Der Zusammenhang von anthropometrischen Messgrößen mit isokinetischer Rumpfkraft – eine retrospektive Analyse
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Studiendesign
Es erfolgte eine retrospektive Kohortenstudie mit statistischer Analyse des Zusammenhanges zwischen anthropometrischen Daten und Messungen der Rumpfkraft, die im Zeitraum von 2008-2018 erhoben wurden.
Methoden
Im 10-Jahres-Zeitraum wurde, neben anthropometrischen Messungen, die Rumpfkraft von 1480 Probanden im Sitzen untersucht (IsoMed 2000, Fa. H&R Ferstl, Hemau, Deutschland). Die Variablen Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, Taillenumfang, Body-Mass-Index (BMI) und Waist-to-Height-Ratio (WHtR) wurden auf einen möglichen Zusammenhang mit Parametern der isokinetischen Rumpfkraft (Drehmoment, Leistung und Arbeit) untersucht. Die statistische Analyse wurde mittels Pearson-Korrelation und gemischter linearer Modelle durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
Höheres Gewicht, höhere Körpergröße und WHtR, höherer Taillenumfang und BMI sowie männliches Geschlecht waren mit einer stärkeren isokinetischen Rumpfkraft verknüpft. Zunehmendes Alter korrelierte negativ mit der isokinetischen Rumpfkraft. Es gibt keinen relevanten Zusammenhang zwischen anthropometrischen Variablen und Flexions-/Extensionsverhältnissen. Die Wechselwirkungen anthropometrischer Faktoren mit der im Sitzen gemessenen isokinetischen Rumpfflexions und -extensionskraft sind vergleichbar mit der mit anderen Messverfahren gemessenen Rumpfkraft.
Was ist neu und relevant?
Moderne anthropometrische Maße wie Taillenumfang, BMI und WHtR korrelieren ebenfalls positiv mit der Rumpfkraft wie z. B. Größe und Gewicht. Hinsichtlich der Stärke des Zusammenhanges mit der isokinetischen Rumpfkraft konnte eine Rangfolge ermittelt werden: BMI>Alter>WHtR.
Methodische Limitationen
Die Studienpopulation bestand vorrangig aus jungen und männlichen Probanden, weiterführende Untersuchungen an älteren und weiblichen Populationen sollten erfolgen. Da die verschiedenen anthropometrischen Messgrößen naturgemäß untereinander korrelieren, konnte nur für die Variablen BMI, Alter und WHtR ein Ranking erstellt werden.
Schlussfolgerungen für die Praxis
– Bisher bekannte Korrelationen zwischen Kraft der Rumpfextensoren und anthropometrischen Messgrößen gelten auch für die Rumpfflexoren.
– Die isokinetischen Parameter Arbeit, Drehmoment und Leistung unterscheiden sich kaum hinsichtlich der Stärke des Zusammenhanges mit anthropometrischen Messgrößen.
– Mediziner, die isokinetische Messungen durchführen und auswerten, sollten sich der Wechselwirkungen mit anthropometrischen Faktoren bewusst sein.
■ Geissler D, Lison A, Schulze C