DZSM-MITTEILUNG

30.12.2023

Die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin wird hybrid

Die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin wird hybrid
© DZSM

Die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin wird im nächsten Jahr 75 Jahre alt – ältere Mitglieder kennen sie unter Umständen noch unter dem Titel „Sportarzt und Sportmedizin“ ist seit 1948 das offizielle Organ des im gleichen Jahr nach dem 2. Weltkrieg wieder gegründeten „Deutschen Sportärztebundes“, seit 1999 die „Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention“. Die Zeitschrift ist das offizielle Verbandsorgan der organisierten Deutschen Sportmedizin. Eine wichtige Aufgabe war und ist die Publikation wissenschaftlicher sportmedizinischer Artikel. Schon 1924 war vom „Deutschen Ärztebund zur Förderung der Leibesübungen“ die Zeitschrift „Der Sportarzt“ als direkte Vorläuferin gegründet worden, aber wegen der Zeit des Nationalsozialismus hat man eine Neugründung vorgenommen und ab 1950 die Jahrgänge nummeriert.

Die wissenschaftliche Leitung hat der Hauptschriftleiter unterstützt von sieben Schriftleitern und einem wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift mit nationalen und internationalen Persönlichkeiten, die verschiedene inhaltliche Schwerpunkte vertreten.

Dieser Verein ist der Herausgeber der Zeitschrift; er hat seit 1948 seinen Sitz in Hannover. Die wissenschaftliche Redaktion um den Hauptschriftleiter Professor Steinacker befindet sich in Ulm; von hier erfolgt auch die Produktion der einzelnen Ausgaben.

Jedes Mitglied eines Landesverbandes der DGSP erhält automatisch ein Exemplar der Zeitschrift. Die Landesverbände zahlen hierfür pro Mitglied pro Jahr einen Betrag von €28.- an den Verein zur Förderung der Sportmedizin e.V. (VFSM).

Seit Bestehen der Zeitschrift stehen Herausgeber und Redaktion immer wieder vor dem Dilemma, dass diese Zeitschrift sowohl das offizielle Verbandsorgan der Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. (DGSP) bzw. ihrer Vorgängerorganisation war, gleichzeitig aber auch die Kriterien einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift erfüllen wollte und im Sinne der Reputation des Faches auch musste. Damit muss die Zeitschrift wissenschaftlich Interessierte ansprechen, aber auch praxisrelevante Artikel aus dem großen sportmedizinischen Fundus veröffentlichen.

In den Anfangsjahren war die Finanzierung diese Zeitschrift unproblematisch, es bestand eine relativ sichere Einnahmesituation. In den Anfangsjahren der Koronarsport-Bewegung, die federführend von der Sportmedizin angeboten und durchgeführt wurde, gab es mehrere große Pharma-Firmen die die Unterstützung dieses neuartigen Therapiekonzepts sehr attraktiv fanden und beträchtliche Summen für Anzeigen in der deutschen Zeitschrift zahlten. Aber auch die Bewerbung von Präparaten, deren Wirkweise nicht unbedingt evidenzbasiert belegbar war, nahm einen nicht unerheblichen Anteil des Anzeigengeschäfts dieser Zeitschrift ein.

Durch die gute Einnahmesituation konnte der Verein zur Förderung der Sportmedizin mit der Zeitschrift teilweise beträchtliche Überschüsse erzielen, die dann für andere satzungsgemäße Zweck des Vereins verwendet werde konnten. Hierzu gehörte in erste Linie die Unterstützung der jährlichen sportmedizinischen Kongresse durch die Finanzierung der Kongressbände, die Gewährung von Reisekostenzuschüssen für den Besuch ausländischer wissenschaftlicher Kongresse an junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, aber auch eine finanzielle Hilfestellung bei der Ausstattung der Geschäftsstellen einzelner Landesverbände.

Die finanziell relativ sorgenfreie Zeit änderte sich ab dem Jahr 2000 allmählich. Ein Grund hierfür war paradoxer Weise die zunehmende Bedeutung sport- und bewegungsmedizinischer Inhalte in nahezu allen klinischen Fächern: Artikel, die sich mit den Effekten von Bewegung befassten, waren in den neunziger Jahren nur sehr schwer außerhalb der Sportmedizin publizierbar. Viele der damals in ihren eigenen klinischen Fächern noch als „Exoten“ bezeichneten Forscherinnen und Forscher publizierten ihre sport- und bewegungsmedizinische relevanten Manuskripte deshalb vermehrt in unserer Zeitschrift.

