Unspezifische Rückenschmerzen: rechtzeitige Therapie verhindert Chronifizierung

Unspezifische Rückenschmerzen: rechtzeitige Therapie verhindert Chronifizierung
© My Ocean studio / AdobeStock

Rückenschmerzen, denen keine spezifische Ursache zugrunde liegt, bedeuten für Betroffene fast immer immense und nicht selten langfristige Einschränkungen bei der Bewältigung ihres Alltags sowie ihrer Bewegungsmöglichkeiten. Nur wer den klinischen Verlauf genau versteht, kann die Schmerzen effektiver behandeln und womöglich vor der Dauerbehandlung beenden. Ein australisches Wissenschaftsteam hat daher bereits 2012 eine Übersichtsstudie mit Metaanalyse veröffentlicht, die aufgrund der Einteilung unspezifischer Rückenschmerzen entsprechend ihrer Dauer Unterschiede in der Rehabilitation nachweisen konnte. Nun hat das Team seine Ergebnisse um neu gesammelte Studien aus den Jahren 2011 bis 2023 ergänzt und analysiert (1). Die Erkenntnis aus 2012, dass frühzeitige Interventionen bei akuten Schmerzen zu besseren langfristigen Ergebnissen führen, während subakute und chronische Schmerzen differenzierte Behandlungsansätze erfordern, wurde darin bekräftigt und um einige wichtige Punkte erweitert.

Nur prospektive Kohortenstudien wurden in der Analyse berücksichtigt. Die Teilnehmer mussten die klare Diagnose »Rückenschmerzen« haben, es durfte keine schwerwiegende Begleiterkrankung, die den Verlauf der Rückenschmerzen beeinflussen könnte, keine Vorgeschichte von Wirbelsäulenoperationen oder schwerer Verletzung vorliegen. 95 Studien mit insgesamt 60 Kohorten (n = 17 974) aus der ganzen Welt wurden eingeschlossen; 47 davon flossen anschließend in eine Metaanalyse ein. Die Teilnehmer waren zwischen 18 und 60 Jahre alt, die Geschlechterverteilung ausgeglichen. Etwa die Hälfte der Daten stammte aus den Jahren 2011 bis 2023 und wurde mit denen aus der Studie von 2012 kombiniert.

Einteilung in akute, subakute oder persistierende Rückenschmerzen

Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt:

• Akute Rückenschmerzen: 0 bis < 6 Wochen

• Subakute Rückenschmerzen: 6 bis < 12 Wochen

• Persistierende Rückenschmerzen: 12 bis < 52 Wochen

Nach 0, 6, 12, 26 und 52 Wochen wurden die Schmerzintensität und die Einschätzung der körperlichen Funktionsfähigkeit mittels eines gemischten Modells berechnet und die mittleren Schmerzwerte auf einer Skala von 1–100 ermittelt (Vgl. Abb. 1).

Tabelle: Rückenschmerzen – Schmerzintensität über die Zeit
© DZSM 2024

In allen drei Gruppen verbesserte sich die körperliche Funktionsfähigkeit etwas schneller als die Schmerzintensität. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass die zugrunde liegenden Studien unterschiedliche Risk-of-bias-Tools verwendeten.

Schlechte Prognose für persistierende Schmerzen

Während in der Kohorte mit akuten und subakuten Schmerzen innerhalb der ersten sechs Wochen eine deutliche Verbesserung von Schmerzintensität und körperlicher Einschränkung sichtbar ist, bleiben die Werte bei denen, die unter persistierenden Schmerzen leiden, hoch und erholen sich im Laufe der 52 Wochen weniger stark. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen zeigt sich also deutlich, dass Menschen mit persistierenden Rückenschmerzen weiterhin unter mäßigen bis starken Schmerzen und ähnlich vehementen körperlichen Einschränkungen leiden. Dieses Ergebnis ist für Patienten mit chronischen Schmerzen noch wesentlich ungünstiger als ursprünglich gedacht.

Den richtigen Zeitpunkt für Behandlungseskalation erkennen

Patienten mit subakuten unspezifischen Rückenschmerzen stehen klar im Fokus der zukünftigen Interventionsverbesserung: Eine deutliche Schmerzlinderung sollte bereits ca. 6 bis 12 Wochen nach dem ersten Auftreten erfolgen. Ist dies nicht der Fall, sollte die Behandlung individualisiert eskaliert oder verändert werden, damit die Schmerzen nicht chronifizieren und damit in eine deutlich schlechtere Prognose übergehen.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Wallwork SB, Braithwaite FA, O’Keeffe M, Travers MJ, Summers SJ, Lange B, Hince DA, Costa LOP, da C. Menezes Costa L, Chiera B, Moseley GL. The clinical course of acute, subacute and persistent low back pain: a systematic review and meta-analysis. CMAJ. 2024; 196: E29-46. doi:10.1503/cmaj.230542