Sprunggelenksinstabilität: Verhaltensanpassung fördert Degeneration

Sprunggelenksinstabilität: Verhaltensanpassung fördert Degeneration
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Dehnungen der seitlichen Bänder des unteren Sprunggelenks (USG) sind häufige Verletzungen in Sportarten mit schnellen Richtungsänderungen oder Sprüngen. Bei 45 bis 75 Prozent der Individuen, die einmal eine Bänderdehnung hatten, verschlechtert sich der Zustand über die Zeit und führt zu chronischer Instabilität des Sprunggelenks. Dies hat funktionelle und mechanische Instabilität zur Folge. Der Entwicklung liegen ein immer wieder nachgebendes Gelenk, Schmerzen bei Belastung, Funktionsverlust und schließlich strukturelle Veränderungen und Anpassungen des sensomotorischen Systems zu Grunde. In der Folge nimmt die neuromuskuläre Kontrolle ab. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine chronische Sprunggelenksinstabilität die kinetische Kette verändern kann, so dass andere Kräfte wirken. Eine Studie (systematischer Review mit Meta-Analyse) hat nun die Muskelaktivität der unteren Extremität und die wirkenden Kräfte bei der Landung bei Patienten mit Sprunggelenksinstabilitäten untersucht (1). Vier Parameter wurden im Detail betrachtet:

– Muskelaktivierung der unteren Extremität vor der Landung

– Muskelaktivierung der unteren Extremität während der Landung

– Größenordnung der Bodenreaktionskraft

– Zeit bis zur maximalen Bodenreaktionskraft

Die Auswertung von elf Studien ergab, dass bei betroffenen Patienten die Peronealmuskulatur vor der Landung weniger stark aktiviert wird als bei Personen ohne Sprunggelenksinstabilität. Daneben wurde höhere maximale vertikale Bodenreaktionskraft und geringere Dauer bis zum Erreichen der maximalen Bodenreaktionskraft festgestellt. Diese Daten belegen, dass Personen mit (chronischer) Instabilität im Sprunggelenk bei Landungen ein verändertes Verhalten zeigen. Die Autoren erachten es für wahrscheinlich, dass diese Anpassungen das Risiko für erneute Bänderverletzungen des Sprunggelenks und der vorderen Kreuzbänder, sowie degenerative Entwicklungen im USG und Knie erhöhen. Sie erachten es daher aus drei Gründen für sinnvoll, spezifische Interventionen und Rehabilitationsprotokolle für diese Patienten zu entwickeln:

– Chronifizierung verhindern

– Aus den Änderungen resultierende Verletzungen der unteren Extremität verhindern

– Den physiologischen Bewegungsablauf wieder erlernen.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Jeon HG, Lee SY, Park SE, Ha S. Ankle Instability Patients Exhibit Altered Muscle Activation of Lower Extremity and Ground Reaction Force during Landing: A Systematic Review and Meta-Analysis. J Sports Sci Med. 2021; 20: 373-390. doi:10.52082/jssm.2021.373