Ab 2010 konnte man in allen klinischen Fächern – aus Sicht der Sportmedizin durchaus höchst erfreulich – eine deutliche Zunahme des Interesses an körperlicher Aktivität und Bewegung in anderen Fächern, als der Sport- und Bewegungsmedizin beobachten. Publikationen über die Zusammenhänge von Bewegung und Entstehung bestimmter Erkrankungen nahmen immer mehr zu. In manchen klinischen Fächern machten auf den jeweiligen Fachkongressen Beiträge über die physiologischen und pathophysiologischen Effekte von Bewegung mehr als die Hälfte der wissenschaftlichen Beiträge aus. Diese für das Fach Sportmedizin sehr positive Entwicklung hatte aber zur Folge, dass diejenigen Autorinnen und Autoren, die in den neunziger Jahren noch in sportmedizinischen Zeitschriften publizierten, mehr und mehr in die Publikationsorgane ihrer eigenen klinischen Fächer abwanderten.

Der VFSM musste also frühzeitig damit beginnen, auf eine sich abzeichnende finanzielle Situation zu reagieren, in der die Zeitschrift nicht mehr gleichsam zum Nulltarif an alle Mitglieder der Landesverbände verschickt werden konnte. Diese Einsparmaßnahmen erfolgten vor dem Hintergrund, dass der Bezug der Zeitschrift möglichst lange zu dem sehr günstigen Preis realisierbar sein sollte. Die Sportmedizinerinnen und Sportmediziner, die noch Mitglieder anderer klinischer Fachgesellschaften sind können gut einschätzen, wie hoch der Jahresbeitrag für den Bezug der klinischen Fachzeitschrift der jeweiligen Gesellschaften ist.

Vorstand und Schriftleitung haben in den vergangenen Jahren erhebliche Einsparungen bei der Produktion der Zeitschrift umsetzen können. Dazu gehörte ein Wechsel des Verlags; mit unserem aktuellen Partner Dynamic Media Sales Verlag (DMS) haben wir einen Verlag gefunden, der uns im Gegensatz zu den Angeboten, die wir von einigen wissenschaftlichen Großverlagen eingeholt haben sehr, fair bei der Verteilung der Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft behandelt und der auch bei der Anzeigenakquise mit Herzblut unsere Thematik vertritt.

Die Reduzierung der Auflagen auf jetzt nur noch acht (statt vorher elf Hefte pro Jahr) war eine weitere Möglichkeit der Einsparung. Durch Wegfall von Druck-, vor allem aber auch der Portokosten konnten ebenfalls erhebliche Beträge eingespart werden. Schließlich konnte auch durch eine Optimierung des Produktionsprozesses und Mitgliederverwaltung durch Verlagerung verschiedener Aufgaben an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Redaktion signifikante Gelder eingespart werden.

Ein zuletzt durch die Corona-Pandemie verursachter dramatischer Einbruch der Einnahmen aus Werbung und Anzeigenverkauf zeigte dann, dass wir trotz Einsparbemühungen und gleichzeitiger qualitativer Fortentwicklung die Zeitschrift nicht mehr in gleicher Weise produzieren und herausgeben konnten. Die Landesverbände haben in 2021 dankenswerter Weise durch großzügige Spenden eine akute finanzielle Notlage der Zeitschrift verhindern können und für die nachfolgenden Jahre einer Erhöhung der Beiträge zugestimmt, die sie an den Verein zur Förderung der Sportmedizin als Herausgeber für die Lieferung der Zeitschrift an jedes Mitglied zahlen.

Darüber hinaus wurde natürlich auch bei uns die Frage diskutiert, ob im Jahr 2023 eine Zeitschrift in gedruckter Form aus ökologischen Gründen noch zeitgemäß ist und ob tatsächlich alle Mitglieder ein gedrucktes Exemplar vorliegen haben möchten. Vor diesem Hintergrund wurde ein Wechsel zu einer elektronischen Zeitschrift diskutiert und beschlossen.

