Verletzungen und Erkrankungen im Elite-Pferdesport: Eine prospektive Zwei-Saisonzeiten Studie
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Aufbau der Studie und Methoden
Wir führten eine prospektive Kohortenstudie mit 38 Elite-Pferdesportlern über einen zweijährigen Nachbeobachtungszeitraum durch. Gesundheitsprobleme wurden wöchentlich mit dem Oslo Sports Trauma Research Center Fragebogen zu Gesundheitsproblemen erfasst und anschließend gemäß den kürzlich veröffentlichten Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees in Krankheiten und Verletzungen kategorisiert. Basierend auf den wöchentlichen Antworten der Athleten berechneten wir Prävalenz, Inzidenz und Schweregrad von Gesundheitsproblemen.
Ergebnisse und Diskussion
Ungefähr einer von neun Athleten in dieser Kohorte von Elitereitern leidet zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Gesundheitsproblem. Es gab keine markanten Unterschiede in der Prävalenz von Verletzungsarten oder Krankheiten. Akute Verletzungen hatten die größte Auswirkung auf die Leistung der Reiter mit dem höchsten durchschnittlichen wöchentlichen und kumulativen Schweregrad pro Verletzung sowie den meisten Ausfalltagen bei der Teilnahme. Das allgemeine Verletzungsmuster, das in unserer Kohorte gefunden wurde, ähnelte den Verletzungsmustern, die in der bisherigen Reitsportliteratur festgestellt wurden. Die akute Verletzungsrate von 0,41 neuen Verletzungen pro 1.000 Belastungsstunden ist jedoch sehr niedrig und nicht vergleichbar mit anderen Studien. Wiederholte Verletzungen wurden am häufigsten für die lumbosakrale Wirbelsäule (29,4 %) und das Knie (17,6 %) berichtet. Die Erkrankungen betrafen hauptsächlich die oberen Atemwege, was mit früheren Registrierungen von Erkrankungen bei Sportlern übereinstimmt.
Was ist neu und relevant?
Unsere Ergebnisse zeigen ein sehr detailliertes Bild aller Verletzungen und Erkrankungen, die bei Elite-Reitern vorkommen. Dies gibt neue Einblicke in die Verletzungsmuster, die Entstehungsmechanismen und die Belastung von Elite-Reitern und kann als Grundlage für weitere Forschungen genutzt werden.
Die relativ geringe Inzidenz und Prävalenz von Verletzungen in dieser Kohorte von Elite-Reitern ist ein positives Ergebnis. Möglicherweise hat die Professionalität des Sports in Kombination mit der Verfügbarkeit und teilweise obligatorischen Anwendung von effektiven Präventionsmaßnahmen die Verletzungsraten positiv beeinflusst.
Methodische Einschränkungen
Jeder Fragebogen zu Verletzungen unterliegt einem Recall-Bias, insbesondere wenn der Befragte die Umfrage nicht rechtzeitig ausfüllt. In unseren Daten wurde ein potenzieller Recall-Effekt minimiert, indem der OSTRC-Fragebogen verwendet und die Empfehlung befolgt wurde, den Fragebogen wöchentlich zu verabreichen. Bei jeder laufenden Gesundheitsüberwachung wird eine klinische Intervention erwartet, sobald ein Gesundheitsproblem gemeldet wird. Dies hat sich in unserem Bericht zwar nicht auf das Auftreten von Verletzungen ausgewirkt, aber wahrscheinlich den Schweregrad von Verletzungen und Erkrankungen reduziert.
Schlussfolgerung für die Praxis
Mit der Verfügbarkeit von effektiver Sicherheitsausrüstung ist die Implementierung und Ausweitung dieser Ausrüstung auf die breitere Reiterpopulation entscheidend, um eine sinnvolle Wirkung zu erzielen. Zukünftige Bemühungen zur Primärprävention sollten sich auch auf Verletzungen durch sich wiederholende Mechanismen richten. Aufgrund der geringen Anzahl solcher Verletzungen in unserer Studie können wir ohne weitere Forschung keine eindeutigen Empfehlungen aussprechen.
■ Lang M, Moen MH, van Roy T, Verhagen E