Pubalgie: operieren oder konservativ behandeln?
Erkrankt ein Athlet an einer Schambeinentzündung bzw. Pubalgie oder Osteitis pubis, sind nicht nur die Schmerzen beträchtlich. Die Verletzung kann als akutes Trauma, aber auch als Folge jahrelanger Über- oder Fehlbelastung lange Trainingsausfälle nach sich ziehen und sogar das Karriere-Aus bedeuten. Als Behandlungsoptionen stehen verschiedene chirurgische und konservative Therapiemethoden zur Verfügung, deren Auswahl Ärzte sowie Physiotherapeuten vor beträchtliche Herausforderungen stellt: Soll man so lange wie möglich versuchen, konservativ ans Ziel zu gelangen oder lieber schnell operieren? Welche Therapieoption ermöglicht am schnellsten die schmerzfreie Wiederaufnahme des Trainings? Eine internationale systematische Übersichtsarbeit hat sich genau dieser Frage gewidmet (1).
Für die Übersichtsarbeit wertete das Studienteam die Daten von insgesamt 468 betroffenen Probanden aus (275 Fußballspieler, 28 Läufer, 18 Eishockeyspieler). Sieben der zehn inkludierten Studien befassten sich mit konservativen Behandlungsmethoden, zwei mit operativen Verfahren und eine Arbeit verglich beide Herangehensweisen. Zu den konservativen Therapien gehörten u. a. Physiotherapie und medikamentöse Analgesie, operiert wurde überwiegend per TEP-Sportlerhernien-Reparatur. Andere Operationsmethoden kamen deutlich seltener zum Einsatz. Primäres Ziel der Studie war die Zeit bis zum vollständigen Return-to-Sport (RTS).
Für die konservativ behandelten Pubalgie-Patienten ergab sich hier eine Zeitspanne zwischen 9,14 und 18,5 Wochen. Dass die RTS-Rate in den einzelnen analysierten Studien im schlechtesten Fall bei nur 14, im besten hingegen bei 100 Prozent lag, weist auf die enorme Bandbreite an konservativen Behandlungsschemata hin, zwischen denen es klug zu wählen gilt.
Chirurgisch versorgte Athleten begannen ca. drei Wochen nach dem Eingriff mit ersten Übungen und kehrten in 90 bis 100 Prozent der Fälle – frühestens nach sechs und spätestens nach zwölf Wochen – komplett ins Training zurück. Einen mit median 4,3 Wochen besonders zügigen RTS hatten Athleten, die bereits kurz nach Beginn ihrer Pubalgie-Symptome operiert wurden; vermutlich wurden bei ihnen weniger invasive Verfahren angewendet.
Nichtsdestotrotz birgt jede Operation Risiken, die in die Entscheidung mit einfließen sollten. Deshalb und angesichts des geringen Zeitvorteils der OP empfehlen die Autoren, konservativen Methoden in jedem Fall zunächst eine Chance zu geben.
Einschränkend ist anzumerken, dass eine direkte Vergleichbarkeit der untersuchten Studien nur teilweise gegeben und deren Qualität sehr heterogen war. Weitere speziell auf den Vergleich OP/Nicht-OP ausgerichtete Analysen mit standardisierten Einschluss- bzw. Testkriterien sollten diese Lücke schließen. Dabei sollte u. a. auch sauber dokumentiert werden, aus welchen exakten Einzelmaßnahmen die „konservative Therapie“ besteht und welche spezifischen Rehabilitationsmaßnahmen nach der jeweiligen Operation ergriffen wurden.
■ Kura L
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Quellen:
Serafim TT, Oliveira ES, Migliorini F, Maffulli N, Okubo R. Return to sport after conservative versus surgical treatment for pubalgia in athletes: a systematic review. J Orthop Surg Res. 2022; 17: 484. doi:10.1186/s13018-022-03376-y