Weniger Muskelermüdung durch Kakaoflavanole?
Es ist bekannt, dass jedes intensive Training kleinste Schäden an Muskeln verursacht. Diese sogenannten EIMDs (exercise-induced muscle damage) sind u. a. der Grund für verzögert einsetzenden Muskelkater, eine temporär verringerte Muskelfunktion sowie subklinische entzündliche Prozesse im Gewebe. Ganz ohne diese oxidativen Mikroschäden geht es nicht; sie sind notwendig für muskuläre Anpassungsreaktionen. Auch der Anfall reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) ist im Rahmen starker körperlicher Betätigung normal, kann jedoch bei fehlender Neutralisierung durch die körpereigenen antioxidativen Abwehrsysteme (= oxidativer Stress) ebenfalls negative Auswirkungen auf Proteine, Lipide und DNA haben, was u. a. die Kraftabgabe an der Skelettmuskulatur beeinträchtigt. Es wäre deshalb erstrebenswert, die letztlich zu Muskelermüdung führenden Prozesse schneller zum Abklingen zu bringen, damit sich die Muskulatur schneller regeneriert und ein kontinuierlicher Trainingsablauf ohne größeres Unbehagen möglich wird. Hierfür sind verschiedene Antioxidantien aus dem Bereich der Vitamine und anderer Mikronährstoffe im Gespräch. Ein britisches Forschungsteam hat sich für die vorliegende narrative Übersicht diesbezüglich auf Kakaoflavanole konzentriert (1).
Kakaoflavanole (CF) gehören zur Gruppe der Polyphenole, die für ihre entzündungshemmende und antioxidative Wirkung bekannt sind. Die Studienautoren untersuchten die Wirkung einer Flavonoid-Unterklasse, nämlich der Flavanole, auf entzündungs- und oxidationsbedingte Biomarker, veränderte Muskelfunktion und die Gesamttrainingsleistung. Flavanole kommen natürlicherweise in vielen Obstsorten und Tee vor, doch die größten Mengen stecken in Kakao, etwa in dunkler Schokolade. Von diesen sogenannten Kakaoflavanolen, darunter Monomere wie Catechin, Epicatechin und Gallocatechin, hat Epicatechin in Studien dosisabhängig z. B. gefäßdilatative (und dadurch blutdrucksenkende), antioxidative und antiinflammatorische Eigenschaften gezeigt. Ihr entzündungsmodulierendes Potenzial hängt vermutlich damit zusammen, dass Kakaoflavanole – z. B. über Anpassungen der körpereigenen Eicosanoidproduktion – inflammatorische Signalkaskaden beeinflussen. Zudem sind sie in der Lage, die Aktivierung entzündungsassoziierter Transkriptionsfaktoren zu bremsen.
Über die analysierten Arbeiten hinweg ergab sich ein klares Bild: Die subchronische Supplementierung (verfügbar waren Interventionsdauern von 7 bis 14 Tagen) von Kakaoflavanolen beeinflusst moderat die Trainingsleistung, die Erholung zwischen Trainingseinheiten oder Wettkämpfen sowie subjektiv empfundenen Muskelschmerz; leichte Effekte waren bereits nach einmaliger Einnahme zu verzeichnen. Zu achten ist grundsätzlich auf einen hohen Catechingehalt des gewählten Kakaoprodukts. Als günstig stellte sich die gleichzeitige Zufuhr von Kohlenhydraten heraus (was im Falle dunkler Schokolade automatisch der Fall ist), welche die Absorption der Flavanole optimieren. Flüssige Zubereitungen werden schneller vom Körper aufgenommen und sind komfortabel zu verzehren. Obwohl höhere Dosierungen in einigen Studien bessere Ergebnisse brachten, konnte die Frage nach der idealen Dosis noch nicht geklärt werden.
■ Kura L
Quellen:
Corr LD, Field A, Pufal D et al. The effects of cocoa flavanols on indices of muscle recovery and exercise performance: a narrative review. BMC Sports Sci Med Rehabil. 2021; 13, 90. doi:10.1186/s13102-021-00319-8