Nutzen ergometrischer Belastungstests in der Sportmedizin

Nutzen ergometrischer Belastungstests in der Sportmedizin
© Photo Sesaon / fotolia

Ergometrische Belastungstests haben neben der klassischen Leistungsdiagnostik, das Potenzial, latente Krankheiten zu erkennen. Problematisch ist und bleibt, dass allgemein anerkannte Referenz­werte fehlen, die die Beurteilung und Vergleichbarkeit verbessern würden. In einer Übersichtsarbeit wurden nun die Ergometrie-Leitlinien von vier Fachgesellschaften hinsichtlich Indikationen, Kontraindikationen, Durchführung, Messgrößen, Beurteilungskriterien, (sub)maximaler Ausbelastung sowie Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und Medikamente ausgewertet (1).

Für die Belastungstests existieren unterschiedliche Protokolle, die unterschiedliche Ergebnisse liefern und unterschiedliche Aussagen zulassen. Bei einem Fahrradergometertest ist die Ausbelastung aufgrund der kleineren arbeitenden Muskelmasse beispielsweise um etwa zehn Prozent geringer als beim Laufbandtest. Andere Testverfahren unterscheiden sich ebenfalls. Je nach Fragestellung und Zielgruppen werden zudem unterschiedliche Belastungsschemata verwendet. Protokolle mit kurzer Stufendauer (zwei Minuten) und kleinen Leistungssprüngen (25 W) führen schnell zur kardiozirkulatorischen Ausbelastung. Die Maximalleistung ist in diesem Fall höher als bei längeren Belastungsstufen. Das schnelle Protokoll eignet sich für kardiologische Fragestellungen oder bei Heranwachsenden. Bei Stufendauern von drei bis fünf Minuten und Belastungssteigerungen um 40 W oder 1,5 km/h können kardiozirkulatorische und metabolische Leistungskomponenten beurteilt werden. Das Belastungsprotokoll beeinflusst auch die Veränderungen des Blutdrucks.

Da einige Werte nicht nur als Kenngrößen für die Leistungsfähigkeit dienen, sondern auch als Prädiktor zur Einschätzung der Schwere einer Krankheit und als prognostisches Kriterium, erfordert die Auswahl des passenden Belastungstests sowie die Beurteilung der Ergebnisse Erfahrung und Fachkenntnis. Die Autoren der Übersichtsarbeit plädieren für ein nationales Fitness- und Gesundheitsregister, um einerseits statistisch-epidemiologische Analysen zu ermöglichen und andererseits die individuelle Beurteilung von Untersuchungsergebnissen, Trainings- und Therapieverläufen zu erleichtern.

■ Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Löllgen H, Leyk D. Ergometrische Belastungs­untersuchungen in der Sportmedizin. Dtsch Arzte­bl Int. 2018; 115: 409-416. doi:10.3238/arztebl.2018.0409