Einfache Strategie zur Prävention rheumatoider Arthritis

Einfache Strategie zur Prävention rheumatoider Arthritis
© Paul / Adobe Stock

Rheumatoide Arthritis (RA) betrifft weltweit bis zu ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung und führt häufig zu chronischen Schmerzen, Funktionseinbußen und kardiovaskulären Begleiterkrankungen. Präventive Empfehlungen richteten sich bislang vor allem gegen Rauchen und Adipositas. Eine aktuelle prospektive Kohortenstudie aus der UK-Biobank zeigt nun, dass zwei leicht veränderbare Lebensstilfaktoren – moderates Training und gesunder Schlaf – das RA-Risiko auch bei genetischer Belastung deutlich senken können (2).

In die Arbeit von Ni et al. flossen Daten von 363 211 Erwachsenen ein, die zu Schlafgewohnheiten, körperlicher Aktivität (PA) und Genetik erfasst und im Median 12,5 Jahre lang nachverfolgt wurden. Ein „gesunder Schlafscore“ (Dauer 7–8 Stunden, keine häufige Insomnie, kein ausgeprägtes Schnarchen, geringe Tagesschläfrigkeit, Morgen-Chronotyp) verringerte das RA-Risiko um 21 Prozent (HR 0,79; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,75–0,84). Für PA ergab sich eine U-förmige Kurve: Am stärksten profitierten Personen mit moderater Aktivität (Quintil 3; Hazard Ratio 0,84; 0,76–0,92). Wer sowohl gut schlief als auch moderat trainierte, reduzierte sein Erkrankungsrisiko sogar um 51 Prozent (Hazard Ratio 0,49) – unabhängig vom genetischen Risikoscore (2).

Extrem hohe Trainingsumfänge können – ähnlich wie Bewegungsarmut – systemische Entzündungsvorgänge begünstigen (1). Die Analyse zeigt, dass insbesondere ein mittleres Niveau aus Alltagsbewegung sowie Ausdauer- und Krafttraining einen günstigen Zytokin-Shift (mehr Interleukin 10, weniger TNF-α) erzeugt (1). Eine Mendelsche Randomisierungsstudie untermauert dies: Schon eine zügige Gehgeschwindigkeit (Surrogat für moderate Intensität) senkte das RA-Risiko um fast 70 Prozent (Odds Ratio 0,31; 0,15–0,62) (3).

Schlafmangel, fragmentierter Schlaf oder starkes Schnarchen steigern die Expression proinflammatorischer Zytokine wie Interleukin 6 und C-reaktives Protein. Die UK-Biobank-Daten verdeutlichen, dass nicht nur die Schlafdauer zählt: Personen ohne häufige Insomnie oder Tagesschläfrigkeit hatten ein um rund 24 Prozent niedrigeres Risiko. Chronobiologisch günstige Licht- und Bewegungszeitpunkte verbessern außerdem die zirkadiane Synchronisation des Immunsystems (2).

Für Schlaf und PA zeigte sich eine additive Interaktion (Relative Excess Risk due to Interaction 0,45): 45 Prozent des Krankheitsrisikos in ungünstigen Kombinationen ließen sich theoretisch vermeiden, wenn beide Faktoren optimiert würden (2). Praktisch heißt das: Wer bereits moderat aktiv ist, profitiert zusätzlich von Schlafhygiene – und umgekehrt. Für Sportmediziner, Orthopäden und Physiotherapeuten eröffnet sich damit ein niederschwelliges Interventionsfenster, das weit über Gelenkschutz hinausgeht. (2)

Trotz einiger Schwächen der Studie (vorwiegend europäische Erwachsene mittleren Alters, Angaben zu körperlicher Aktivität und Schlaf beruhten teilweise auf Selbsteinschätzung) unterstreicht sie, dass die Prävention von rheumatoider Arthritis schon vor klinischem Beginn möglich ist – mit Werkzeugen, die jeder Person zugänglich sind.

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Ketenci A. Rheumatoid arthritis treatment: Is exercise a game changer? Turk J Phys Med Rehabil. 2024; 70: 415-426. doi:10.5606/tftrd.2024.16088

  2. Ni J, Zhou Q, Meng SY, Zhou TD, Tian T, et al. Sleep patterns, physical activity, genetic susceptibility, and incident rheumatoid arthritis: a prospective cohort study. BMC Med. 2024; 22: 390. doi:10.1186/s12916-024-03615-5

  3. Zhang Q, Huang X, Zhang Y, Chao Z, Zhou R et al. Walking pace is a protective factor for rheumatoid arthritis: a mendelian randomization study. Sci Rep. 2024; 14: 24886. doi:10.1038/s41598-024-76666-6