Knie-MRT bei älteren Patienten: Befunde nicht überbewerten

Knie-MRT bei älteren Patienten: Befunde nicht überbewerten
© Nejron Photo / AdobeStock

Eine internationale Metaanalyse bestätigt erneut, dass Bildgebung allein niemals ein Kriterium für invasive Behandlung sein sollte. Gerade das Knie ist ein Bereich, in dem hier mit äußerstem Augenmaß befundet werden sollte. Die Analyse zeigt: Annähernd jeder zweite Patient im Alter von 40 Jahren oder älter, der sich einem Knie-MRT unterzieht, zeigt dort deutlich sichtbare strukturelle Schäden wie Meniskus- oder Knochenmarkläsionen, Osteophyten oder Knorpeldefekte – ohne dass diese der Grund für die Beschwerden sein müssen. Die Mediziner an der PMU (Paracelsus Medizinische Privatuniversität) Salzburg und Nürnberg hatten für ihre Metaanalyse 63 Studien herangezogen, in denen die MRT-Befunde von insgesamt 4751 erwachsenen Knie-Patienten ohne Verletzungshistorie  gesammelt wurden. Inkludiert wurden Studien, die trotz asymptomatischer Befunde und Schmerzfreiheit arthrotische Veränderungen dokumentierten. Die untersuchte Gruppe wurde in Patienten bis zum Alter von 40 Jahren und solche darüber eingeteilt.

Kein Schmerz trotz Schaden

Das interessante Ergebnis der Auswertung: 19 bis 43 Prozent der Patienten mit größer/gleich Jahren hatten laut MRT deutlich arthrotische Kniegelenke in der einen oder anderen Ausprägung, aber keinerlei davon herrührende Beschwerden. Bei den jüngeren Patienten waren es 4 bis 14 Prozent. Einen Peak erreichten die asymptomatischen Knieläsionen bei noch älteren Patienten: Hier stieg die Anzahl auffälliger, aber asymptomatischer MRT-Befunde pro Lebensjahrzehnt um weitere 3 (Meniskusläsionen) bis 15 Prozent (Knorpelschäden). Asymptomatische Knochenmarkläsionen waren hauptsächlich bei jungen, sportlich sehr aktiven Patienten zu beobachten; meist heilen sie folgenlos aus. Im Alter hingegen können ähnliche Erscheinungen durchaus am Schmerzgeschehen beteiligt sein.

Die Studienautoren schließen daraus, dass Befunde aus der Bildgebung bei älteren Kniepatienten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu chirurgischen Interventionen führen, die an der eigentlichen Schmerzursache nichts ändern. Frühere Studien, die Scheinoperationen gegenüber tatsächlicher Arthroskopie einen ähnlichen Effekt bescheinigen, unterstützen diese Annahme. Vermutlich gehören strukturelle Abnutzungerscheinungen und kleinere Schäden schlicht zum Altersprozess und sollten bei der detaillierten Befundung von Knieschmerzen älterer Patienten nicht überbewertet werden.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Culvenor AG et al. Prevalence of knee osteoarthritis features on magnetic resonance imaging in asymptomatic uninjured adults: a systematic review and metaanalysis. Br J Sports Med. 2019; 53: 1268–1278. doi:10.1136/bjsports-2018-099257