Unethisches Verhalten im Sport: Was lehrt uns der Kampf gegen Doping zur Stärkung der Missbrauchsprävention?
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Einen alten ‚Kampf‘ nutzen, um eine neue Generation von Athleten abzusichern
Unethisches Verhalten im Sport ist eine globale Herausforderung. Die derzeitige Flut von Berichten über den Missbrauch von Athleten in verschiedensten Sportarten erinnert an die Dopingskandale der 80er und 90er Jahre, die zunehmend klarmachten, dass Doping im Sport endemisch war. Dies führte zum Zusammenschluss verschiedenster Interessensgruppen und letztendlich zur Gründung der Welt Anti-Doping Agentur, die heute als weltweiter Dachverband etabliert ist.
Dieses Editorial unterzieht die Geschichte des Kampfes gegen Doping und die Ergebnisse einer Untersuchung: Was hat sich als wirksam und unwirksam erwiesen, und was kann die Bekämpfung von Athletenmissbrauch daraus lernen? Die Herausforderungen eines weltweiten, sportartenübergreifenden Anti-Doping-Regelwerkes und eines zentralen, legalistischen Ansatzes zeigen, dass sich das Ökosystem Sport ändern muss—nicht nur einzelne Akteure. Die publizierten Fälle von Doping und Missbrauch sind die Folge tief verwurzelten, unethischen Verhaltens.
Persönliches Verschulden ist im Kampf gegen Doping gross geschrieben. Missbrauch im Sport bleibt für die Täter zumeist ohne Konsequenz und es wird von Athleten erwartet, dass sie Missbrauch melden. Alle Formen von Missbrauch sind Menschenrechtsverletzungen, und wirksamer Schutz muss von allen Akteuren getragen werden und über Meldesysteme hinausgehen. Das Primat des Gesundheitsschutzes erfordert einen ganzheitlichen und langfristigen Forschungsansatz, der unbeabsichtigte und willentlich zugefügte Verletzungen und deren psychosoziale Auswirkungen untersucht.
Schlussfolgerungen für die Praxis
1. Jede angestrebte Verhaltensänderung ist ein langwieriger und herausfordernder Prozess, für den Einzelnen sowie für Organisationen.
2. Die gelebten Erfahrungen und Menschenrechte der Athleten müssen im Mittelpunkt praxisorientierter Forschung stehen.
3. Ein multidisziplinärer Ansatz verspricht die beste Aussicht auf wirksame Regelwerke zum Schutz von Athleten vor Missbrauch.
■ Tuakli-Wosornu YA, Moses EC, Amick M, Grimm K