Effekte von regelmäßigem Yoga auf das Gehirn

Effekte von regelmäßigem Yoga auf das Gehirn
© Nadezhda / Adobe Stock

Immer mehr Menschen praktizieren Yoga. Dafür gibt es verschiedenste Gründe: Manche halten mit passenden Übungen Rückenbeschwerden im Zaum, andere trainieren damit gezielt bestimmte Körperpartien und sehr viele nutzen die meditativen Anteile von Yoga zur Entspannung. Ein US-Forscherteam hat nun in einem systematischen Literatur-Review untersucht, welche Effekte Yoga speziell im Gehirn hervorruft (1). Inkludiert wurden insgesamt 11 Studien, die sich mit dem Einfluss sogenannter holistischer Yogapraxis auf das Gehirn befassten – also Yogaformen, die gleichzeitig Körperposen (Asanas), Atemübungen und Meditationselemente enthalten. Gemäß der von ihnen gemessenen Variablen wurden sie in zwei Kategorien eingeteilt: „Auswirkungen auf die Gehirnstruktur“ oder „Auswirkungen auf die Gehirnfunktion“.

Durch MRT-Aufnahmen des Gehirns während verschiedener Gedächtnisaufgaben wiesen mehrere der untersuchten Studien konsistent nach, dass langjährige Yogapraxis anatomische Veränderungen im frontalen Kortex, im Hippocampus, im anterioren cingulären Kortex und in der Insula auslöst. Unterschiede in der Gehirnfunktion fanden sich außerdem u. a. im dorsolateralen präfrontalen Kortex, der bei Yoga-Praktizierenden unter kognitiver Belastung signifikant weniger aktiviert wurde. Mehrere Studien fanden nach Absolvierung einer Yoga-Einheit eine Zunahme des Default-mode-Netzwerks, was direkt mit der Gedächtnisleistung korreliert.

Eine weitere Arbeit kanadischer Sportwissenschaftlerinnen wertete insgesamt 32 Studien zum Thema Yoga aus, von denen sich 10 mit motorischen Fähigkeiten, 14 mit Körpergefühl und 8 mit dem individuellen Schmerzempfinden befassten (2). Sie wiesen nach, dass sich durch die Rekrutierung von Insula, Amygdala und Hippocampus die Aufmerksamkeit erhöht und Stress durch eine bessere Kontrolle sensomotorischer Rhythmen verringert wird. Dadurch verbessern sich die Lernrate, die sensorische Wahrnehmung, die Interozeption sowie die Geschwindigkeit und Genauigkeit beim Lösen motorischer Aufgaben. Gleichzeitig steigt die parasympathische Aktivität, was sich u. a. auf die Schmerztoleranz und auch die Katastrophisierung vor Schmerz auswirkt.

Alle Outcomes der zitierten Studien weisen auf positive neurologische Anpassungsreaktionen durch regelmäßige Yoga-Praxis hin. Weil dazu auch eine Zunahme an Grauer Masse gehört, könnten Yoga-Praktizierende z. B. im Alter besser vor kognitivem Abbau geschützt sein. Zudem verringern regelmäßige Yogaübungen die allostatische Last in den Stressreaktions-Systemen und helfen damit, auf neurologischer Ebene die gesunde Homöostase wiederherzustellen. Die Gesamtheit dieser Erkenntnisse macht Yoga zu einer empfehlenswerten, gut in den privaten und klinischen Alltag integrierbaren Bewegungslehre nicht nur bei chronischen Schmerzen, sondern auch bei neurodegenerativen Erkrankungen.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Gothe NP, Khan I, Hayes J, Erlenbach E, Damoiseaux J. Yoga Effects on Brain Health: A Systematic Review of the Current Literature. Brain Plasticity. 2019; 1: 105-122. doi:10.3233/BPL-190084

  2. Rivest-Gadbois E, Boudrias MH. What are the known effects of yoga on the brain in relation to motor performances, body awareness and pain? A narrative review. Complement Ther Med. 2019; 44: 129-142. doi:10.1016/j.ctim.2019.03.021