Fußball: Effekte eines Re-Warm-Up in der Halbzeitpause

Fußball: Effekte eines Re-Warm-Up in der Halbzeitpause
© Lsantilli / Adobe Stock

Es ist ein eisernes Gesetz des Sports: in der zweiten Halbzeit wird schwächer gespielt. Insofern mag es überraschen, dass kaum Forschung dazu existiert, wie sich dieser Leistungsabfall abmildern lassen könnte. Vor allem für professionelle Teams und ihre Coaches dürfte diese Frage von hoher Relevanz sein. Ein neuer Ansatz ist das Re-Warm-Up (RWU), ein erneutes Aufwärmen während der Pause. Nun hat eine spanische Forschungsgruppe den ersten systematischen Review dazu vorgelegt (4)

Aktives Re-Warm-Up, passives Wärmen oder passive Pause?

Die Sichtung von 14 randomisierten, kontrollierten Studien mit insgesamt 178 Teilnehmern verglich aktives RWU mit einer passiven Erwärmung und mit der klassischen Pause. Das Re-Warm-Up wurde durchgeführt in Form von explosiven Bewegungen, Mini-Spielen, Radfahren, Laufen und vielem mehr. ‚Passive Heating‘ bezeichnet die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur durch Wärmewesten, Jacken oder Bäder. Die passive Pause ist typisch für zeitgenössische Teamsportarten wie Fußball, in denen die Coaches taktischen Input liefern, während die Mannschaft passiv zuhört.

Von diesen drei Möglichkeiten, eine Pause zu verbringen, wurden Effekte auf physiologische Variablen (z. B. Muskeloxygenierung), subjektive Variablen (Erschöpfung), Kondition und sportliche Leistung untersucht. Da alle Studien verschiedene Variablen testeten, sind direkte Vergleiche schwierig. Eindeutig war jedoch, dass sowohl das aktive als auch das passive Aufwärmen in nahezu allen Bereichen Vorteile gegenüber der passiven Pause zeigte. Lediglich die Variable der subjektiv empfundenen Erschöpfung war bei Re-Warm-Up stärker ausgeprägt als bei passivem Ruhen – wirkte sich jedoch überraschenderweise nicht auf die sportliche Leistung aus. Diese war ebenfalls höher unter der RWU-Bedingung, allerdings wurden hier hauptsächlich Leistungen im Fußball erfasst (z. B. erfolgreiche Pässe). Einige Studien ergaben, dass eine Kombination der aktiven und passiven Erwärmung noch effektiver war als deren einzelne Anwendungen (v. a. bezüglich der Bewahrung der Körpertemperatur). Ein klareres Ergebnis: Zehn von elf Studien, welche die Sprintfähigkeiten nach der Halbzeitpause untersuchten, fanden signifikante positive Effekte von RWU, während nach einer passiven Pause der klassische Leistungsabfall eintrat. Insbesondere Kraftübungen in der Pause erhöhten die Fähigkeit zu explosiven Sprints in der zweiten Halbzeit.

Ergebnis: wer rastet, der rostet – aber …

Einerseits scheint die Tendenz aus den 14 Studien naheliegend: Wer rastet, der rostet. Ein aktives Aufwärmprogramm während der Pause kann den Temperatur- und den Leistungsabfall von Athleten offenbar mildern. Frühere Metaanalysen zeigten bereits, dass Aufwärmen die sportliche Leistung steigert (3). Andererseits waren in den hier vorliegenden Studien nur wenige Sportarten vertreten; der Fokus lag auf Fußball. Für den Fußball ist mittlerweile eine weitere Metaanalyse verfügbar, die ebenfalls ein Plädoyer für RWU in der Halbzeit ist und besonders positive Effekte auf die vertikale Sprungkraft fand (1). Es wäre vorschnell, diese fußballspezifischen Ergebnisse auf die breite Vielfalt der Sportarten zu übertragen. Studien, besonders randomisierte kontrollierte Studien fehlen. Die diversen Effekte aus dem vorliegenden Review bilden insofern eine interessante Grundlage für weitere Forschung.

Eine weitere Einschränkung der Ergebnisse: Die 178 Athleten waren ausnahmslos männlich. Da bekannt ist, dass Frauen und Männer in ihrer Thermoregulation deutliche Unterschiede aufweisen (5) und dass wiederum Frauen in verschiedenen Phasen ihres Zyklus ebenfalls in ihrer Thermoregulation variieren, sind auch aus diesem Grund Verallgemeinerungen aus (4) mit großer Vorsicht zu genießen. Unterschiede der Thermoregulation sind auch insofern wichtig, als die Körpertemperatur einer der zuverlässigsten Prädiktoren für Sportverletzungen ist (2). Obwohl der diskutierte Review den Zusammenhang von Aufwärmung und Verletzung gleich zu Beginn erwähnt, wurden aus den gesichteten Studien keine Daten dazu präsentiert. Somit bietet sich auch hier ein spannender Ansatzpunkt für zukünftige Forschung an.

■ Wurzer D, Hutterer C

Quellen:

  1. Fernández FG, Sarmento H, Infantes-PaniaguaÁ, Ramirez-Campillo R, González-Víllora S, Clemente F. Effects of re-warm-up protocols on the physical performance of soccer players: A systematic review with meta-analysis. Biology of Sport. 2022; 40: 335-344. doi:10.5114/biolsport.2023.116013

  2. Fradkin AJ, Gabbe BJ, Cameron PA. Does warming up prevent injury in sport? The evidence from randomised controlled trials. Journal of Science and Medicine in Sport. 2006; 9: 214-220. doi:10.1016/j.jsams.2006.03.026

  3. Fradkin AJ, Zazryn TR, Smoliga JM. Effects of warming-up on physical performance: a systematic review with meta-analysis. The Journal of Strength & Conditioning Research. 2010; 24: 140-148. doi:10.1519/JSC.0b013e3181c643a0

  4. González-Devesa D, Vaquera A, Suárez-Iglesias D, Ayán-Pérez C. The efficacy of re-warm-up practices during half-time: a systematic review. Medicina. 2021; 57: 976. doi:10.3390/medicina57090976

  5. Kaciuba-Uscilko H, Grucza R. Gender differences in thermoregulation. Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care. 2001; 4: 533-536. doi:10.1097/00075197-200111000-00012