Blutlaktatkinetik während eines Laufbandstufentests vs. längeren Geländeläufen bei Skilangläufern
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Design der Studie
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Blutlaktatkonzentration (BLC) vs. Herzfrequenz (HR)-Beziehung zwischen einem Stufentestprotokoll mit kurzer Stufendauer (3min) auf dem Laufband (ITR) und dem Laufen bei längeren Belastungszeiten im Feld (PFR) zu untersuchen. Ausgehend davon sollte eine mathematische Formel bereitgestellt werden, die es ermöglicht, HR-basierte Intensitätszonen, abgeleitet aus der non-steady state Belastung des ITR, anzupassen, um ihre Anwendbarkeit für das Training im Feld sicherzustellen.
Methoden
16 hochtrainierte Nachwuchs-Skilangläufer_innen (V˙O2 max: 66.0±7.0 l min-1 kg-1 (55.2±75.8)) wurden im ITR und PFR untersucht. Im PFR wurden die Probanden gebeten, vier aufeinanderfolgende 2.500 m-Läufe in hügeligem Gelände mit schrittweise zunehmender, selbstgesteuerter Trainingsintensität zu absolvieren. Die BLC beider Settings wurden an den mittl. HR der vier Stufen des PFR verglichen.
Ergebnisse und Diskussion
Eine zweifaktorielle 4 x 2 Varianzanalyse mit Messwiederholung (ANOVA) zeigte einen statistisch signifikanten Haupteffekt der Stufe (p<.001) und des Testprotokolls (p<.001), sowie einen signifikanten Interaktionseffekt zwischen beiden Faktoren (p<.001). Der posthoc gerechnete T-Test bei verbundenen Stichproben zeigte signifikant niedrigere BLC aus dem ITR im Vergleich zu denen des PFR an jeder Stufe/Herzfrequenz. Cohens‘ d zeigte starke Effekte (Runde 1: -; Runde 2: 1.11±0.23 vs. 1.64±0.38 mmol l-1, p<.001, d=1.71; Runde 3: 1.79±0.38 vs. 4.21±1.19, p<.001, d=2.12; Runde 4: 3.08±0.75 vs. 9.16±1.67, p<.001, d=3.99).
Was ist neu und relevant?
Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Linksverschiebung der BLC vs. HR-Beziehung des PFR im Vergleich zum ITR. Entsprechend sollten aus Stufentestprotokollen mit kurzer Stufendauer (3min) abgeleitete HR-basierte Trainingsbereiche nach unten korrigiert werden, wenn bei längeren Belastungszeiten im Feld bestimmte BLC erzielt werden sollen.
Methodische Einschränkungen und Störfaktoren
Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Skilangläufer dieser Alters- und Leistungsgruppe. Weiterhin sollte die obige praktische Anwendung nur für den Trainingsmodus gelten, anhand dessen die Diagnostik durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind generell im Kontext des sehr spezifischen Settings im Feld (i.e. Charakteristik der Profilierung, etc.) zu betrachten und zu interpretieren.
Fazit für die Praxis
1. Für BLC im Bereich von 1.5-6 mmol l-1 sollten Trainer ca. 15 Schläge min-1 von der aus einem der vorliegenden Studie ähnlichen Labortest erhaltenen Herzfrequenz subtrahieren, wenn das Training bei längeren Belastungszeiten im Feld bei einer ähnlichen BLC stattfinden soll, wie sie Athleten-individuell auf dem Laufband zu erkennen war.
2. Obwohl verschiedene Intensitätszonenmodelle einen direkten Zusammenhang zwischen BLC und HR suggerieren, sind beide Parameter weiterhin als unabhängige Intensitätsmaße zu betrachten. Entsprechend kann die BLC/HR-Beziehung für jeden Athleten unterschiedlich sein.
■ Wilhelm A, Herbsleb M, Dittmar C, Rüdrich P, Schürer A, Wüstenfeld J, Kastner T, Wolfarth B