Kinder im Lockdown: Weniger Sport, aber mehr Bewegung

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Kinder im Lockdown: Weniger Sport, aber mehr Bewegung
© New Africa / Adobe Stock

Die WHO empfiehlt Kindern 60 Minuten intensive Aktivität pro Tag. Schon ohne Lockdown schafften das die meisten Kinder und Jugendlichen nicht. Daher wurde befürchtet, dass während der Zeiträume mit geschlossenen Kitas und Schulen sowie abgesagtem Sporttraining im Verein die »bewegten« Zeiten zugunsten von Bildschirmzeit abnehmen würden. Wissenschaftler aus Karlsruhe verglichen nun die Zeit, die Kinder und Jugendliche im ersten Lockdown 2020 mit körperlicher Aktivität und vor Bildschirmen verbrachten, mit Daten vor dem Lockdown (2). Von 1711 Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 17 Jahren konnten im Rahmen der MoMo-Studie Fragebögen zu beiden Zeitpunkten ausgewertet werden.

Ganz deutlich wurde, dass die Zeit mit organisierten Sportaktivitäten (z. B. Vereins­training) komplett entfiel. Im Durchschnitt über alle Altersgruppen bedeutete das 28,5 Minuten weniger Sport pro Tag. Allerdings zeigte sich auch, dass die täglich mit unorganisiertem Sport verbrachte Zeit, z. B. auf dem Spielplatz, Joggen, Radfahren, Fußballspielen oder Heimworkouts um 18 Minuten täglich auf durchschnittlich 24 Minuten anstieg. Das traf nach Aussage der Autoren auch auf diejenigen Kinder zu, die vorher nicht sportlich aktiv waren. Ihre Alltagsaktivität hat also klar zugenommen. Gefördert wurde diese Entwicklung, weil in Deutschland zu jeder Zeit der Aufenthalt im Freien für Sport und Bewegung erlaubt war. In anderen Ländern nahm das Maß der Inaktivität unter Kindern und Jugendlichen deutlicher zu, u. a. weil sie teilweise auch nicht draußen spielen durften.

Die Autoren merken jedoch an, dass die Ergebnisse aus dem sehr warmen und sonnigen April 2020 nicht automatisch auf das ganze Jahr oder den Winterlockdown extrapoliert werden können. Zudem sei Quantität nicht Qualität. Ebenfalls signifikant zugenommen hat die Zeit, die Kinder und Jugendliche vor dem Bildschirm verbrachten. Auch auf das Körpergewicht hatte der Lockdown Auswirkungen: Neun Prozent nahmen zu und aßen mehr Snacks, Süßigkeiten und tranken mehr Süßgetränke (1).

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Koletzko B, Holzapfel C, Schneider U, Hauner H. Lifestyle and Body Weight Consequences of the COVID-19 Pandemic in Children: Increasing Disparity. Ann Nutr Metab. 2021: 1-3. doi:10.1159/000514186

  2. Schmidt SCE, Anedda B, Burchartz A, et al. Physical activity and screen time of children and adolescents before and during the COVID-19 lockdown in Germany: a natural experiment. Sci Rep. 2020; 10: 21780. doi:10.1038/s41598-020-78438-4