Vergleich der maximalen Laktatbildungsrate zwischen Radergometersprint und maximalen Kraftbelastungen
Einleitung
Die Leistungsfähigkeit der Muskulatur bei intensiven Kraftbelastungen hängt im Wesentlichen von der alaktaziden und laktaziden Kapazität und Leistungsfähigkeit des muskulären Energiestoffwechsels ab. In der Vergangenheit wurden Laufsprinttests sowie Radsprinttests zur Bestimmung der anaeroben Leistungsfähigkeit herangezogen. Untersuchungen zur lokalen Leistungsfähigkeit der Muskulatur mittels isokinetischen Krafttest zeigten Zusammenhänge zur Leistung im Radsprint. Die Quantifizierung der anaeroben Leistungsfähigkeit bei isokinetischen Krafttests fehlt jedoch in bisherigen Untersuchungen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Leistungsfähigkeit der anaerob laktaziden Energiebereitstellung während des isokinetischen Radsprints mit der des isokinetischen Krafttests zu vergleichen.
Methoden
14 Probanden absolvierten sitzend einen unilateralen isokinetischen Krafttest mit jeweils 10 Beinbeuge und- Streckbewegungen (180° s-1) und einen isokinetischen Radsprint über 15 Sekunden (Trittfrequenz 130min-1). Zur Berechnung der maximalen Laktatbildungsrate (V˙Lamax) wurden die maximale Blutlaktatkonzentration (BLK) in der Nachbelastungszeit (Lamax), die BLK in der Vorbelastung (Laprä), die Testdauer (ttest) sowie das laktatfreie Zeitintervall (talak) herangezogen. Dabei gilt talak als der Zeitraum vom Testbeginn bis zum Zeitpunkt, an dem die maximale Leistung (Pmax) um 3,5% abgefallen ist. Die V˙Lamax wurde zusätzlich auf den aktiven Anteil der Arbeitsmuskulatur relativiert (relV˙Lamax [mmol l-1 s-1 kg-1M]).
Ergebnisse und Diskussion
Die Parameter Lamax, talak, Pmax und V˙Lamax unterschieden sich signifikant (p<0,05), wohingegen die relV˙Lamax vergleichbare Werte zwischen beiden Tests zeigten (p>0,05). Die V˙Lamax sowie die relV˙Lamax zeigten eine Korrelation von r=0,42 sowie r=0,43 (p>0,05) mit einem Standard Error of Estimates (SEE) von 0,22 mmol l-1 s-1 kg-1M zwischen beiden Tests. Der hohe SEE deutet auf eine starke intraindividuelle Abweichung hin. Somit ist speziell für Athleten, welche in ihrer Sportart primär azyklische und lokale Beanspruchungen der unteren Extremität erfahren, vorerst davon auszugehen, dass ein Radergometersprint im Einzelfall nicht die lokale anaerobe Leistungsfähigkeit wiedergibt.
Methodische Einschränkungen und Störfaktoren
Reduzierte Lamax durch eine Glykogenverarmung oder erhöhte Lamax durch stark kohlenhydratreiche Ernährung vor den Tests können die V˙Lamax beeinflussen. Das individuelle Belastungsprofil der Probanden kann Effekte durch eine unterschiedliche Muskelfaserausprägung auf die individuelle Laktatproduktion zeigen. Die Leistungsabnahme während der ttest wird von der individuellen Trainingsausrichtung und vom Trainingszustand bedingt.
Fazit für die Praxis
Die individuelle anaerobe Leistungsfähigkeit bei einer maximalen lokalen Kraftbelastung, anhand der V˙Lamax lässt sich im Einzelfall nicht mittels eines isokinetischen Radsprinttests vorhersagen. Zuverlässige Aussagen zur lokalen anaeroben Leistungsfähigkeit der Muskulatur sollten durch spezifische lokale Belastungen ermittelt werden.
■ Nitzsche N, Baumgärtel L, Schulz H