleiteten 22-Kanal-Ruhe-Vektor-EKGs in der sportmedizinischen Diagnostik und Betreuung
22-Kanal-Ruhe-Vektor-EKG-CardioSecure-Pro © DZSM

Design of the Study

Das EKG ist eine fest etablierte, essenzielle und unabdingbare Untersuchungsmethode in der Sportmedizin. Derzeit sind moderne EKG-Geräte verfügbar, die mit vier Elektroden über ein mobiles Endgerät (Smartphone, Tablet) ein 22-Kanal-Ruhe-Vektor-EKG (V-EKG) in einer synchronen Messung ableiten. Speziell aufgrund der einfachen Handhabung ist das V-EKG für die sportmedizinische Diagnostik und Betreuung, insbesondere vor Ort im Training und Wettkampf, technisch vorteilhaft. Um es dort einsetzen zu können, muss das V-EKG und das konventionell abgeleitete 12-Kanal-Ruhe-EKG (R-EKG) zwingend diagnostisch gleichwertig sein. Da es bis dato noch keinen direkten Head-to-Head-Vergleich des V-EKGs mit dem R EKG gibt und auch eine Evaluierung des V-EKGs an Sportlern fehlt, wurde vorliegende Studie als prospektive Beobachtungsstudie konzipiert.

Methods

Im Rahmen der Studie wurde bei 102 volljährigen Leistungsportlern ergänzend zum R-EKG das V-EKG abgeleitet. Der Vergleich der EKGs erfolgte in den kardiologischen Standardparametern (Herzrhythmus, Herzfrequenz, Lagetyp, Herzachsen, Verlauf des EKG-Signals, Hypertrophiezeichen, R/S-Umschlag) und in den internationalen Kriterien der EKG-Interpretation bei Sportlern (2017), bestehend aus normalen EKG-Veränderungen, Grenzwertbefunden und abnormalen EKG-Veränderungen.

Results and Discussion

Ergebnis der Studie war die weitestgehende Übereinstimmung des V-EKG mit dem R-EKG. Die charakteristischen Hauptunterschiede zeigten sich im Lagetyp, in den Herzachsen, in den absoluten Amplitudenhöhen, in den Hypertrophiezeichen, im R/S-Umschlag und in der Polarität der T-Welle. Daraus resultierten vornehmlich Unterschiede in den normalen EKG Veränderungen der erhöhten QRS-Amplitude und des inkompletten Rechtsschenkelblocks und den abnormalen EKG-Veränderungen der T-Wellen-Inversion und der pathologischen Q-Zacken. Demnach wird in Zusammenschau mit bereits publizierten Ergebnissen die in Abbildung 1 dargestellte Einschätzung der Genauigkeit der Diagnostik des V-EKGs in den internationalen Kriterien der EKG-Interpretation bei Sportlern vorgenommen.

Somit ist das V-EKG insbesondere aufgrund der einfachen Handhabung eine technisch vorteilhafte Methode der EKG-Registrierung. Derzeit ist der Einsatz als Ergänzung zum R-EKG in der sportmedizinischen Diagnostik und Betreuung möglich. Zudem ist es für EKG-Verlaufsuntersuchungen geeignet. Die Interpretation des V-EKGs ist stets in Kenntnis und Berücksichtigung der charakteristischen Unterschiede vorzunehmen. Nach der konsekutiven Evaluierung des V-EKGs in weiterführenden Untersuchungen und der möglichen Anpassung und Weiterentwicklung der Technologie, des Umrechnungsalgorithmus und der Applikation ist ein zukünftiger Einsatz des V-EKGs mit seinen erweiterten Möglichkeiten als Alternative zum R-EKG in der sportmedizinischen Diagnostik und Betreuung in Leistungs- und Breitensport denkbar.

Genauigkeit V-EKG in der Diagnostik
Genauigkeit der Diagnostik des V-EKGs in den internationalen Kriterien der EKG-Interpretation bei Sportlern. Nicht evaluierbar: Repolarisationsvariante bei dunkelhäutigen Sportlern, juvenile T-Wellen-Veränderungen. Normale EKG-Veränderungen: grün, Grenzwertbefunde: gelb, abnormale EKG-Veränderungen: rot. © DZSM

■ Sauter L, Schellhorn P, Niess AM, Burgstahler C