Neuer Praxisleitfaden „Akuter Rückenschmerz“

Neuer Praxisleitfaden „Akuter Rückenschmerz“
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Nur für etwa fünf Prozent der akuten Rücken- und Kreuzschmerzen sind schwerwiegende Ursachen verantwortlich, selbst wenn die subjektive Schmerzstärke anderes suggerieren mag. Die schlechte Nachricht: Auch ein harmloser unspezifischer Schmerz kann ohne adäquate Therapie chronifizieren und gravierende psychosoziale Folgen nach sich ziehen. Die gute Nachricht: In den ersten vier bis sechs Wochen kann man mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen präventiv viel bewirken. Um Sportmedizinern und anderen Niedergelassenen in der für das Chronifizierungsrisiko mitentscheidenden Frühphase nützliche Empfehlungen an die Hand zu geben, hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) kürzlich den evidenzbasierten, auf verschiedenen nationalen und internationalen Therapieempfehlungen und Leitlinien beruhenden Leitfaden „Akuter Rückenschmerz“ veröffentlicht. Sein erklärtes Ziel ist, möglichst vielen Rückenschmerz-Patienten den Leidensweg als Schmerzpatienten zu ersparen.

Schlüsselempfehlungen zur Primärversorgung akuter Rückenschmerzen

Die fünf Schlüsselempfehlungen des Praxisleitfadens befassen sich mit allen Aspekten der Behandlung:

Schnellstmögliche Normalisierung der körperlichen Aktivität, um die altersgerechte Beweglichkeit wiederherzustellen und Schonhaltungen zu vermeiden. Es gilt, darüber aufzuklären, dass der erste Impuls kontraproduktiv ist: Jede Etablierung von Schmerzvermeidungsstrategien, körperlicher Schonung oder kompletter Passivität leistet chronifiziertem Schmerz Vorschub und verzögert die Regeneration.

Ausschluss schwerwiegender Ursachen durch eingehende Anamnese und körperliche Untersuchung; nur im Ernstfall Hinzuziehung bildgebender Maßnahmen. Ein besonderes Augenmerk sollte bei unauffälligem Befund auf der Aufklärung über die grundsätzliche Harmlosigkeit der Schmerzursache liegen. Hinweise auf das Verschlechterungspotenzial durch unnötige Schonung und die Wichtigkeit körperlicher Mitwirkung sind ebenfalls essenziell.

Ausschöpfung des Potenzials von Eigenbehandlung, um Schmerzen zu lindern, körperliche Aktivität wieder zu ermöglichen und längere Inaktivitätsphasen zu minimieren. Als sinnvoll haben sich hier lokale Kälte-/Wärmeanwendungen, topische Schmerzgels/-salben sowie niedrig dosierte NSAR oder apothekenpflichtige Nichtopioid-Analgetika (NOPA, z.B. Paracetamol) erwiesen.

Nach ärztlicher Anweisung auch höher dosierte systemische Medikamentierung. Hier haben sich neben höher dosierten NSAR und NOPA trotz geringer Evidenz auch Muskelrelaxanzien als First-line-Therapie bewährt, v. a. wenn der Schmerz rein muskulär bedingt ist. Opiode gelten als Second-Line-Option.

Engmaschige Evaluierung und ggf. Anpassung der Behandlungsbausteine. Hier werden Intervalle von ein bis zwei Wochen empfohlen, wobei insbesondere „Red Flags“ (Warnsignale für das mögliche Vorliegen schwerwiegender biologischer Schmerzursachen) sowie „Yellow Flags“ (Warnsignale für psychosoziale Faktoren mit erhöhtem Chronifizierungsrisiko) beachtet werden sollen.

Die vorgeschlagenen Schritte und Bausteine sind zusätzlich in einem übersichtlichen Flussdiagramm abgebildet und erklärt. Den Abschluss des Praxisleitfadens „Akuter Rückenschmerz“ bilden wirkstoffbezogene Therapiehinweise, etwa zu NSAR, Glukokortikoiden und Muskelrelaxanzien.

■ Kura L

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