Der Wechsel von einer reinen Print-Zeitschrift zu einem elektronische Medium wird für uns dadurch leichter, dass wir bereits seit einigen Jahren den Internet Auftritt der DZSM erheblich erweitert haben. Grund hierfür waren die Anforderungen der großen wissenschaftlichen Literaturdatenbanken an das Erscheinungsbild einer reinen wissenschaftlichen Fachzeitschrift, die wir ja zumindest teilweise sein wollen und müssen (s.o.).

Mit dem neuen Internetauftritt konnte auch die jahreslange Forderung nach einer Trennung rein wissenschaftlicher Beiträge von den Inhalten eines Verbandsorgans mit anwendungsorientierten Beiträgen umgesetzt werden. Tatsächlich verfügen wir inzwischen über zwei Internet Auftritte: neben der Adresse www.germanjournalsportsmedicine.com, auf der sich die Zeitschrift als rein wissenschaftlich ausgerichtetes Journal präsentiert können Sie jetzt auch über eine Plattform (www.zeitschrift-sportmedizin.de), die deutschsprachige Ausgabe finden, auf der neben verbandinternen Inhalten wie Terminen und Hinweisen auf sportmedizinische Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen auch populärwissenschaftliche anwendungsorientierte Beiträge veröffentlicht werden. Vermutlich haben aber viele unserer Mitglieder diese Option noch gar nicht wahrgenommen. Hier werden wir künftig vermehrt Beiträge aus der Praxis für die Praxis publizieren oder demnächst auch ein Forum einrichten, auf dem aktuelle Fragen aus der Praxis kollegial diskutiert werden können.

Da ein Wechsel zu einer rein elektronischen Produktion der Zeitschrift als Nebeneffekt eine weitere erhebliche Einsparung von Papier und Portokosten zur Folge haben sollte wurde in der letzten Mitgliederversammlung des VFSM im März 2023 einvernehmlich beschlossen, das Format der DZSM ab 2024 grundsätzlich von einer gedruckten in eine elektronische Ausgabe zu ändern.
Da wir annehmen, dass viele Leserinnen und Leser die Zeitschrift gern weiter in gedruckter Form auf Papier zugestellt bekommen möchten, erhalten die Mitglieder der Landesverbände die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, auf welche Art sie die DZSM erhalten möchten. Sie können die DZSM weiterhin als Printheft bekommen, müssten dann lediglich in Zukunft die Druck- und Portokosten selbst tragen, das Heft selbst bleibt für Sie als Mitglied kostenfrei. Die andere Variante wäre: Sie erhalten das Heft als digitale Ausgabe zum Download und kein Printheft mehr.
Die DGSP und der VFSM haben einstimmig beschlossen, das Jahr 2024 als ein Probejahr für dieses Projekt zu betrachten. Für 2024 werden die Kosten für diejenigen von Ihnen übernommen, die weiterhin wie gewohnt die Printversion der Zeitschrift erhalten möchten. Ab 2025 müssten dann die Kosten für Druck und Porto selbst getragen werden.

Variante 1 – Print: Sie können die DZSM weiterhin als Printheft bekommen, müssten dann lediglich in Zukunft die Druck- und Portokosten selbst tragen. Pro Jahr beträgt dieser Beitrag ca. 25-30€. Für das Jahr 2024 übernehmen wir alle Kosten für die Printversion der Zeitschrift und die Zusendung!

Variante 2 – Online: Sie erhalten das Heft als digitale Ausgabe in einem Portal zum Download. Diese Version ist mit keinen weiteren Kosten für Sie verbunden. Wir werden uns dafür einsetzten, dass diese Version für Sie als Mitglieder zu einem besonderen Leseerlebnis werden wird.

Alle Mitglieder der Landesverbände werden postalisch über diese Veränderung informiert und werden gebeten, ihre Entscheidung mitzuteilen.

In der Hoffnung, dass wir uns mit diesen Veränderungen neuen Herausforderungen besser stellen können, verbleibe ich mit den besten Grüßen!

Ihr Klaus-Michael Braumann
1. Vorsitzender Verein zur Förderung der Sportmedizin e.V.

Bild Klaus-Michael Braumann
Univ.-Prof. em. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, 1. Vorsitzender Verein zur Förderung der Sportmedizin e.V. (VFSM); Ehrenpräsident Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) © Braumann

Quellen:

  1. Steinacker JM, Böning D. 70. Jahrgang der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin. Dtsch Z Sportmed. 2019; 70: 3-4. doi:10.5960/dzsm.2019.361