Einnahme von Cannabidiol – nicht auf der WADA-Liste und trotzdem gedopt?

Einnahme von Cannabidiol – nicht auf  der WADA-Liste und trotzdem gedopt?
© chalermchai / AdobeStock

Cannabis enthält als bekanntesten und psychoaktiven Wirkstoff Tetra­hydrocannabinol (THC). Daneben finden sich in der Pflanze über 100 Sub­stanzen aus der Familie der Cannabinoide, darunter auch das inzwischen ebenfalls weithin bekannte Cannabidiol (CBD). CBD soll eine Reihe günstiger Effekte haben, die auch für Sportler interessant sind. So soll es Angstgefühle verringern, antientzündliche und schmerzlindernde Eigenschaften haben und die Regeneration nach körperlicher Belastung verbessern. Der Verkauf von CBD-Produkten ist in den letzten Jahren massiv gestiegen. Cannabidiol ist (bislang) legal in Form von verschiedenen Produkten, vor allem öligen Lösungen, als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Anders als THC und alle anderen Canna­binoide steht CBD nicht auf der Liste verbotener Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Zu viel THC in Cannabidiol-Produkten

Studien in verschiedenen Ländern haben ergeben, dass in CBD-Produkten häufig Rückstände von THC enthalten sind. Daneben weichen die Inhaltsstoffe und die Konzentration von Cannabidiol in den Produkten häufig von den Angaben auf der Verpackung ab (1, 2). Der Markt ist weitgehend unreguliert und bei vielen Produkten kann man sich nicht darauf verlassen, dass das drin ist, was draufsteht. Dirk Lachenmeier (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe) und Patrick Diel (Deutsche Sporthochschule Köln) haben 28 in Deutschland erhältliche CBD-Produkte auf die enthaltenen Cannabinoide untersucht (4). In 10 der 28 Proben war die THC-Menge erhöht, so dass eine Einnahme nach Packungsanweisung zu THC-Dosen von über 2,5 mg/Tag führt.

Ein positiver Nachweis im Urin ist über mehrere Tage zu erwarten, wenn die tägliche THC-Dosis über 1 mg liegt. Mit den getesteten Produkten bestünde bei der Einnahme durch Athleten bei mehr als einem Drittel die Gefahr einer positiven Dopingprobe; der Grenzwert für einen positiven Test liegt bei 150 ng/ml Urin. Für Athleten im Dopingkontrollsystem grundsätzlich nicht geeignet sind so genannte »Vollspektrum-Extrakte«, da eine Vielzahl von Cannabinoiden enthalten sind, die auf der Dopingliste stehen. Nur reine Cannabidiol-Produkte sind erlaubt.

Verdacht auf Lebertoxizität

Trotz einiger vielversprechender Untersuchungen zu günstigen Wirkungen von CBD sind die Langzeitwirkungen noch nicht ausreichend untersucht. Inzwischen gibt es auch Hinweise auf lebertoxische Effekte und ungünstige Wirkungen auf die Fruchtbarkeit beim Mann (3). Die Autoren würden kommerziell erhältliche Cannabidiol-Produkte für Sportler zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfehlen. Sofern die Notwendigkeit besteht, sollte ausschließlich auf Medizinprodukte (sofern verfügbar) zurückgegriffen werden, da die Aufreinigung und die Kontrolle der Inhaltsstoffe strenger kontrolliert wird.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Bonn-Miller MO, Loflin MJE, Thomas BF, Marcu JP, Hyke T, Vandrey R. Labeling. Accuracy of Cannabidiol Extracts Sold Online. JAMA. 2017; 318: 1708-1709. doi:10.1001/jama.2017.11909

  2. Hazekamp A. The trouble with CBD oil. Med. Cannabis Cannabinoids. 2018; 1: 65-72. doi:10.1159/000489287

  3. Huestis MA, Solimini R, Pichini S, Pacifici R, Carlier J, Busardò FP. Cannabidiol Adverse Effects and Toxicity. Curr Neuropharmacol. 2019; 17: 974-989. doi:10.2174/1570159X17666190603171901

  4. Lachenmeier DW, Diel P. A Warning against the Negligent Use of Cannabidiol in Professional and Amateur Athletes. Sports (Basel). 2019; 7: 251. doi:10.3390/sports7120251