Augenverletzungen im Vereins- und Schulsport – aktuelle nationale Zahlen

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Augenverletzungen im Vereins- und Schulsport – aktuelle nationale Zahlen
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Design der Studie

Ziel der retrospektiven Datenanalyse ist es, aktuelle (nationale) Zahlen zu Augenverletzungen im Vereins- und Schulsport zu präsentieren sowie das Risiko von Augenverletzungen in verschiedenen Sportarten aufzuzeigen.

Methoden

Ausgewertet wurden 2.392 Augenverletzungen auf Basis von 221.273 im Zeitraum von 1987-2017 erfassten Sportverletzungen (Vereinssport) aus der Sportunfalldatenbank der Ruhr-Universität Bochum und der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG, Düsseldorf. Zur Berechnung einer sportartspezifischen Überrepräsentanz von Augenverletzungen innerhalb des Verletztenkollektivs wurde die Injury Proportion Ratio (IPR) bestimmt, d.h. die Häufigkeit von Augenverletzungen in einer Sportart relativiert an der Häufigkeit aller registrierten Sportverletzungen in dieser Sportart.

Für den Schulsport wurden unveröffentlichte Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (Berichtsjahr 2019) analysiert. Auch hierbei handelt es sich um ein reines Verletztenkollektiv. Expositionszeiten liegen nicht vor.

Ergebnisse und Diskussion

1,08% aller Sportverletzungen im Vereinssport sind Augenverletzungen. 19,7% dieser Verletzungen mussten im Krankenhaus behandelt werden, 13,9% mussten operiert werden, 56,9% der Verletzten waren arbeitsunfähig (Sportpause im Mittel 24,8 Tage). Mit über 50% dominieren stumpfe Traumata, z.B. Prellungen (allg. Traumata 67,4%, d.h. mehrere Verletzungen im Bereich Augen/Kopf; Prellungen 23,3%, z.B. Schlag durch stumpfen Gegenstand; Verletzungen der Haut im Augenbereich 9,4%, z.B. Abschürfungen, Schnitt-/Risswunden; innere/nervale Läsion 4,6%; Fraktur 2,0%).

Häufig handelt es sich um Verletzungen, die durch Bälle (z.B. im Squash oder Fußball), Schläger (z.B. im Tennis-Doppel oder Hockey) oder Hand- und Ellbogenstöße im Zweikampf (z.B. im Handball oder Wasserball) verursacht werden. Dementsprechend sind Sportarten wie Tennis (IPR = 5,1), Badminton (IPR = 5,7) v.a. aber Squash (IPR = 8,3) und Wasserball (IPR = 8,8) im Verletztenkollektiv signifikant überrepräsentiert (die 95%-Konfidenzintervalle beinhalten nicht den Wert 1).

Im Schulsport liegt der Anteil an Augenverletzungen bei 1,83%, d.h. deutlich höher als der im Vereinssport mit 1,08% (ggf. werden hier häufiger auch leichtere/Bagatellverletzungen gemeldet). Analog zum Vereinssport sind männliche Sportler überrepräsentiert.

Was ist neu und relevant?

Aktuelle (nationale) Bestandsaufnahme zu Augenverletzungen im Vereins- und Schulsport (auf Basis sehr umfangreicher Daten) und Aufzeigen des Risikos von Augenverletzungen in verschiedenen Sportarten.

Methodische Einschränkungen

Die analysierten Daten repräsentieren ein reines Verletztenkollektiv. Expositionszeiten liegen nicht vor.

Fazit für die Praxis

Augenverletzungen im Vereins- und Schulsport sind relativ selten, häufig aber schwerwiegend. Bei Sportarten mit erhöhtem Augenverletzungsrisiko (z.B. Squash, Badminton, Tennis, Wasserball) sollten (schul-)sporttaugliche Brillen plus Augenschutz verwendet werden.

■ Jendrusch G, Henke T, Schnell D, Platen P