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Fortsetzung Risikofaktoren für Verletzungen der Hamstring-Muskulatur

Modifizierbare Risikofaktoren

Kraft, Beweglichkeit und Bewegungsumfang: Defizite in Kraftqualität und Ausdauer der Hamstring-Muskulatur waren klar mit einem erhöhten HSI-Risiko assoziiert, während individuelle Beweglichkeit und Bewegungsumfang jeweils nur begrenzte Aussagekraft hatten. Die Autoren weisen darauf hin, dass die prospektive Bewertung dieser Faktoren möglicherweise nicht valide ist: Zu sehr schwanken die Messwerte etwa bei Müdigkeit. Sie empfehlen die entsprechendenTests deshalb eher als Bestandteil laufender Verfahren oder im klinischen Präventionsmanagement statt als Basis-Screening.

Belastung und motorische Steuerung: Hier waren eine reduzierte Aktivität der Rumpfmuskulatur in der Rückschwungphase sowie eine erhöhte Aktivität des M. gluteus medius beim Laufen mit höherem HSI-Risiko assoziiert. Bei zu extremem Trainingsanstieg innerhalb kurzer Zeit erhöhen Ermüdung sowie exzentrisch induzierte Muskelschäden in Sportarten mit sehr hohen Laufgeschwindigkeiten das Risiko, eine Hamstring-Verletzung zu erleiden. Es empfiehlt sich daher ein individuell auf den Athleten abgestimmtes, abgestuftes Trainingsprogramm und -pensum.

Laufverhalten: Athleten, die mit extremen Geschwindigkeiten laufen, sind grundsätzlich einem größeren Risiko von Hamstring-Verletzungen ausgesetzt. Bei der Betrachtung der Sprintkinematik fielen vor allem eine erhöhte thorakale Seitenneigung beim Vorschwung und erhöhte Neigungswinkel des Beckens beim Rückschwung als negative Einflussfaktoren auf.

Spielverhalten und Spielposition: In den Sportarten Fußball, American Football, Rugby, Gaelic Football und Cricket sind Spieler mit großen Sprint-Anteilen signifikant größeren HSI-Risiken ausgesetzt als andere Positionen wie z. B. Torhüter. Bezüglich kurzer Erholungszeiten zwischen Matches, straffem Spielplan und Leistungslevel waren die Ergebnisse hinsichtlich HSI-Risiko nicht stringent.

Klinische Untersuchung nach HSI: Athleten, die nach einer ausgeheilten Hamstring-Verletzung ins Training zurückkehrten und in klinischen Untersuchungen noch Kraftdefizite, druckempfindliches Gewebe und eingeschränkte Beweglichkeit zeigten, hatten ein höheres Risiko einer Wiederverletzung. Dieses stieg mit der Anzahl vorangegangener HSIs. In der Bildgebung waren solche Hinweise nicht zu finden.

Umweltfaktoren: Die Anreise zu internationalen Spielen führte im Falle von Cricket zu höheren HSI-Inzidenzen. Andere Umgebungsfaktoren wie Oberflächenbeschaffenheit, Wetter, Höhenlage oder Wind beeinflussten das Risiko nicht.

■ Lilian Kura

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Quellen:

  1. Green B, Bourne MN, van Dyk N, Pizzari T. Recalibrating the risk of hamstring strain injury (HSI): A 2020 systematic review and meta-analysis of risk factors for index and recurrent hamstring strain injury in sport. Br J Sports Med. 2020; 54: 1081-1088. doi:10.1136/bjsports-2019-100983