Sport- und Outdoorequipment – die meisten Produkte enthalten Gift

Sport- und Outdoorequipment – die meisten Produkte enthalten Gift
© blas/fotolia

Zum dritten Mal hat Greenpeace Outdoor-Produkte auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) testen lassen. Entgegen den naturverbundenen Werbebotschaften zeigen die Analysen, dass ein Großteil der Produzenten von Outdoor-Ausrüstung noch immer in großem Umfang PFC nutzt, um Produkte wasser- und schmutzabweisend zu machen. 40 Produkte (darunter Jacken, Hosen, Schuhe, Schlafsäcke, Handschuhe etc.) von allen renommierten Marken wurden untersucht. Nur vier Produkte enthielten keine PFC, andere teils in sehr großen Mengen. Elf Produkte waren mit gesundheitsschädlicher Perfluoroktansäure (PFOA) in hohen Konzentrationen belastet.

PFC im Blut

PFC sind chemische Verbindungen, die eingesetzt werden, um Wasser und Schmutz von der Oberfläche abperlen zu lassen und eine innen liegende, wasserdichte Membrane (zum Beispiel Gore-Tex) herzustellen. PFC kommen nicht natürlich vor und können kaum abgebaut werden. Sie reichern sich an und gelangen über Nahrung, Luft und Trinkwasser an praktisch alle Orte der Erde – und auch in den menschlichen Organismus. In Tierversuchen wurde gezeigt, dass PFC die Reproduktion negativ beeinflussen, Tumorwachstum fördern und das Hormonsystem stören können. Auch ein Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen und Immunstörungen wird vermutet. Im »Madrid Statement« sprechen sich Wissenschaftler weltweit dafür aus, auf lang- und kurzkettige PFC bei der Produktion von Gebrauchsartikeln grundsätzlich zu verzichten.

Spaziergang oder Expedition?

Dabei gibt es umweltfreundliche und gesundheitlich unbedenkliche Alternativen: Textilien aus Polyester und Poly­urethan sind wetterfest und PFC-frei. Dennoch ist PFC als Imprägnierungsmittel – derzeit – für Expeditionskleidung, welche extremsten Wetterbedingungen standhalten muss, noch immer das Mittel
der Wahl. Doch mal ehrlich: Wie viele Träger der hochpreisigen Multifunktionskleidungsstücke sind hochalpin und auf Expeditionsniveau unterwegs? Daher empfiehlt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace: »Vor dem Kauf sollten Verbraucher prüfen, ob sie Outdoor-Ausrüstung für einen Gipfelsturm oder Spaziergang benötigen.« PFC-freie Alternativen benennt die Studie ebenfalls.

Doch nicht nur in Outdoor-Kleidung lauern Gefahren. Wie die Stiftung Warentest im Januar veröffentlichte, sind Fitnessarmbänder teilweise mit erhöhten Mengen des Weichmachers DEHP belastet, der die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Da diese Bänder oft rund um die Uhr getragen werden und so ständig mit der Haut in Kontakt sind, können sie dauerhaft eine negative Wirkung entfalten.

Nachhaltige Outdoor-Produkte

Ein Produkt zum »Draußensein«, das die Umwelt belastet und die Gesundheit gefährdet, erscheint absurd. Die »Detox-­Outdoor«-Kampagnevon Greenpeace (http://detox-outdoor.org) setzt darauf, den Druck auf die Hersteller durch die Verbraucher zu erhöhen. Die Aktion zeigt bereits Wirkung: So nutzen manche Hersteller inzwischen Recycling-Stoffe, achten auf eine tierfreundliche Gewinnung von Daunen, engagieren sich gegen Zwangs- und Kinderarbeit und belegen ihre umweltfreundliche Produktion mit dem »bluesign«- oder anderen Öko-Labels.

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Leaving Traces. The hidden hazardous chemicals in outdoor gear. Greenpeace product test 2016, www.greenpeace.org

  2. Stiftung Warentest, 1/2016: Noch nicht in Topform, S. 82–87