Wiederholtes Sprinttraining bei Hypoxie – eine innovative Methode

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Wiederholtes Sprinttraining bei Hypoxie – eine innovative Methode
© Netzer Johannes / fotolia

Design der Arbeit und Ergebnisse

Das Jahr 2018 markierte das 50-jährige Jubiläum der Olympischen Winterspiele in Mexico City, welche den Beginn wissenschaftlicher Untersuchungen von Training und Belastung unter hypoxischen Bedingungen darstellten. Seit dem ursprünglichen Konzept “Live High – Train High” ist eine Vielzahl von Höhen- und Hypoxietrainingsmethoden entwickelt worden. Das Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit ist es, die aktuellste Methode namens “Repeated Sprint Training in Hypoxia” (RSH; wiederholtes Sprinttraining in Hypoxie) vorzustellen.

RSH wurde erstmalig am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität von Lausanne angewandt und ist auf ein überwältigendes Interesse im Bereich des Höhentrainings gestoßen, was anhand von 25 in internationalen Zeitschriften publizierten Artikeln seit der erstmaligen Beschreibung im Jahr 2013 abzulesen ist. Zu betonen ist, dass nur zwei dieser Studien keine leistungsfördernden Effekte fanden.

Da bei der RSH-Methode relative kurze Trainingseinheiten in Hypoxie durchgeführt werden, reicht die hypoxische Dosis nicht aus, um einen Anstieg der Hämoglobinmasse zu erzielen. Der leistungssteigernde Effekt von RSH beruht daher nicht auf einer verbesserten Sauerstofftransportkapazität, wie sie bei den meisten anderen Trainingsmethoden, d. h. “Live High – Train High” oder “Live High – Train Low” erzielt wird.

Mögliche Mechanismen von RSH bestehen auf der muskulären und vaskulären Ebene und schließen eine Vielzahl von Faktoren ein: Dies sind Transkriptionsfaktoren des Sauerstoffsignalwegs und der Sauerstofftransportkapazität sowie mitochondrialer Stoffwechselenzyme, eine verbesserte Funktion der Fast-Twitch Fasern via kompensatorischer Vasodilatation, eine verbesserte vaskuläre Relaxation, eine erhöhte mikrovaskuläre Sauerstoffabgabe und möglicherweise eine schnellere Kreatinphosphat Resynthese.

Generell führt RSH zu einer besseren wiederholten Sprintfähigkeit unter normoxischen Bedingungen (d. h., zu schnelleren mittleren Sprintzeiten oder höherer Kraftentwicklung, verbunden mit einer erhöhten Ermüdungsresistenz während wiederholter Sprinttests). Auch eine Modifikation von RSH, bei der die Hypoxie durch willkürliche Hypoventilation bei geringem Lungenvolumen induziert wird (genannt VHL), kann ebenfalls die wiederholte Sprintfähigkeit effektiver verbessern als normoxisches Training. Dabei unterscheiden sich die RSH-VHL Effekte möglicherweise von RSH wegen ihrer hypercapnischen Effekte.

Die Kombination der “traditionellen” Höhentrainingsmaßnahmen mit den kürzlich entwickelten Methoden RSH und RSH-VHL (“Live High – Train Low” + RSH, auch genannt “Live High – Train Low and High”) hat sich als effektiv im Bereich der Spielsportarten hinsichtlich der Verbesserung der aeroben Kapazität und der wiederholten Sprintfähigkeit erwiesen (Tab. 1).

Überblick Hypoxietrainings- und Höhentrainingsmethoden
Historische Zusammenfassung der Höhen-/Hypoxietrainingsmethoden © DZSM 2019

Fazit für die Praxis

In der Praxis hat sich eine RSH-induzierte Leistungsverbesserung für ein großes Anwendungsspektrum, d.h in Mannschaftssportarten (Fußball, Rugby, LaCrosse, Australian Football, Feldhockey), Rückschlagsportarten (Tennis, Badminton), Kampfsportarten (Jiu-Jitsu) und Ausdauersportarten (Radsport, Leichtathletik, Skilanglauf), erwiesen.
Kürzlich ist RSH auch als therapeutische Maßnahme im klinischen Bereich bei Patienten mit endothelialer und/oder vaskulärer Dysfunktion angewandt worden.

■ Millet GP, Girard O, Beard A, Brocherie F

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