Physiologische und metabolische Reaktionen auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Physiologische und metabolische Reaktionen auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband
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Design der Studie

Seit einigen Jahren wird das Anti-Schwerkraft-Laufband (ASL) als Trainingstool zur posttraumatischen Rehabilitation und Umfangssteigerung im Mittel- und Langstreckenlauf eingesetzt. Erste Ergebnisse zu physiologischen Reaktionen auf dem ASL liegen bereits vor. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, die physiologischen und metabolischen Reaktionen in Form von Sauerstoffaufnahme (V˙O2), Herzfrequenz (HF) und kapillarer Laktatkonzentration (La) während des Laufens auf dem ASL in einer multifaktoriellen Analyse zu erfassen.

Methoden

Fünfzehn guttrainierte männliche Ausdauerathleten (V˙O2peak: 60,2±3,8ml kg-1 min-1) absolvierten drei identische Laufband-Stufentests in randomisierter Reihenfolge, bei denen spiroergometrische Daten sowie kapillare Laktatkonzentrationen erfasst wurden. Zwei Tests fanden auf dem ASL statt, bei 80% bzw. 60% des Körpergewichts (80% KG und 60% KG; Abb. 1). Der dritte Test wurde auf einem herkömmlichen Laufband bei vollem Körpergewicht absolviert (100% KG).

Ergebnisse und Diskussion

Über die Geschwindigkeiten von 10–18 km h-1 reduzierte sich die mittlere V˙O2 signifikant von 48,1±8,4 über 39,7±6,8 auf 33,5±7,3ml min-1 kg-1 bzgl. 100%, 80% und 60% KG (p<0.001). Die HF sank um 15 (80% KG) bzw. 27 (60% KG) Schläge pro Minute im Vergleich zum Wert bei 100% KG. Die La reduzierte sich von 2,5±2,3 via 1,5±1,1 auf 1,1±0,5mmol l-1 (p<0.001).

Was ist neu und relevant

Die vorliegende multifaktorielle Analyse zeigt, dass sich V˙O2, HF und La durch das Laufen auf dem ASL unterschiedlich stark reduzieren und der Prozentsatz der Verringerung des effektiven Körpergewichts einen großen Einfluss hat. Um einen bestimmten V˙O2-Stimulus zu erhalten (bspw. 75% V˙O2peak) (Tabelle 1), muss die Laufgeschwindigkeit deutlich erhöht werden. Dies führt zu einem erhöhten La-Wert und einer Verschiebung des V˙O2-La-Verhältnisses als Ausdruck eines veränderten Energiestoffwechsels.

Methodische Einschränkungen und Störfaktoren

Die dargestellten Ergebnisse können nicht per se auf alle Leistungsklassen – vor allem nicht auf hochtrainierte Athleten – übertragen werden. Zudem wurden in die Analyse lediglich Geschwindigkeiten bis 18 km h-1 erfasst. Dieses Spektrum gilt es zukünftig in einem umfassenderen multifaktoriellen Ansatz zu erweitern.

Fazit für die Praxis

1. Um niedrigintensive Trainingsreize („low intensity“; La unter 2 mmol l-1) zu setzen, sollte der Prozentsatz der Verringerung des effektiven Körpergewichts und die damit einhergehende Geschwindigkeitssteigerung (für denselben V˙O2-Reiz) nicht unter 80% KG liegen.

2. Nach aktueller Literatur- und Datenlage scheinen die V˙O2- und HF-Reduktionen bei hochtrainierten Läufern ausgeprägter zu sein als bei weniger trainierten Personen (Bsp.: 35% V˙O2-Reduktion vs. 17% V˙O2-Reduktion bei 80% KG). Dies gilt es in der Trainingssteuerung zu beachten, indem das effektive Körpergewicht und die Laufgeschwindigkeiten gezielt und mit Bedacht angepasst werden sollten.

Physiologische Daten Anti-Schwerkraft Laufband AlterG 400
Kalkulierter Trainingsreiz bei VO2=45 ml kg-1 min-1 (≈75% VO2peak). VO2=Sauerstoffaufnahme; HF=Herzfrequenz; La=Laktatakkumulation; 100% BWSet=100% Körpergewicht auf einem herkömmlichen Laufband; 80% BWSet=80% Körpergewicht auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband; 60% BWSet=60% Körpergewicht auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband. © DZSM 2020

■ Fleckenstein D, Ueberschär O, Wüstenfeld JC, Wolfarth B